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Trainingslager

12.01.17

Jatta: Den Traum im Visier

Für den 18-jährigen Offensivspieler geht ein aufregendes Jahr zu Ende. Der Blick auf die vergangenen 365 Tage ist die Motivation für die Zukunft.

Für Bakery Jatta ist das Trainingslager in Dubai einmal mehr ein absolutes Neuland. Die imposanten Gebäude und der Gigantismus der Bauprojekte im Emirat sind für den jungen Fußballer des HSV mehr noch als für alle anderen eine komplett andere Welt. „Das ist alles sehr groß hier und für mich manchmal ein wenig unwirklich“, sagt der 18-jährige Offensivspieler. Kein Wunder. Vor eineinhalb Jahren kam Jatta als minderjähriger Flüchtling ohne Eltern aus Gambia nach Deutschland. Für ihn begann schon damals ein komplett neues Leben in einer komplett unbekannten Umgebung. Im niedersächsischen Bothel fand er zunächst eine neue Heimat. Und über die Akademie von Lothar Kannenberg, einer gemeinnützigen Jugendhilfe- und Bildungseinrichtung, bekam er einen Fuß in die Tür des Fußball-Leistungssports. Einer Welt, in der Fleiß, Zielstrebigkeit und Talent eine große Rolle spielen. Eigenschaften, die Jatta vereint.

Sein riesiges Talent überzeugte

Anfang Januar 2016, also vor gut einem Jahr, stand er, nachdem er zuvor beim Oberligisten Bremer SV trainierte, in der Vorbereitung zur Rückrunde auf einmal auf dem Fußballplatz am Volksparkstadion und absolvierte ein zweitägiges Probetraining bei den Rothosen. Der Ausgang ist bekannt. Am 13. Juni 2016, eine Woche nach seinem 18. Geburtstag, unterzeichnete Jatta einen Dreijahresvertrag beim HSV. Seine physischen Voraussetzungen, sein Ehrgeiz und sein riesiges Talent überzeugten die Verantwortlichen. Das Märchen vom Flüchtling in der Bundesliga begann. „Das gesamte letzte Jahr war schon sehr aufregend für mich“, sagt Jatta im Gespräch mit HSV.de in einer Mischung aus Deutsch und Englisch. Sehr schnell sei es vor allem vorübergegangen. „Ich habe nicht das Gefühl, dass es ein Jahr war. Jeder Tag war aufregend und eine neue Herausforderung“, verrät er.  

Neben den intensiven Einheiten auf dem Platz musste sich Jatta auch an Sprache und Abläufe gewöhnen. Herausforderungen, die er annahm und auch meisterte. Mittlerweile kann er sich gut auf Deutsch verständigen. Auf dem Fußballplatz ging es am 5. September letzten Jahres so richtig los. Da erhielt Jatta von der DFL seine Spielberechtigung für Pflichtspiele. Nur einige Tage später kam er in der Regionalliga Nord bei der U21 des HSV zum Einsatz. Gegen BSV Rehden traf er beim 2:0-Sieg doppelt. Eine Leistung, die wie schon bei seiner Verpflichtung große mediale Aufmerksamkeit erhielt. Gleiches gelang ihm wenige Tage später beim 3:1-Sieg gegen den VfV 06 Hildesheim, als er erneut zwei Treffer beisteuerte. Seit September kommt der Offensivmann auf zehn Spiele und sechs Tore bei der zweiten Mannschaft. Eine starke Quote.

„Mein Traum ist es, in der Bundesliga zu spielen"

Am 30. Oktober saß er dann beim Auswärtsspiel gegen den 1. FC Köln erstmals bei den Profis auf der Bank. „Es war sehr aufregend. Die Fans im Stadion, die Atmosphäre, die Stimmung – alles war neu für mich. Aus der Perspektive kannte ich es noch nicht“, verrät er. Dem anfänglichen Respekt hat er nun nach fünf Kader-Berufungen abgelegt. „Ich kann es mehr genießen. Ich bin nicht mehr so nervös“, gibt er mit einem breiten Lächeln zu. Sein persönliches Highlight war die letzte Begegnung gegen Schalke 04, als nach dem Schlusspfiff das Licht ausging und die Fans mit Feuerzeugen und leuchtenden Smarthphones eine einmalige Atmosphäre schufen. Der Abschluss eines verrückten und aufregenden Jahres für Jatta und gleichzeitig der Startschuss ins neue Kapitel.

Auch in diesem Jahr heißt es für „Baka“, wie ihn die Mannschaftskollegen liebevoll nennen, weiter an seinem großen Ziel zu arbeiten und den ersten Schritten die nächsten folgen zu lassen. „Mein Traum ist es, in der Bundesliga zu spielen. Es war ein guter Schritt dafür, im Kader zu sein und auf der Bank zu sitzen, aber ich habe noch lange nicht genug. Dafür werde ich weiter hart arbeiten,“ sagt Jatta. Den Anfang macht das Trainingslager in Dubai. „Alle arbeiten hier enorm viel und wollen sich dem Trainer anbieten. Ich bin schon sehr müde, aber Ich fühle mich gut vorbereitet und bin hochmotiviert.“ Das Abenteuer Jatta, das vor gut einem Jahr begann, kann damit also in die nächste Runde gehen.