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Vorbericht

23.02.18

It’s Derbytime

Am Sonnabend steht das 108. Nordderby an. Die Rothosen wollen das Spiel nutzen, um im Kampf um den Klassenerhalt an die direkten Konkurrenten heranzurücken. Auf HSV-Seite wollen vor allem die Trainer ihre Derbyerfahrung weitergeben.

Wenn am Sonnabendabend (24. Februar, live ab 18:15 Uhr im HSVnetradio) um 18:30 Uhr Schiedsrichter Felix Zwayer das 108. Nordderby zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen anpfeift, wird ganz Fußball-Deutschland auf die beiden Nordclubs schauen. Es ist ohnehin ein elektrisierendes Duell, nicht nur aufgrund seiner langen Historie: Keine Begegnung gab es in der Bundesliga häufiger und kaum eine andere Begegnung reißt die Fans beider Seiten derart mit. Doch noch eine Tatsache macht gerade dieses Nordderby so besonders: Es ist das Spiel 17. gegen 15.. Beide Teams stecken aktuell mitten drin im Kampf um den Klassenerhalt, der HSV dabei noch ein bisschen mehr als der Konkurrent von der Weser. „Wir wissen, dass es am Wochenende ein ganz wichtiges Spiel wird“, betont daher auch Co-Trainer Rodolfo Cardoso, der weiß wovon er spricht. Als aktiver Spieler erlebte er das Nordderby auf beiden Seiten mit. Sechsmal stand er dabei für die Rothosen auf dem Platz, zweimal für Werder Bremen. Für beide Teams konnte er dabei treffen, mit beiden Teams konnte er Siege bejubeln. 1997, kurz nach seinem Wechsel von der Weser an die Elbe, leitete er mit seinem Tor zum 1:0 den 3:2-Sieg der Rothosen ein. „So ein Spiel vergisst man nicht“, sagt er rückblickend.

Kühler Kopf und heißes Herz

Nun aber steht der Argentinier gemeinsam mit Cheftrainer Bernd Hollerbach an der Seitenlinie und nicht mehr auf dem Platz. Die Erfahrungen, die die beiden ehemaligen HSV-Profis auf dem Platz gesammelt haben, wollen sie nun an ihre Mannschaft weitergeben – und ihr so aus dem Tabellenkeller helfen. „Wir sind in einer Situation, in der wir die drei Punkte unbedingt brauchen“, mahnt Cardoso. Nach zuletzt zehn sieglosen Spielen in Folge ist die Sehnsucht nach einem Erfolgserlebnis bei den Rothosen groß – der Druck allerdings auch. Mit nur 17 Punkten steht der HSV derzeit auf einem direkten Abstiegsplatz, das rettende Ufer ist sechs Zähler entfernt. Keine einfache Situation für Fans und Mannschaft.  „Wichtig ist, dass die Spieler in einem solchen Spiel den Kopf freihaben“, erklärt Cardoso. „Natürlich ist das in unserer Situation nicht ganz so leicht, aber ein Derby ist noch einmal etwas anderes. Es ist ein ganz besonderes Spiel im Jahr. Es heißt: Alles oder nichts“, so der 49-Jährige. Und auch Bernd Hollerbach sticht in dieselbe Kerbe: „In einem Derby kann immer alles passieren. Da sind sehr viele Emotionen im Spiel. Wir brauchen einen kühlen Kopf und ein heißes Herz!“

„Als Spieler muss man das mitleben“

Damit es nur auf dem Platz heiß zugeht, versuchten die Verantwortlichen beider Vereine die Rivalität stets auf das Sportliche zu begrenzen, dennoch erwartet die Rothosen natürlich eine aufgeheizte Stimmung im Stadion. Eine Tatsache, die zu jedem Derby dazugehört, weiß Cardoso. „Das muss eine Motivation für jeden Spieler sein“, fordert er, der das Drumherum als Profi selbst erlebt hat. „Wenn die Jungs das annehmen, kann das zu noch mehr Schwung führen. Es ist nun einmal ein Derby. Da gibt es immer Rivalität. Das gehört dazu und als Spieler muss man das mitleben.“

Auch Werders Trainer Florian Kohfeldt erwartet ein emotionales Spiel am Sonnabend. Die sechs Punkte Vorsprung seines Teams sieht er keines Falls als rettendes Ufer. „Ein Derby steht in erster Linie immer für sich, aber natürlich macht die tabellarische Situation mit dem HSV als direkten Konkurrenten die Partie umso wichtiger", so der Coach. „Beide Mannschaften werden körperlich an die Grenzen gehen. Wir können uns auf viele Zweikämpfe einstellen.“ Dabei können die Grün-Weißen personell aus den Vollen schöpfen. Mit Zlatko Junuzovic, der Werder bei der 0:1-Niederlage in Freiburg gefehlt hatte, sowie Philipp Bargfrede und Aron Johannsson kehrt ein Trio ins Aufgebot der Bremer zurück. Lediglich auf Fin Bartels (Achillessehnenriss) müssen die Gastgeber am Sonnabend verzichten.

Mit 19 Mann nach Bremen

Die Hamburger dagegen müssen auch für das Nordderby personell wieder mehrgleisig planen. Lewis Holtby, der sich im Training einen Cut am Schienbein zugezogen hatte, und Albin Ekdal, der nach Problemen im Sprunggelenk noch nicht am Mannschaftstraining teilnehmen konnte, fallen für das Spiel aus. Darüber hinaus steht hinter Mittelfeldmann Walace noch ein Fragezeichen. Der Brasilianer war am vergangenen Wochenende Vater geworden und durfte deshalb für ein paar Tage zu seiner Familie nach Südamerika fliegen. Zwar wird der 22-Jährige rechtzeitig zum Spiel in Deutschland zurückerwartet, doch wie fit er nach der langen Flugreise sein wird, ist abzuwarten. Ein weiterer Grund für Hollerbach, mit einem Mann mehr nach Bremen zu reisen.

Am Ende aber sind all die Planungen, Worte und Sticheleien, die im Vorfeld der Partie getätigt wurden, egal. „Wenn der Schiedsrichter anpfeift, dann entscheidet es sich auf dem Platz“, weiß Bernd Hollerbach, der selbst elfmal als Spieler gegen Bremen auf dem Rasen stand. „Wir können im Vorfeld noch so viel reden, aber am Ende muss man auf dem Platz zeigen, dass man bereit ist.“ Jetzt gilt es, das Nordderby für sich zu nutzen. „Besser geht es eigentlich nicht“, freut sich Cardoso auf das Spiel. „Wir können mit der Mannschaft vieles gutmachen, wenn wir gewinnen – ganz besonders für die Fans!"

Der HSV-Kader: Tor: Mathenia, Pollersbeck; Feld: Ambrosius, Arp, Diekmeier, Douglas, Hahn, Hunt, Jatta, Jung, Kostic, Mavraj, Papadopoulos, Sakai, Salihovic, Vagnoman, van Drongelen, Walace, Wood

So könnte Werder Bremen spielen: Pavlenka - Gebre Selassie, Veljkovic, Moisander, Augustinsson - Bargfrede - Delaney, M. Eggestein - Gondorf, Kainz - Kruse

Nicht dabei: F. Bartels (Achullessehnenriss), M. Zetterer (Handgelenk-OP), O. Käuper (Sprunggelenkverletzung) 

Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)