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Nachbericht

29.10.17

Vertrauen, Veränderung, Verantwortung

Nach der 1:2-Niederlage in Berlin mochte Trainer Markus Gisdol nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Stattdessen zeigte sich der Coach am Sonntag entschlossen – und kündigte Konsequenzen an.

„Nach diesem Spiel war klar, dass keiner von uns gut schlafen würde“, begründete Trainer Markus Gisdol die nach der 1:2-Niederlage in Berlin getroffene Entscheidung, seine Mannschaft am Sonntagmorgen bereits um 7.30 Uhr morgens im Volksparkstadion antreten zu lassen. Besprechung, Analyse, anschließend Training. Diese Maßnahme war auch dem Umstand geschuldet, dass die Spieler im Laufe des Sonntags Fanclubs in ganz Deutschland und sogar dem angrenzenden Ausland besuchten, diente darüber hinaus aber auch als Beleg dafür, dass der Trainer fest entschlossen ist, die Dinge künftig anders anzupacken – wie er am Sonntag in einem Statement zusammenfasste:

„Immer ordentlich zu spielen, aber in den entscheidenden Szenen unaufmerksam zu sein und dadurch die Spiele zu verlieren, das geht nicht. Und immer erst bei Rückstand das Herz in die Hand zu nehmen, das ist auch zu wenig. Ich bin immer sehr gut damit gefahren, meiner Mannschaft Vertrauen zu schenken, und davon weiche ich auch nicht ab - aber irgendwann muss dieses Vertrauen auch zurückgezahlt werden. Daher können wir jetzt nicht einfach alles so weiterlaufen lassen. Es wird deshalb Veränderungen geben und wir werden die Mannschaft voll in die Verantwortung nehmen.“

"Für den Verein, für die Fans, für die ganze Stadt"

Vertrauen, Veränderung, Verantwortung. Drei Schlagworte, anhand derer Markus Gisdol die aktuelle Situation aufzeigt. Und gleichzeitig drei Schlagworte, die die Woche vor dem Stuttgart-Heimspiel und die nähere Zukunft des HSV entscheidend beeinflussen sollen.

Vertrauen: Als eine Grundeigenschaft seiner Arbeit als Trainer beschreibt Markus Gisdol Vertrauen. Vertrauen in seine Mannschaft, Vertrauen in jeden einzelnen Spieler. „Dieses Vertrauen war auch in der vergangenen Saison einer der Schlüssel für den Klassenerhalt“, so der Coach, der mit Blick auf diese Saison und die aktuelle Situation mit nunmehr acht sieglosen Spielen in Folge aber anmahnt: „Irgendwann muss auch etwas zurückkommen, irgendwann muss das Vertrauen zurückgezahlt werden.“ Dass sich nach seinen Wechseln in Berlin nach einer knappen Stunde Spielzeit das Geschehen auf dem Rasen plötzlich deutlich veränderte, dass Tatsuya Ito und Fiete Arp mächtig Schwung rein- und den HSV wieder heranbrachten, hat der Trainer registriert. Was uns zum nächsten Schlagwort bringt.

Veränderung: Gisdol wollte nicht allzu sehr ins Detail gehen, nachdem er am Sonntagmorgen ankündigte: „Es wird Veränderungen geben.“ Es wirkte aber, als beziehe sich diese Aussage sowohl auf seinen Umgang mit dem Team als auch auf die Mannschaftsaufstellung. „Im Idealfall können junge Spieler im Schatten der etablierten Spieler reifen, sich in Ruhe weiterentwickeln“, so Gisdol. Er habe aber sehr wohl registriert, dass beispielsweise Ito und Arp ihre durchweg positiven Eindrücke aus den Trainingseinheiten auch in Berlin wieder in beeindruckender Weise auf den Platz gebracht haben. „Ich bleibe dabei, dass es gefährlich wäre, alles auf den Schultern unserer jungen Spieler abzulagern. Aber unsere Situation erfordert es, dass wir unsere Risikobereitschaft erhöhen und die Jungen, die sich wieder sehr erfrischend auf unser Spiel ausgewirkt haben, noch mehr stärken.“ Aus der Pflicht entlassen will er die arrivierten Kräfte mit dieser Aussage aber nicht. Ganz im Gegenteil – wie der Trainer zum Schlagwort Nummer drei erklärt.

Verantwortung: Noch immer war Gisdol am Sonntagmorgen angefressen über die Gegentore in Berlin. Beide Male waren sie vermeidbar, beide Mal gab es klare Zuordnungen, beide Male wurde nachlässig verteidigt. „Immer wieder hören wir, dass wir ein ordentliches Spiel gemacht haben, dass alle Zahlen und Statistiken für uns sprechen. Und trotzdem verlieren wir Spiele wie zuletzt in Mainz oder jetzt in Berlin. Spiele gegen Gegner, die nicht besser sind als wir. Spiele, die wir einfach niemals verlieren dürfen. Doch am Ende stehen wir ohne Punkte da, weil nachlässig gehandelt wird, weil einzelne nicht ihrer Verantwortung nachkommen.“ Dies sei nicht mehr zu akzeptieren, so Gisdol, der insbesondere die erfahrenen Spieler, aber auch insgesamt die ganze Mannschaft „in die Pflicht und in die Verantwortung“ nehmen will. Denn: „Wir haben eine riesengroße Verantwortung. Das muss jedem einzelnen klar sein. Eine Verantwortung für den Verein, für die Fans, für die ganze Stadt.“

Dieser Verantwortung gerecht zu werden und das große Vertrauen, das innerhalb des Vereins und seitens der Fans besteht, zurückzuzahlen, darum gehe es nun, machte Markus Gisdol am Sonntag deutlich - „und deshalb wird es jetzt Veränderungen geben.“ So schließt sich dann der Kreis.