Stimmen zum Spiel
21.10.17
"Wir haben eine tolle Moral bewiesen"
Der HSV muss sich nach einer äußerst couragierten Leistung und 50 Minuten in Unterzahl mit 0:1 dem deutschen Rekordmeister FC Bayern München geschlagen geben. Dementsprechend enttäuscht zeigten sich die Rothosen nach der Partie. HSV.de hat die Stimmen zum Spiel.
Auf dem Papier zwar defensiv aufgestellt, aber in der Interpretation der Defensivarbeit extrem forsch präsentierten sich die Rothosen im Topspiel des 9. Bundesliga-Spieltags gegen den FC Bayern München und kämpften sich so im ersten Durchgang in die Herzen der HSV-Fans. Doch das ausgeglichene Spiel bekam in der 40. Minute eine entscheidende Wende, als Gideon Jung nach einer Grätsche gegen Coman mit der Roten Karte vom Platz gestellt wurde. Eine extrem harte Entscheidung, die im Anschluss an das Spiel in der Mixed-Zone des Volksparkstadions für reichlich Diskussionsstoff unter den Rothosen sorgte. Denn in Unterzahl wurde es gegen den Rekordmeister extrem schwierig, wenngleich sich die Hamburger auch in Unterzahl tapfer gegen die knappe 0:1-Niederlage wehrten. HSV.depräsentiert die Stimmen zum Spiel.
Gideon Jung: Wir haben es defensiv sehr gut gemacht und es war ein offenes Spiel. Für mich ist die Entscheidung der Roten Karte sehr hart. Ich habe versucht, den Konter zu unterbinden. Es ist ein klares Foul und ein hartes Einsteigen, aber ich versuche den Ball zu erwischen, der in unmittelbarer Nähe lag, und wollte keinen verletzen. Jeder versucht im Fußball sein Tor zu verteidigen. Ich habe mich bei Coman auch entschuldigt und jeder weiß, dass ich ein Spieler bin, der nicht hart foult. Für mich war die Entscheidung unterm Strich zu hart. Es hat dem Team geschadet, weil wir mit einem Mann mehr echt etwas hätten reißen können. Ich bin dennoch stolz auf die Mannschaft und unsere Leistung. Wir haben eine tolle Moral bewiesen und es selbst in Unterzahl weiter sehr gut verteidigt.
Rick van Drongelen: Es war eine unglaubliche Atmosphäre im Stadion. Wir haben uns vor dem Spiel geschworen, alles reinzuwerfen und haben das auch getan. Leider hat es die Rote Karte für uns dann sehr schwer gemacht. Ich fand die Entscheidung etwas zu hart, weil Gideon in der Situation ja zum Ball geht. Für mich persönlich war es natürlich ein besonderes Spiel gegen die großen Spieler des FC Bayern, gerade gegen Arjen Robben. Ich haben ihn über zehn Jahre im Fernsehen verfolgt und dann stand ich neben ihm auf dem Platz.
Dennis Diekmeier: Es fühlt sich extrem bitter an, weil wir bis zu der Roten Karte ein klasse Spiel gemacht haben. Die Rote Karte ist in meinen Augen keine, weil ich der letzte Mann war. Zudem wiegt der Platzverweis doppelt schwer, weil wir mit Gideon einen unserer besten Spieler in letzter Zeit verlieren. Zu zehnt ist es im Anschluss natürlich schwer. Leidenschaftlich und als Team war es dennoch ein guter Auftritt. Jedem muss klar sein, dass es nur so geht und wir keinen Prozentpunkt nachlassen dürfen.
Lewis Holtby: Wir haben sehr stark gekämpft und alles reingeworfen. Leider kam die kontroverse Rote Karte dazwischen, die in meinen Augen nicht berechtigt war. Es war toll, wie wir trotzdem weiter gekämpft haben und sogar noch selbst zu Chancen gekommen sind. Diese Leidenschaft müssen wir beibehalten. Am Ende ist es bitter, wie die Niederlage zustande gekommen ist, aber wir müssen den Mund abwischen und das Positive herausziehen. Die Ergebnisse fehlen zwar, aber die Mentalität ist super und darüber werden wir auch wieder zu Erfolg kommen.
Andre Hahn: Leider stehen wir wieder hier und müssen darüber reden, dass wir gut gespielt und nicht gepunktet haben. Das ist sehr bitter. Wir haben alles reingehauen und gerade in der ersten Halbzeit wenig zugelassen. Bayern hat dann die Qualität, es mit einem Mann mehr gut auszuspielen, auch wenn es dann bitter ist, wie das Gegentor fällt. Ich hatte auf dem Platz nie im Leben mit der Roten Karte gerechnet. Gideon hat in meinen Augen alles richtig gemacht, wollte ein taktisches Foul begehen. Es war klar, dass es danach extrem schwer wird gegen die Bayern. Wenn wir mit so viel Herz und Leidenschaft in Berlin auftreten und wieder solche Fans im Rücken haben, die uns heute grandios unterstützt haben, bin ich sehr positiv gestimmt.
Aaron Hunt: Wir hätten das Spiel gern länger offen gehalten, doch mit dem Gegentor war das Spiel fast durch. Ich habe die Rote Karte im Fernsehen noch nicht gesehen. Im Spiel sah es nicht nach einem Platzverweis aus, weil er sehr weit vom Tor entfernt und nicht der letzte Mann war. Wir haben es in der ersten Halbzeit ganz ordentlich gemacht, aber leider in eine gute Phase herein die Rote Karte bekommen. Das war der Knackpunkt. Am Ende ist verloren aber verloren und wir können uns nichts von einem guten Spiel kaufen. Wir fahren jetzt nach Berlin, um zu punkten. Genau wie wir es auch heute wollten.
Mergim Mavraj: Es muss immer alles passen, um eine Mannschaft wie die Bayern zu schlagen. Heute war das Glück mit der Roten Karte und dem blöden Gegentor nicht auf unserer Seite. Ich muss den Gegentreffer auf meine Kappe nehmen. Ich spekuliere falsch und treffe den Ball nicht richtig. Leider passieren Fehler, wenn man die ganze Zeit so tief dann verteidigt, Bayern hatte noch weitere gute Chancen. Die Rote Karte war sehr, sehr hart. Man kann Gideon keinen Vorwurf machen. Er macht genau das Richtige in der Situation, begeht natürlich ein Foul, aber das wurde hart bestraft. Natürlich sind wir froh, dass wir so eine gute Leistung als Kollektiv abrufen konnten, aber im Moment überwiegt die Enttäuschung.
Markus Gisdol: Wir wollten vieles anders machen als die Gegner, die zuletzt gegen die Bayern gespielt haben: Wir wollten mehr Druck auf die Innenverteidiger bekommen, früher attackieren, hoch zustellen und so ein gutes Pressing spielen. Es ist uns zunächst gut gelungen, den Gegner vom Tor fernzuhalten und selber die eine oder andere Möglichkeit zu bekommen. Mit dieser harten Roten Karte war es dann aber natürlich sehr schwer. Ab da war es eine Willensleistung meiner Mannschaft. Die Bayern haben es dann aber gut gemacht: Sie ließen uns laufen, haben sich mehrere gute Chancen erarbeitet und dann am Ende auch das Tor gemacht. Wir wollten auf der Gegenseite nicht zu früh alles öffnen, sind das Risiko aber in den letzten 15 Minuten noch einmal gegangen und haben uns auch zwei gute Möglichkeiten erarbeitet – wenngleich auch Bayern dann Chancen im Minutentakt hatte. Es tut weh, dass wir nach dieser guten Leistung heute keine Punkte mitnehmen konnten.
Jupp Heynckes: Für mich war schon im Vorfeld klar, dass es ein schwieriges Spiel für meine Mannschaft werden würde. Wir haben in der ersten Halbzeit aus meiner Sicht zu behäbig gespielt und keinen richtigen Rhythmus gefunden. Und dann hat man es natürlich gegen eine HSV-Mannschaft schwer, die für mich heute eine überragende kämpferische Leistung gebracht hat. Wir haben dann in der zweiten Halbzeit besser gespielt und in der Endphase sehr viele hochkarätige Torchancen gehabt, die wir leider nicht genutzt haben. Dann mussten wir bis zur letzten Sekunde zittern, weil der HSV nie aufgegeben, sondern immer versucht hat, den Ausgleichstreffer zu erzielen. Deswegen sind wir natürlich froh über die drei Punkte.