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Team

09.07.17

Andre Hahn: Der gereifte Rückkehrer

Neuzugang Andre Hahn nimmt seinen zweiten Anlauf beim HSV. Der 26-jährige Angreifer kehrt dabei als gestärkter Spieler und gereifter Mensch zurück an die Elbe und könnte mit seinem Spiel und seiner Persönlichkeit zur perfekten Ergänzung im Team der Rothosen werden. 

Für HSV-Neuzugang Andre Hahn fühlt es sich in diesen Tagen ein bisschen so an wie nach Hause kommen. „Es ist schön, wieder hier zu sein. Ein paar Gesichter und das Umfeld des Vereins kenne ich noch gut“, bestätigt der 26-Jährige im Inneren des Volksparkstadions, unmittelbar vor der Abreise ins erste Trainingslager nach Rotenburg. Der Bauch des Stadions, die Umkleiden, die Mixed-Zone, der Spielertunnel – der Offensivspieler, der im niedersächsischen Ottendorf geboren und aufgewachsen ist, kennt all das und findet ein kleines Deja-vu vor. Denn er ist kein gewöhnlicher Neuzugang, sondern zu einem gewissen Teil ein Rückkehrer. Von 2008 bis 2010 spielt Hahn in der A-Jugend des Hamburger SV und macht gleichzeitig als 18-Jähriger in der Regionalliga Nord für die HSV-Reserve seine ersten Schritte im Herren-Bereich. Er wohnt in Norderstedt und macht dort parallel zum Fußball eine Ausbildung zum Fahrzeuglackierer. Doch den finalen Sprung zu den Profis in die Kabine und anschließend hinaus durch den Spielertunnel aufs Grün des Volksparkstadions schafft der Angreifer nicht. 

„Mentalität, Ehrgeiz, Wille“ 

Hahn muss stattdessen den schweren Weg gehen, steht vor vielen Abzweigungen und Kreuzungen und meistert diese mit Bravour. Über den Regionallisten FC Oberneuland (2010) sowie die Drittligisten TuS Koblenz (2011) und Kickers Offenbach (2011-12) landet er zur Rückrunde der Saison 2012/13 beim Bundesligisten FC Augsburg und schafft dort den Durchbruch in Deutschlands höchster Spielklasse. Heute kommt Hahn nach einer weiteren Station in Gladbach (2014-17) als 116-facher Bundesliga-Spieler an die Elbe zurück und kann darüber hinaus auf Einsätze in der Nationalmannschaft (1 Spiel), der Champions League (9) und Europa League (8) zurückblicken. 

Als Triumph oder gar Genugtuung möchte er seine Rückkehr deshalb aber nicht verstehen. „Nein, so sehe ich das nicht. Ich weiß, dass ich früher nicht das Leistungspotential hatte, um es hier wirklich nach ganz oben zu schaffen. Es ist immer schwierig, aus der eigenen Jugend auch hochzukommen“, erklärt er reflektierend. „Ich bin sehr stolz auf den Weg, den ich anschließend gegangen bin. Ich bin durch viele Höhen und Tiefen gegangen und bin daran gewachsen. Solche Wege stärken einen menschlich, charakterlich und auch sportlich“ André Hahns Werdegang spiegelt sich - ob kausal zusammenhängend oder nicht - auch in seiner DNA als Fußballer auf dem Platz wider. Der 1,85 Meter große Angreifer ist ein nimmermüder Kämpfer. Ein pfeilschneller Offensivspieler, der zugleich aber keinen Weg und keinen Zweikampf in der Rückwärtsbewegung scheut. „Ich komme schon sehr über meine Mentalität, meinen Ehrgeiz und meinen Willen. Das sind meine Stärken. Jeder weiß, dass ich nicht der Techniker bin, der zehn Übersteiger macht. Ich habe meine eigene Art, Fußball zu spielen und damit bin ich weit gekommen“, sagt er selbstbewusst.      

„Es liegt an mir“

Auf seine Stärken – gerade im Umschaltspiel – ist nicht zuletzt HSV-Trainer Markus Gisdol aufmerksam geworden. Der 47-Jährige weiß um die Flexibilität des Angreifers, der auf beiden Außenbahnen, im Zentrum und auch ganz vorne drin einsetzbar ist und konnte Hahn letztlich auch davon überzeugen, ein Gewinn für sein System zu sein. „Der Trainer war in unserem Gespräch mit sehr viel Euphorie und Feuer dabei und hat mich ganz klar mit überzeugt. Natürlich spielte seine Spielweise, die mir sehr entgegenkommt, dabei auch eine Rolle. Ich habe das Gefühl, dass ich hier gut reinpasse und der Mannschaft helfen kann“, verrät Hahn und sieht sich nun seinerseits in der Bringschuld.

Denn seine durchaus überraschende und rasante Entwicklung vom Drittliga- zum Nationalspieler, die in der Presse bisweilen als "Fußball-Märchen" betitelt wurde, geriet in der vergangenen Saison leicht ins Stocken. Bei Borussia Mönchengladbach kam er zwar zu 30 Bundesliga-Einsätzen, zählte aber nicht immer zur Startelf und verzeichnete mit drei Toren und einer Torvorlage seine zweitschwächste Ausbeute in mittlerweile viereinhalb Jahren Bundesliga. „Ich möchte wieder regelmäßig spielen und ein wichtiger Teil der Mannschaft werden. Dazu habe ich hier die Möglichkeit, weiß aber auch, dass es an mir liegt. Ich muss meine Leistung bringen und Gas geben. Erst dann kann ich ein wichtiger Baustein der Mannschaft werden“, sagt Hahn, wohl wissend, dass er mal wieder an einer dieser Abzweigungen in seiner Karriere steht.

"Ich möchte wieder regelmäßig spielen (...) weiß aber auch, dass es an mir liegt. Ich muss meine Leistung bringen und Gas geben."

Bisher folgte der Familienvater immer dem richtigen Pfad. Beim HSV, so sagt er selbst, sind nun die Voraussetzungen gegeben, dass dies so bleibt. Seine Heimat im Norden ist anders als in Gladbach und Augsburg nun nur noch anderthalb Autostunden entfernt, in Hamburg selbst wohnen inzwischen ein paar Freunde von früher und das besondere Umfeld seines neuen Clubs ist ihm bereits bekannt. Zu guter Letzt haben die Rothosen auf einen mental starken und flexibel einsetzbaren Offensivspieler wie ihn gewartet. Es scheint also der perfekte Zeitpunkt für eine Wiedervereinigung zwischen Andre Hahn und dem HSV gekommen. Fortsetzung folgt.   

 

Die ersten Eindrücke von André Hahn im Trikot des HSV seht ihr bei HSVtv: