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Interview

29.09.17

"Spätestens dann merkt man, dass es kein normales Spiel ist"

Im Interview mit dem Vereinsmagazin HSVlive spricht Aaron Hunt über die Faszination Nordderby. 

Hamburger SV vs. SV Werder Bremen - 124 Duelle gab es zwischen diesen beiden Traditionsclubs, darunter allein 106 in der Bundesliga – keine Paarung gab es im Oberhaus des deutschen Fußballs häufiger. Ausgerechnet zum 130. Geburtstag des HSV steht nun am Samstagabend im Topspiel des 7. Bundesliga-Spieltags (Anstoß: 18:30 Uhr) die 107. Auflage des Nordderbys an.

HSV-Mittelfeldspieler Aaron Hunt war bisher 13-mal dabei. Er hat beide Seiten kennengelernt. Bremen und Hamburg. Werder und den HSV. Er kennt die Tradition der Clubs, die Fan-Kultur und den besonderen Stellenwert dieses Duells wie kaum ein zweiter Spieler in den aktuellen Kadern der Nordrivalen. Im Interview mit dem Vereinsmagazin HSVlive, das seit heute in allen HSV-Fanshops und in der "HSV-Magazin"-App (Appstore, GooglePlay-Store) erhältlich ist, spricht er deshalb über die Faszination Nordderby.

HSV.de veröffentlicht einige Auszüge des Interviews.

Aaron, das 107. Nordderby der Bundesliga steht an. Für dich hat dieses Spiel sicherlich eine besondere Bedeutung. 

Klar, für mich ist das Spiel noch mal etwas spezieller als für den einen oder anderen Spieler, weil ich auch auf der Gegenseite sehr lange für Werder gespielt habe. Ich kenne jetzt beide Lager ganz gut. Ein Derby ist natürlich nicht so wie jedes andere Bundesliga-Spiel – gerade Werder gegen Hamburg. 

Woran macht sich das bemerkbar?

Das merkt man schon in der Woche vor dem Spiel, weil die mediale Aufmerksamkeit viel größer ist. Früher hat sich so mancher Spieler auch noch zu irgendwelchen Aussagen hinreißen lassen, was sich in jüngster Vergangenheit etwas geändert hat. Klar, es gibt da noch ab und zu bekannte Ex-Spieler, die etwas loswerden wollen, aber das nimmt auch nicht jeder ernst. 

Was zeichnet das Nordderby in deinen Augen insgesamt aus?

Ich glaube, das Derby hat sehr viel Geschichte. Es gab viele Spiele in der Vergangenheit und die Vereine sind sich meist auf Augenhöhe begegnet. Sowohl vor einigen Jahren, als es um Titelgewinne ging, als auch in der jüngsten Vergangenheit, als beide Mannschaften gegen den Abstieg gespielt haben. Jetzt haben beide Clubs wieder die Ambitionen, dass es bergauf geht. Hinzu kommt neben der Geschichte die Nähe der beiden Städte zueinander, die für eine große Rivalität sorgt. Im Ballungsraum zwischen Hamburg und Bremen sind die Lager ja auch immer verteilt. Entweder ist man Bremen- oder Hamburg-Fan. 

Diesbezüglich haben beide Clubs als Traditionsvereine eine besondere Fankultur.

Genau, beide Vereine befinden sich hier auf einem ähnlichen Level und haben eine sehr große Bedeutung für die Fans. Das merkt man alleine schon daran, wie viele Leute hier zum Training kommen und wie die Fans in schweren Zeiten zu ihrem Club stehen. Sie haben stets ein gutes Gespür dafür, wann und wie sie helfen können. Wenn ich an meine Zeit in Wolfsburg zurückdenke, dann ist das dort alles ein bis zwei Nummern kleiner. Werder und der HSV sind in der Bundesliga eben schon sehr lange dabei und haben eine große Fanbase aufgebaut. Nicht nur im Norden, sondern auch in ganz Deutschland und sogar weltweit. Ich bin teilweise auch immer erstaunt, wie weit das dann geht. Wenn ich im Ausland bin – egal ob damals als Werder- oder heute als HSV-Spieler – erkennen mich die Leute und wissen Bescheid über die Vereine.

Warst du damals, als du bei Werder in der Jugend gespielt hast, eigentlich auch selbst richtig Fan?

In meiner Jugend war ich eigentlich Liverpool- und Michael Owen-Fan. Zwangsläufig hat es sich dann aber im Internat entwickelt, dass ich mich mehr für Werder interessiert habe. Damals habe ich gemerkt, dass ich ziemlich gut bin und die Chance besteht, Profi zu werden und irgendwann im Weserstadion zu spielen. Da habe ich mich dann mehr und mehr damit identifiziert. Ich bin dem Verein auch heute noch dankbar, aber spiele jetzt in Hamburg und das ist ein genauso guter Verein. Viele können das nicht verstehen, aber ich habe für beide Vereine gespielt, habe beide Vereine kennengelernt und werde sowohl über den einen als auch über den anderen Club nie etwas Schlechtes verlieren.

Wie sieht es in deinem direkten Umfeld aus - gibt es in deinem Freundeskreis noch Werder-Fans, die im Vorfeld des Spiels gegen dich sticheln? 

Viele meiner Freunde sind Werder-Fans und die sind ja nicht gewechselt, weil ich jetzt für Hamburg spiele. Den einen oder anderen habe ich zwar schon fast so weit, aber ich habe noch viele Freunde, die durch und durch Werder-Fans sind und dort jedes Wochenende ins Stadion gehen. Für die ist es irgendwie auch besonders, dass ich nun auf der anderen Seite stehe und sie wünschen mir natürlich kein Glück. Das stellt allerdings auch für mich einen Reiz dar, sozusagen gegen meine Freunde zu spielen.

Inwiefern bekommt ihr als Spieler von dem ganzen Drumherum der Fans etwas mit? 

Ich habe es damals als Spieler von Werder schon immer mitbekommen, als wir hier in Hamburg mit dem Bus eingefahren sind und die Hölle los war. In der letzten Saison habe ich es nun auch auf der Gegenseite in Bremen erfahren. Da war es ähnlich, sogar noch etwas schlimmer. Auch im Vorfeld bekommt man mit, ob von Seiten der Fans eine Choreographie oder ähnliches geplant ist. In Bremen konnte man das immer sehen, weil die Fans das auf dem Parkplatz vor dem Trainingsplatz vorbereitet haben. Hier in Hamburg bekommt man es natürlich auch mit, gerade beim Einlaufen ins Stadion. Spätestens wenn man dann als Spieler auf den Platz geht, merkt man, dass es kein normales Bundesliga-Spiel ist.  

 

Das komplette Interview, in dem Hunt zudem über die Brisanz des Derbys, seine Vorbereitung auf solche besondere Spiele sowie seine bisherigen Derby-Highlights spricht, lest ihr in der HSVlive