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Nachbericht

06.05.18

Volle Konzentration auf das eigene Saisonfinale

Nach der 0:3-Niederlage des HSV bei Eintracht Frankfurt ist man nun im Kampf um den Klassenerhalt auf Schützenhilfe angewiesen. Ein Heimsieg am 34. Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach ist Pflicht, um weiter hoffen zu dürfen.

Die Enttäuschung bei den Rothosen nach der bitteren 0:3-Niederlage (0:1) bei Eintracht Frankfurt am Sonnabend (5. Mai) war kurz nach dem Abpfiff beinahe greifbar. Mit hängenden Köpfen liefen die Spieler vom Platz. Das selbsternannte „Halbfinale“ wurde verloren und im Kampf um den Klassenerhalt musste ein herber Rückschlag hingenommen werden. Eine diskussionswürdige Entscheidung des Videoschiedsrichters sorgte zudem für Gesprächsbedarf. Doch auch die Nachricht, dass auch Wolfsburg gegen RB Leipzig verloren hatte (1:4) machte schnell die Runde. Und so mischte sich in die Enttäuschung auch schnell so etwas wie Trotz. Aufgeben ist nach wie vor keine Option für die Mannschaft von Christian Titz. Zwar haben es die Rothosen am 34. Spieltag nicht selbst in der Hand, noch den Relegationsplatz zu erreichen, doch die Hoffnung, das scheinbar Unmögliche doch noch möglich zu machen, lebt. „Was auf den anderen Plätzen passiert, können wir nicht beeinflussen“, erklärte Trainer Titz am Sonntag den anwesenden Medienvertretern und gab die Marschroute für die kommende Woche vor: „Wir müssen bei uns bleiben. Wir müssen unsere eigenen Hausaufgaben machen und das bedeutet, hier einen Heimsieg zu erspielen.“ Für die Rothosen heißt es jetzt: Volle Konzentration auf das eigene Saisonfinale.

HSV.deblickt noch einmal auf die gestrige Partie, gibt einen Überblick über die Personallage und wagt einen Ausblick auf die kommende Woche.

Zum Spiel: Dass es am Sonnabend (5. Mai) für beide Mannschaften um sehr viel ging, wurde auf dem Platz schnell deutlich. Viele bissige Zweikämpfe und stabile Defensivreihen bestimmten zunächst das Geschehen. Anders als in der Vorwoche, als der HSV mit dem VfL Wolfsburg auf einen direkten Mitkonkurrenten im Abstiegskampf traf, ging es für die Gastgeber aus Frankfurt noch um den Kampf um Europa. Mit mehr defensiver Stabilität wollte die Mannschaft von Christian Titz der Offensivabteilung der Hessen deshalb Einhalt gewähren und so begann Albin Ekdal zunächst für Filip Kostic. Ein Plan, der erst einmal aufging: Zwar kamen die Frankfurter beispielsweise in Person von Jetro Willems (12.) zu Torannäherungen, doch wirklich gefährlich wurde es für den Kasten von Julian Pollersbeck nicht. Stattdessen war es Tatsuya Ito, der in der 25. Minute das Leder über die Linie vorbei an Frankfurts Keeper Lukas Hradecky zur 1:0-Führung einschob – oder auch nicht. Denn der Videoschiedsrichter in Köln meinte eine hauchdünne Abseitsposition des Japaners erkannt zu haben und schaltete sich ein. Schiedsrichter Deniz Aytekin vertraute auf das Urteil von Günter Perl - und nahm den Treffer wieder zurück. 

Eine spielentscheidende Szene mit Diskussionspotenzial. Anstelle der Hamburger gingen so nur sechs Minuten später die Hausherren durch Marius Wolf in Führung (31.). Und auch wenn die Rothosen anschließend noch einmal alles versuchten und durch Lewis Holtby (69.) den vermeintlichen Ausgleich erzielten, der aufgrund einer dieses Mal eindeutigen Abseitsposition allerdings ebenfalls nicht zählte, konnten sie das Spiel nicht mehr zu ihren Gunsten drehen. Frankfurt erhöhte stattdessen durch zwei gut ausgespielte Konter (77., Omar Mascarell; 90.+1‘, Alexander Meier) auf den 0:3-Endstand. „Wir waren zu vorsichtig und haben nicht gut in die Tiefe gespielt“, analysierte Hamburgs Trainer am Tag nach der Partie selbstkritisch. „Du kannst aber kein Spiel verlieren, wenn du kein Gegentor kassierst. Bis zum 2:0 war es die dritte Kontermöglichkeit, die wir nicht gut verteidigt haben. Die Tore sind alle aus einer Überzahlsituation für uns entstanden. Da waren wir nachlässig im Eins-gegen-eins. Aber wir hatten auch unsere Chancen in diesem Spiel. Am Ende war es so, dass die Eintracht ihre Tore gemacht hat. Das war der Unterschied.“

Zum Personal: Flügelflitzer Ito hatte am Sonnabendmittag alle Ambitionen, zu einem der Matchwinner gegen Frankfurt zu werden. Doch dann kam alles anders: Zuerst wurde sein Treffer zur 1:0-Führung nach Videobeweis wieder aberkannt, bevor in der Halbzeitpause die Partie für den quirligen Japaner schließlich frühzeitig beendet war. „Wir hätten Tatsuya gerne weiterspielen lassen, aber wir mussten ihn mit Verdacht auf Gehirnerschütterung rausnehmen“, erklärte Titz am Sonntag die Maßnahme. „Er hat im Spiel einen Bodycheck abbekommen und konnte sich an nichts mehr erinnern, was passiert war. Das Risiko war zu groß.“ Ito wurde noch vor Ort untersucht und stand die Nacht über unter Beobachtung. „Momentan sieht der Verlauf gut aus“, gab Hamburgs Trainer leichte Entwarnung. „Er musste nicht ins Krankenhaus. Er wird jetzt ein paar Tage kürzertreten und dann hoffentlich am Dienstag wieder ins Training einsteigen können.“

Für einen Lichtblick sorgte indes Nicolai Müller. Der 30-jährige Offensivspieler kehrte nach seinem Kreuzbandriss im August erstmals zurück in den Kader – und durfte nach der langen Verletzungspause endlich wieder Spielanteile sammeln. „Heute wieder auf dem Platz zu stehen, war sehr motivierend für mich. Darauf habe ich hingearbeitet, das war mein großes Ziel. Auf dem Platz wollte ich einfach nur so gut es geht helfen und habe nicht an mein Knie gedacht“, erklärte Müller nach dem Abpfiff und gab sich kämpferisch: „Wir wissen alle um die sportliche Situation, aber ich glaube noch daran, dass wir es schaffen können.“

Der Ausblick: Auch wenn der HSV durch die 0:3-Niederlage gegen Frankfurt einen herben Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt einstecken musste, möchte in Hamburg niemand aufgeben. Durch die 1:4-Niederlage des VfL Wolfsburg bei RB Leipzig hat sich der Abstand zwischen den Niedersachsen auf Platz 16 und den Rothosen auf Platz 17 nicht verändert. Zwei Punkte trennen den HSV vom möglicher Weise rettenden Relegationsplatz. Den Hanseaten hilft deswegen nur ein Sieg gegen Borussia Mönchengladbach am Sonnabend (12. Mai, ab 15:15 Uhr live im HSVnetradio). Entsprechend fokussiert will sich das Team in der kommenden Woche auf die Partie vorbereiten. „Wir wollen jetzt im Hinblick auf das Saisonfinale nur auf uns schauen. Wir müssen gemeinsam mit den Fans den Sieg erzwingen. Dafür werden wir in dieser Woche 120 Prozent geben! Wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, ebenso wenig wie die Fans, die uns heute toll unterstützt und verabschiedet haben. Wir kämpfen bis zum Schluss“, zeigte sich Kapitän Gotoku Sakai nach der Niederlage in Frankfurt kämpferisch. In eine ähnliche Kerbe Schlug auch der Cheftrainer: „Wir haben das Spiel gegen Frankfurt verloren und wir können es jetzt nicht mehr ändern, deswegen muss unser Blick jetzt nach vorne gehen. Wir sind immer noch auf zwei Punkte dran. Im Fußball ist alles möglich. In unserem Stadion mit der Wucht der Fans haben wir durchaus reelle Chancen, dass wir unser Heimspiel gewinnen können.“

Doch um am Ende doch noch den Relegationsplatz erreichen zu können, ist der HSV auf Schützenhilfe vom bereits abgestiegenen 1.FC Köln angewiesen, die am 34. Spieltag auf den VfL Wolfsburg treffen. „Ich glaube, dass alle HSV-Fans am Wochenende auch ein Stück weit Köln-Fans sein werden“, erklärte Titz mit Blick aufs Wochenende. „Was dort aber passiert, ist ein Bereich, den wir selbst nicht beeinflussen können. Natürlich hoffen wir, dass Köln in Wolfsburg gewinnt, aber dennoch geht es um uns: Wir müssen unsere eigenen Hausaufgaben machen und das bedeutet, hier einen Heimsieg zu erspielen.“