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Saison

24.08.16

Zurück im Tunnel, Ingolstadt im Visier!

Die Rothosen haben ihren Blick Richtung Ingolstadt gelenkt und bereiten sich im Training akribisch auf die Schanzer vor. Denn nach dem Sieg im DFB-Pokal soll auch der Start in die 54. Bundesliga-Saison glücken. 

Die Arme und Hände sind gen Himmel gestreckt. Dann geht es nach einer leichten Rumpfbeuge langsam immer tiefer in die Hocke. Die Rothosen haben sich im Kreis versammelt, ihre Atmung ruhig, die Bewegungen konzentriert. Stille. Nur im Hintergrund nimmt man vereinzelt Geräusche wahr. Der Antrieb eines Flugzeuges, das über den Trainingsplatz fliegt, der Lärm eines Bohrers, der auf der Baustelle des HSV-Campus seine Arbeit verrichtet, die Gespräche der knapp 400 Zaungäste, die in Erwartung auf die neue Saison bei sommerlichen Temperaturen das Training beobachten.

Ekdal zurück

40 Minuten lang dauert die Kraft- und Stabilisationseinheit der HSV-Profis, die wie gewohnt von Athletiktrainer Daniel Müssig angeleitet wird. Sie spiegelt die Stimmung des heutigen Trainings, dem letzten öffentlichen vor dem Bundesliga-Auftakt gegen den FC Ingolstadt 04 am Samstag (27. August, Anstoß 15:30 Uhr) perfekt wieder: Es herrscht die vielfach zitierte Ruhe vor dem Sturm. Die Rothosen befinden sich nach dem 1:0-Pokalsieg beim FSV Zwickau wieder im Tunnel. Denn auch das erste Bundesliga-Spiel der neuen Spielzeit möchte die Labbadia-Elf unbedingt für sich entscheiden. 

Dementsprechend geht es auch bei der nächsten Übung zur Sache. Nun ist der beste Freund der Rothosen – der Adidas-Spielball „Torfabrik“, den sie auch Samstagnachmittag im Volksparkstadion bespielen werden - mit von der Partie. Beim Kurzpassspiel mit maximal zwei Kontakten werden die Bälle perfekt in die Füße des jeweiligen Mitspielers befördert. Einer von ihnen ist Mittelfeldspieler Albin Ekdal, der nach seiner Sprunggelenksverletzung erstmals wieder mit der Mannschaft trainiert. Nun hört man lediglich die Kommandos von Co-Trainer Eddy Sözer und vereinzelte Ausrufe der Spieler, die konzentriert die Bälle fordern.

Feintuning im Offensivspiel 

40 Meter weiter fliegen Christian Mathenia und Andreas Hirzel durch die Lüfte. Auch die Ersatzkeeper sind mit vollem Einsatz dabei, wohlwissend das es bei aufsteigender Sonne und 25 Grad im Schatten jetzt angenehmere Dinge gibt, als in ihrer Ganzkörpermontur den Schweiß zu sammeln. „Maximale Konzentration, Männer – und zwar in jedem Detail“, fordert Torwarttrainer Stefan Wächter und seine Schützlinge folgen akribisch. Die Bälle prallen mit einem stumpfen Ton in den Schaum der Torwarthandschuhe. Kasten sauber, die Trockenübungen erledigt, jetzt kann der Härtetest folgen.

Das denkt sich auch Cheftrainer Bruno Labbadia und geht nach der Kraft- und Passeinheit zum Taktischen über. Das Angriffsspiel steht auf der Tagesordnung und nun entlädt sich die zuvor angestaute innere Ruhe. „Das muss schneller gehen. Keine Pässe mehr zurück. Optionen sehen und notfalls mit zwei Spielern in die Tiefe gehen. Nicht zurückweichen“, predigt Labbadia und schnappt sich dabei nach jedem vorgetragenen Angriff einen seiner Protagonisten. Vor allem die Neuzugänge sind gefragt. Bobby Wood, Filip Kostic, Luca Waldschmidt, Bakery Jatta. Für jeden Angreifer hat der einstige Bundesliga-Top-Torjäger einen Tipp parat. Lewis Holtby mimt im Hintergrund den verlängerten Arm des Trainers, übersetzt auf dem linken Flügel für Kostic und Bahoui immer wieder die Vorgaben. 

Das Kollektiv als Stärke 

Bei allem Konkurrenzkampf – der HSV trainiert drei Tage vor dem Bundesliga-Start mit der kompletten Kader-Stärke - geht es nur übers Kollektiv. So setzen die Rothosen nach anfänglichen Schwierigkeiten auch zunehmend besser die Spielidee von Coach Labbadia wieder. „Genau das! Genau das!“, lobt der 50-Jährige. Der harte Kern der Zaungäste kennt diesen Zuspruch. Es ist ein gutes Zeichen und zugleich ein Warnsignal für Christian Mathenia und Andreas Hirzel im Tor. Flanke Kostic, Tor Lasogga. Hereingabe Ostrzolek, Treffer Müller. Die HSVer präsentieren sich vor dem Kasten kaltschnäuzig und lassen den Schlussmännern nur noch selten eine Chance. Labbadia beendet schließlich nach fast zwei Stunden und einem tollen Kopfballtreffer durch Bakery Jatta das Training. „Mit diesem tollen Treffer hören wir auf…“  

Wobei so richtig stimmt das nicht: Während die Startelf aus dem Zwickau-Spiel beim Stretching mit Daniel Müssig den Trainingstag beendet, wie er angefangen hat, üben die vermeintlichen Reservisten weiter an ihrem Abschluss. Die Stimmung ist jetzt zunehmend ausgelassen, denn die Vorfreude in drei Tagen nur wenige Meter entfernt im stimmungsvollen Kessel namens Volksparkstadion die 54. Bundesliga-Spielzeit des Dinos zu eröffnen ist riesig. Dafür geben die Rothosen derzeit alles. Ingolstadt ins Visier nehmend haben sie sich zurück in den Tunnel der Konzentration gezogen. Am Donnerstag und Freitag setzt die Labbadia-Elf bei den beiden letzten nicht-öffentlichen Trainingseinheiten dann ihre Vorbereitung fort.