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Nachbericht

25.09.17

Das Derby im Blick: Harte Analyse, konzentrierte Vorbereitung

Nach der 0:3-Niederlage gegen Bayer Leverkusen zum Abschluss der Englischen Woche soll der Fokus nun schnell auf das Nordderby am kommenden Sonnabend gelegt werden.

Die Enttäuschung im Team der Rothosen war direkt nach dem Abpfiff sofort spürbar. Nach zuletzt drei Niederlagen in Folge wollte man gegen Leverkusen die Englische Woche unbedingt mit einem Erfolgserlebnis beenden, doch gegen die Werkself sollte es am Ende wieder nicht reichen. Zweimal Kevin Volland und einmal Bundesliga-Neuling Lucas Alario sorgten für die am Ende eindeutige Entscheidung zugunsten der Gastgeber. Trotz einer erneut kämpferischen Leistung mussten die verletzungsgebeutelten Rothosen ohne Punkte nach Hamburg zurückkehren. „Das Spiel war sicherlich nicht unser bestes Spiel, um es mal vorsichtig auszudrücken“, kritisierte Cheftrainer Markus Gisdol am Montagvormittag (25. September) in der Presserunde kritisch, mahnte gleichzeitig aber zur Ruhe. „Es ist wichtig, dass wir unsere Situation sauber und klar einschätzen. Wir haben uns nach den zwei Siegen zu Saisonbeginn mehr erhofft und erwartet und vielleicht wäre auch das ein oder andere mehr möglich gewesen. Die Situation mit vier Niederlagen in Folge ist aktuell natürlich nicht schön und tut uns weh. Dennoch ist die Saison noch jung und es wäre zu früh, die Situation in die eine oder andere Richtung einzutaxieren.“

Nach dem obligatorischen Auslaufen am Montagvormittag hat das Team am Dienstag einen Tag frei. Nach der kräftezehrenden Englischen Woche mit drei Spielen in zehn Tagen eine Notwendigkeit, um den Kopf einmal freizubekommen. Mit der nötigen Ruhe soll der Blick dann ab Mittwoch in Richtung Sonnabend (30. September) gehen. Dann nämlich steht das 107. Nordderby an – und damit die Chance, sich für die harte Arbeit endlich wieder zu belohnen. 

HSV.de blickt noch einmal auf die gestrige Partie zurück, gibt einen Überblick über die Personallage und wagt einen Ausblick auf die kommenden Tage.

Zum Spiel: Nachdem auch das dritte Spiel in der Englischen Woche mit dem 0:3 gegen Bayer 04 Leverkusen am Sonntagabend verloren ging, war die Ernüchterung erst einmal groß. Natürlich hatten sich Fans und Mannschaft nach dem ordentlichen Auftritt bei der 0:3-Heimniederlage gegen Tabellenführer Borussia Dortmund am Mittwoch (20. September) insgeheim mehr versprochen. Nachdem die Mannschaft von Markus Gisdol den Hausherren in den ersten 20 Minuten der Partie ein Spiel auf Augenhöhe bot, ging es dann allerdings ganz schnell: Ein Doppelschlag der Werkself durch Kevin Volland (20.) und Lucas Alario (23.) binnen drei Minuten sorgte für eine kalte Dusche. Zwar bissen sich die Hamburger noch einmal zurück in die Partie und erarbeiteten sich in Person von Andre Hahn (31., 70.) und Lewis Holtby (58.) noch einige Möglichkeiten, blieben jedoch wie bereits in den vergangenen drei Spielen ohne das nötige Glück vor dem gegnerischen Kasten. Im Gegenzug zeigte sich Leverkusen weiter enorm effektiv. So war es erneut Volland, der mit seinem zweiten Treffer (83.) des Tages für die Entscheidung und somit den 0:3-Endstand sorgte. 

„Es ist nicht so, dass uns Leverkusen 90 Minuten an die Wand gespielt hätte und es gar keine Räume für uns gab“, resümierte Innenverteidiger Mergim Mavraj nach Abpfiff der Partie, benannte aber auch klar das Problem: „Wir haben unsere Chancen in der Offensive nicht genutzt und das war der Unterschied.“ Gleichzeitig ließ die Defensive dem Gegner in vielen Situationen zu viele Räume. „Wir haben teilweise fahrig und fahrlässig verteidigt, unsere Kontermöglichkeiten nicht gut genug ausgespielt und so keinen Druck auf den Gegner mehr aufbauen können“, brachte es der Chefcoach auf den Punkt. „Das war sowohl defensiv als auch offensiv zu wenig von der gesamten Mannschaft, was schade ist. In dem Spiel hat nicht viel gefehlt, um den Gegner auch längere Zeit in Schach zu halten.“

Zur Personallage: Die Probleme in der Offensive hängen ein Stück weit natürlich mit dem verletzungsbedingt ausgedünnten Kader zusammen. Mit Müller (Kreuzbandriss), Hunt und Kostic (beide Muskelfaserriss) fehlten gegen Leverkusen weiterhin drei wichtige Offensivspieler im Team der Rothosen. Zudem standen auch Ekdal (Rückenprobleme), Thoelke (Aufbautraining nach Innenbandriss) und van Drongelen (Knochenödem im Becken) nicht zur Verfügung. „Ich habe oft auf die Gefahr hingewiesen, dass es mit so einem dünnen Kader irgendwann im Laufe der Saison mal eng werden könnte“, so Gisdol. „Natürlich braucht man auch das gewisse Quäntchen Glück, um ohne viele Verletzte durch die Saison zu kommen. Das hatten wir jetzt am Anfang der Saison einfach nicht.“

Für einen weiteren Schreckmoment sorgte da Walace, der nach nur einer Halbzeit in Leverkusen angeschlagen ausgewechselt werden musste. Während beim brasilianischen Mittelfeldspieler die Zeichen aber nicht allzu schlecht stehen, dass er am Wochenende wieder einsatzfähig sein wird, musste Sven Schipplock das Training am Montagvormittag mit Rückenproblemen abbrechen. Eine eingehende Untersuchung von Mannschaftsarzt Dr. Götz Welsch ergab ein akutes Wirbelsäulensyndrom (Hexenschuss). Der Angreifer verstärkt damit die Offensivsorgen der Hamburger noch einmal. Wie lange er mit den Rückenproblemen ausfallen wird, steht allerdings noch nicht fest. Umso positiver die Nachricht, dass mit Aaron Hunt ein Leistungsträger der Hamburger vor der Rückkehr steht. „Wäre heute normales Training gewesen, hätte Aaron wieder einsteigen können“, erklärte der Trainer. „Wir haben ihn in der letzten Woche gut vorbereitet. Wenn alles gut verläuft, könnte er für Samstag wieder eine Option für den Kader sein.“ Und auch bei Albin Ekdal besteht die Chance auf eine baldige Rückkehr, wenngleich Gisdol hier noch abwarten möchte: „Ich bin bei ihm ganz zuversichtlich, aber es ist noch zu früh, um endgültig etwas zu sagen.“

Mit Tatsuya Ito konnte sich dafür am Sonntagabend ein Nachwuchsspieler in den Fokus spielen. „Er war erfrischend“, lobte Gisdol seinen Youngster am Tag nach der Partie. „Es tat gut, ihn so spielen zu sehen. Es ist immer interessant, wie sich junge Spieler auf einer so großen Bühne präsentieren. Ito hat die Trainingsimpressionen bestätigt und es gut gemacht.“  Bei Rick van Drongelen allerdings, der mit einem Knochenödem am Becken bereits seit einiger Zeit verletzungsbedingt fehlt, schließt Gisdol einen Einsatz am Wochenende aus: „Wir könnten ihn zwar auflaufen lassen, aber das Risiko bei einem so jungen Spieler ist einfach viel zu groß.“ 

Der Ausblick: Am kommenden Wochenende könnte die Mannschaft von Markus Gisdol mit nur einem Spiel dennoch vieles wieder gut machen, denn es ist Derby-Zeit. Zum 107. Mal treffen der HSV und der SV Werder Bremen in der Bundesliga aufeinander. Das Traditionsduell der beiden Nordrivalen soll für die Hamburger als Chance genutzt werden. Nach den vergangenen vier sieg- und torlosen Spielen sollen zudem endlich wieder Punkte her. „Wir müssen die Dinge, die nicht gut gelaufen sind, jetzt in Ruhe aufarbeiten, aber auch mit der nötigen Härte analysieren und ansprechen“, forderte Gisdol nach dem Leverkusen-Spiel und mahnte zur Ruhe. „Wir sollten jetzt keine Panik kreieren. Hektik hat noch nie etwas gebracht. Wir können die Gesamtsituation richtig einschätzen, die Saison ist noch jung. Mit Leipzig, Dortmund und Leverkusen haben wir zuletzt gegen drei der vier Gegner verloren, gegen die man verlieren kann.“ 

Mit Ruhe und Konzentration soll also in den kommenden Tagen hart daran gearbeitet werden, am Sonnabend gegen Bremen die Wende zu schaffen. Den Schlüssel dafür sieht der Trainer vor allem in der Offensive. „Dass wir in den letzten vier Spielen kein Tor gemacht haben, ist natürlich nicht gut“, so der Coach selbstkritisch. „Hier brauchen wir aber mal wieder ein Erfolgserlebnis, dann kommt auch das Selbstbewusstsein zurück.“ Die Zeichen am Volkspark stehen nun voll und ganz auf Nordderby-Kurs. Das Ziel dabei ist klar definiert. „Wir wollen das Derby jetzt unbedingt gewinnen“, erklärte Gisdol. „Dafür müssen wir unter der Woche sauber arbeiten, dann haben wir eine gute Chance, um die drei Punkte im Volkspark zu behalten.“

Die Presserunde mit Markus Gisdol seht ihr auf HSVtv: