Vorbericht
15.03.19
Mit Rückenwind und vollem Haus gegen Darmstadt
Der HSV setzt im Heimspiel gegen Darmstadt 98 auf das Selbstvertrauen aus dem Stadtderby und die große Begeisterung der Anhänger.
Wenn Schiedsrichter Florian Badstübner die Heimpartie des HSV gegen den SV Darmstadt 98 am Sonnabend (16. März, ab 12:45 Uhr live im HSVnetradio) anpfeift, ist für einige HSV-Fans die lange Leidenszeit vorbei. Endlich können die Anhänger ihre Lieblinge wieder zu einer „normalen“ Tageszeit live im Volksparkstadion unterstützen. Der letzte Heimauftritt zu einer familienfreundlichen Uhrzeit mit einem Anpfiff vor 18:30 Uhr datiert vom 21. Oktober 2018. Am 10. Spieltag empfingen die Rothosen im heimischen Wohnzimmer den VfL Bochum. Sage und schreibe 145 Tagen ist das nun schon her. Danach folgten neben den stets ausverkauften Auswärtsauftritten vier Heimspiele an einem Montagabend (Köln, Union, Dresden, Fürth), eins am Mittwochabend (Sandhausen) und eins am Freitagabend (Paderborn). Dazu wurde auch im DFB-Pokal gegen Nürnberg an einem Dienstag um 18:30 Uhr gespielt.
Abendspiele nicht immer leicht
„Die vielen Abendspiele waren für die Fans zuletzt nicht immer leicht“, weiß Hannes Wolf, der sich morgen allerdings auf weit über 53.000 Zuschauer freuen darf. Da der Zuspruch schon vor dem Derby-Sieg gegen den FC St. Pauli groß war, ist es nicht auf den prestigeträchtigen Erfolg gegen den Stadtnachbarn zurückzuführen. „Ich denke, dass die Anstoßzeit den großen Unterschied macht. Vielleicht kommen die Leute aufgrund des Derbys aber mit einer anderen Stimmung ins Stadion. Besonders jetzt im letzten Drittel der Saison ist es wichtig, dass das Zusammenspiel zwischen der Mannschaft und den Fans gut funktioniert“, erklärt Wolf.
„Es liegt natürlich immer an uns, die Leute mit unserer Spielweise bei Laune zu halten. Am letzten Wochenende haben wir für diese Bindung einen wichtigen Schritt gemacht und gegen Darmstadt soll der nächste erfolgen“, gibt der Trainer das klare Ziel vor. Die jüngsten fünf Spiele im Volkspark (1:0 gegen Paderborn, 2:1 gegen Sandhausen, 1:0 gegen Dresden, 1:0 gegen Fürth und im DFB-Pokal 1:0 gegen Nürnberg) gingen dabei allesamt an die Rothosen. Insgesamt sind die Hamburger in der Liga seit acht Heimspielen ungeschlagen (Fünf Siege, drei Unentschieden).
Keinen Schritt weniger machen
Doch gerade nach dem 4:0-Erfolg gegen St. Pauli erwarten viele natürlich einen Sieg gegen die bislang auswärtsschwachen Darmstädter (3 Remis und 7 Niederlagen aus den letzten 10 Auswärtsspielen). Die Fallhöhe ist entsprechend groß. „Wenn man denkt, man könnte jetzt einen Schritt weniger machen, dann schadet es dir“, warnt Wolf. „Du musst genauso hart arbeiten, die gleiche Aktivität und den gleichen Willen haben. Das ist unsere Aufgabe. Wir müssen von der Intensität, Haltung und Kompaktheit wieder voll da sein. Nur dann bist du durch den Derbysieg bestärkt.“ Unterstützung erfährt der Trainer dabei von einem der Vorzeige-Kämpfer im Team.
Rick van Drongelen ist sich der Schwere der Aufgabe gegen die Lilien ebenfalls bewusst. „Es war ein Ziel von uns, das Derby zu gewinnen. Das war aber nur ein kleiner Teil in Bezug auf unser großes Ziel. Und so ist jetzt auch mit Darmstadt. Jeder Spieltag ist besonders. Die Stimmung, die Atmosphäre, die Punkte, die zu vergeben sind. Da stirbst du auf dem Platz“, so der Niederländer, der zusammen mit seinen Verteidigerkollegen versuchen wird, das zwölfte Mal in dieser Saison die Null zu halten und vorne mindestens ein Tor zu erzielen.
Dabei muss der HSV leider auf Kapitän Aaron Hunt verzichten, der sich im Derby einen Faszienriss im rechten hinteren Oberschenkel zugezogen hat. Neben den ebenfalls länger verletzten Hee-chan Hwang (Muskelsehen-Anriss) und Josha Vagnoman (Innenband-Anriss) sowie den in der Aufbauphase befindlichen Kyriakos Papadopolous und Jairo Samperio kann Hannes Wolf auf alle Akteure zurückgreifen.
"Die Hamburger werden Respekt vor uns haben"
Bei Darmstadt 98 hat mit Dimitrios Grammozis ein ehemaliger HSVer seit zwei Spieltagen das Zepter an der Linie übernommen. Der 143fache Bundesliga-Spieler (neben dem HSV auch Köln und Kaiserslautern) übernahm das Traineramt von Dirk Schuster, der nach nur einem Sieg aus zehn Spielen und dem Abrutschen auf Rang 14 seiner Aufgaben entbunden wurde. Den ersten dreifachen Punktgewinn konnte Grammozis dann schon in seiner zweiten Partie feiern. Der Lilien schlugen Holstein Kiel mit 3:2 und reisen damit ebenfalls mit viel Rückenwind in die Hansestadt.
"Wir wollen den Kampf und Einsatzwillen, den wir schon gegen Kiel gezeigt haben, wieder auf den Platz bringen", erklärte der 40-Jährige in der Pressekonferenz vor dem Spiel. Ein Blick in die Hamburg-Statistik der Darmstädter lässt den Übungsleiter ebenfalls positiv auf die Aufgabe blicken. Die letzten beiden Gastspiele in der Bundesliga konnte die Lilien jeweils mit 2:1 im Volkspark gewinnen. „Das bleibt sicherlich in den Köpfen der Spieler. Die Hamburger werden Respekt vor uns haben", sagt Grammozis, der noch auf den Einsatz von Victor Palsson hofft. Bis Donnerstag trainierte der Isländer krankheitsbedingt noch nicht mit der Mannschaft. Auch Marcell Heller trat in der ersten Wochenhälfte kürzer und konnte erst Teile des Trainings absolvieren. Der Platz des vom HSV ausgeliehene Christoph Moritz wird bei der Anreise auf jeden Fall frei bleiben. Aufgrund einer Schulterverletzung fällt der Mittelfeldspieler aus und wird das Spiel auch in Hessen verfolgen.
In Hamburg hofft man derweil auf zahlreiche Kurzentschlossene, die aufgrund der familienfreundlichen Anstoßzeit auch kurzfristig noch den Weg ins Volksparkstadion finden und zusammen mit den anderen über 53.000 Zuschauern (darunter rund 2.000 aus Darmstadt) den spannenden Saison-Endspurt einläuten.
Der HSV-Kader:Tor: Pollersbeck, Mickel; Feld: Arp, Bates, David, Douglas Santos, Holtby, Ito, Janjicic, Jatta, Jung, Lacroix, Lasogga, Mangala, Narey, Özcan, Sakai, van Drongelen
So könnte der SV Darmstadt 98 spielen: Heuer Fernandes - Herrmann, M. Franke, Wittek, Holland - Palsson, Kempe - Heller, Mehlem, Bertram - Dursun
Schiedsrichter: Florian Badstübner (Windsbach)