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Verein

25.10.17

Wettstein: "Jahresergebnis durch personelle Veränderungen deutlich belastet"

Restrukturierungsprozess fortgesetzt.

Die HSV Fußball AG hat heute die vorläufigen Geschäftszahlen für die Saison 2016/17 vermeldet. Auf HSV.de äußert sich Finanzvorstand Frank Wettstein zu den veröffentlichen Zahlen.

HSV.de: Herr Wettstein, die HSV Fußball AG hat die vorläufigen Zahlen zum Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2016/17 bekannt gegeben. Wie fällt Ihr Fazit mit Blick auf das Jahresergebnis aus?

Wettstein: Vor Beginn der Saison haben wir bereits erwartet und auch mitgeteilt, dass die HSV Fußball AG das Geschäftsjahr 2016/17 mit einem deutlichen Verlust abschließen wird. Wir haben im Sommer 2016 einen umfangreichen Kaderumbruch mit deutlichen Investitionen betrieben, die zum einen zu höheren Abschreibungen, zum anderen zu erhöhten Personalaufwendungen führten. Die damit verbundene Erwartung im sportlichen Bereich mit Blick auf eine Verbesserung in der Bundesliga und somit einer Einnahmensteigerung in den folgenden Spielzeiten bei der Verteilung der Fernsehgelder wurde indes nicht erreicht. Um den Schaden abzuwenden, musste entgegen der Planung im Winter 2016/17 erneut in den Kader investiert werden. Dies, zusammen mit den personellen Wechseln im Trainerstab und im Vorstand, hat dann zu einem gegenüber der Planung erhöhten Jahresfehlbetrag geführt.

Damit wurden die wirtschaftlichen Ziele für das Geschäftsjahr 2016/17 nicht erreicht?

Bei der Betrachtung des Jahresergebnisses kommt man zu diesem Schluss. Trotz der erhöhten Kaderkosten und -investitionen wurden die gesetzten Ziele nicht erreicht, so dass nachgebessert werden musste. Andere Ziele haben wir jedoch erreicht. Zum einen haben wir zu Beginn des Geschäftsjahres unsere Stadionkredite komplett neu vereinbaren und in eine tragfähige Struktur überführen können. Zum anderen konnten wir am Transfermarkt mit bereitgestelltem Kapital agieren, ohne dass der HSV dieses Investitionsrisiko alleine trägt. Ferner haben wir unser Eigenkapital stärken können. Damit haben wir zumindest in der bilanziellen Betrachtung die Ziele erreicht.

Die Gesamtverbindlichkeiten im Jahresabschluss sind gegenüber dem Vorjahresstichtag angestiegen. Wie ist diese Entwicklung einzuordnen?

Richtig ist, dass die ausgewiesenen Finanzschulden um rund 30 Millionen Euro angestiegen sind. Allerdings entfällt der Anstieg neben der Stadionfinanzierung auf Darlehen, die wir zur Realisierung von Spielertransfers geschlossen haben. Bekanntermaßen ist die Rückzahlung dieser Finanzierungen an den Eintritt von sportlichen Bedingungen geknüpft. Treten diese ein, so ist die Rückzahlung gesichert, treten diese Bedingungen nicht ein, so entfällt eine Rückzahlung. Auf der anderen Seite hat sich allerdings das Vermögen des HSV entsprechend erhöht. Die in der Bilanz ausgewiesenen Spielerwerte sind gegenüber dem Vorjahr um etwa 25 Millionen Euro angestiegen, die liquiden Mittel um mehr als sechs Millionen Euro. So ist der Anstieg der Gesamtverbindlichkeiten eine Stichtagsbetrachtung, die in kommenden Abschlüssen wieder korrigiert wird.

Wie ist die Prognose für die jetzt laufende Saison?

Wir haben uns zum Ziel gesetzt, in der laufenden Saison ein ausgeglichenes Ergebnis zu erwirtschaften. Dazu gibt es noch eine Fülle an Unwägbarkeiten, und mit dem Ausscheiden im DFB-Pokal haben wir bereits eine deutliche Abweichung. Dennoch halten wir an dem Ziel fest und befinden uns im Plan. Einmal mehr entscheidend wird allerdings die Bewertung der sportlichen Situation nach Abschluss der Hinrunde sein. Durch den planmäßigen Abbau von Finanzverbindlichkeiten in Höhe von rund 18 Millionen Euro und einer bereits durchgeführten Kapitalerhöhung von zwölf Millionen Euro planen wir eine Verbesserung der Eigenkapitalquote zum 30. Juni 2018 auf 30 Prozent.

Ist damit aus Ihrer Sicht die finanzielle Restrukturierung des HSV abgeschlossen?

Wir haben derzeit noch zwei wesentliche Fragestellungen abzuarbeiten. Zum einen bereiten wir die Rückzahlung der Fan-Anleihe vor, für die wir allerdings noch fast zwei Jahre Zeit haben. Zum anderen beschäftigen wir uns weiterhin mit den steuerlichen Folgen aus der Vergangenheit. Die Betriebsprüfung für den Zeitraum von 2009 bis 2012 konnten wir mittlerweile fast abschließen, so dass uns die finanziellen Folgen weitestgehend bekannt sind. Die Verpflichtungen hieraus sind im Jahresabschluss erfasst und auch liquiditätsseitig in der Planung berücksichtigt. Allerdings rechnen wir zeitnah mit der Anschlussprüfung für die Jahre ab 2013, aus der wir weitere Nachzahlungen zu erwarten haben. Auch hierfür haben wir Risikovorsorge betrieben, müssen aber die Feststellungen aus der Prüfung abwarten. Mit Blick auf die Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung sowie die Fristigkeiten der Finanzschulden haben wir insgesamt einen deutlichen Schritt nach vorne machen können.