Nachbericht
09.04.19
Arbeiten ist das Stichwort
Hannes Wolf und Ralf Becker finden klare Worte zur Leistung und zum Ergebnis gegen Magdeburg. Mit intensiven Einheiten soll hart daran gearbeitet werden, aus den Rückschlägen wieder herauszukommen.
Die Windrichtungen ändern sich in Hamburg schnell. Dies gilt nicht nur für die allgemeine Wetterlage in der Hansestadt, sondern im speziellen auch für die Stimmungslage rund um den Hamburger SV. Nach dem starken 2:0-Auswärtssieg gegen den SC Paderborn und den damit verbundenen Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale waren die Lobeshymnen in der vergangenen Woche rund um den Club groß. Mit diesem Erfolg als Rückenwind wurde auch im Heimspiel gegen Magdeburg eine ähnliche Leistung erwartet - zumindest aber ein siegreiches Ergebnis. Beides kam bekanntermaßen nicht zustande.
Entsprechend bedeckt war auch am Tag danach die Stimmungslage im Lager der Rothosen. „Wenn du die 100 Prozent nicht erreichst, gewinnst du keine Spiele. Und die haben wir nicht erreicht. Das ist extrem bitter und das ärgert uns massiv“, sagte Hannes Wolf nach der Einheit, die er mit den nicht eingesetzten Spielern auf dem Platz absolviert hatte. Und nachdem die gestrige Startelf von ihrem regenerativen Lauf im Volkspark zurückgekommen war, fand auch Sportvorstand Ralf Becker deutliche Worte. „Immer, wenn wir die Möglichkeit haben uns abzusetzen, bringen wir keine gute Leistung und holen die Punkte nicht. Wir hatten nicht das Gefühl, eine Mannschaft auf dem Platz zu haben, die das Spiel gewinnen wollte. Magdeburg hat sich selbstbewusster mit mehr Engagement präsentiert - das darf uns nicht passieren“.
"Das darf nicht passieren, ist aber wieder passiert"
Die Last-Minute-Niederlage war insofern doppelt bitter, weil es nicht das erste Mal war, dass der HSV in den letzten Minuten ein Spiel aus der Hand gegeben hatte. „Wir hatten uns gerade erholt. Jetzt stehen wir das zweite Mal innerhalb von kurzer Zeit hier und sagen: Das darf nicht passieren, ist aber wieder passiert“, sagte Hannes Wolf mit Blick auf das Heimspiel gegen Darmstadt 98 vor drei Wochen, das die Rothosen nach einer 2:0-Führung noch mit 2:3 verloren – ebenfalls in der letzten Minute. „Wenn du es nicht schaffst, ein zweites Tor zu schießen, dann musst du wenigstens 1:1 spielen“, haderte Wolf zudem immer noch mit dem gestrigen Spielausgang.
Dieser hätte durchaus anders aussehen können, wenn das Schiedsrichtergespann rund um die Situationen in der 53. Minute anders entschieden hätte. Zunächst nahm Bastian Dankert einen eigentlich schon gepfiffenen Elfmeter an Pierre-Michel Lasogga nach kurzer Absprache zurück und entschied auf Eckball. In dessen Folge wehrte Tobias Müller den Kopfball von David Bates deutlich mit seinem halb ausgestreckten Arm ab, doch der Pfiff des Referees blieb aus. Als Ausrede wollte der Cheftrainer dies allerdings nicht stehen lassen. „Schon die erste Halbzeit war nicht gut von uns. Wir müssen damit umgehen, dass es passiert ist. Und wir müssen mit der Mannschaft einen Weg finden, uns so zu präsentieren, wie wir uns das vorstellen“, richtete Wolf den Blick nach vorne. Dafür sei vor allem Arbeiten das Stichwort. „Wir haben eine Trainingswoche vor uns, in der wir hart trainieren müssen. Es geht in allererster Linie darum, dass wir unsere Spieler in Topform bekommen. Dann versuchen wir taktisch zu helfen für das Köln-Spiel, aber auch für das, was danach kommt“, so der Übungsleiter.
"Jeder hat die Möglichkeit, sich zu präsentieren"
Unterstützung erhält er dabei von Becker. „Jeder hat die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Vielleicht auch der eine oder andere, der zuletzt etwas hinten dran war. Du kriegst es nur über Training und Arbeit wieder hin“, so der Sportvorstand, der auf eine Reaktion der Mannschaft setzt. „Wir haben es immer wieder geschafft, aus den Rückschlägen wieder rauszukommen. Das muss heute der Auftakt dafür sein. Heute sind wir zu Recht am Boden und müssen auch Kritik einstecken, aber jetzt müssen wir den Blick nach vorne richten, Themen ansprechen und die richtigen Schlüsse ziehen.“
Diese möchte auch Hannes Wolf ziehen und auf seine Spieler einwirken, ohne dabei allerdings von seiner bisherigen Marschroute gravierend abzuweichen. „Im richtigen Moment gehört auch mal eine Provokation dazu. Bei aller Schärfe, die wir haben, ist eine gewisse Grundruhe aber gut“, so der Trainer. Dabei hofft er auch auf eine baldige Rückkehr von Kapitän Aaron Hunt und Hee-chan Hwang, die sich beide im Aufbautraining befinden. „Die beiden fehlen uns sehr, dennoch sind die Ausschläge zu groß. Wir haben immer noch die Möglichkeit unsere Ziele zu erreichen, müssen uns natürlich aber steigern.“ Gelingt dies, wird die Windrichtung auch schnell wieder aus einer anderen Richtung kommen.