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Nachbericht

29.07.19

"Dinge, die bei einer neu formierten Mannschaft vorkommen"

In einer Medienrunde am Tag nach dem Heimspiel gegen den SV Darmstadt 98 sprach Dieter Hecking über das Remis zum Saisonauftakt, den Konkurrenzkampf im Kader und Neuzugang Xavier Amaechi. 

Im Normalfall ruht er in sich. Dieter Hecking bringt nach fast 20 Jahren im Trainergeschäft so schnell nichts aus der Fassung. Auf den Abpfiff des gestrigen Heimspiels gegen den SV Darmstadt 98 (1:1) reagierte der 54-Jährige dann aber doch sehr emotional. Mit klarer Gestik und Mimik vermittelte er dem Vierten Offiziellen Johann Pfeifer, dass es durchaus noch ein wenig mehr Nachspielzeit hätte sein können. Schließlich sorgten einige Spielunterbrechungen und die lang andauernde Videobeweisentscheidung vor dem Elfmeterpfiff für zahlreiche Verzögerungen, die dafür verantwortlich waren, dass der Ausgleichstreffer von Aaron Hunt letztendlich erst in der 98. Minute erzielt werden konnte. Der neue Cheftrainer der Rothosen wollte sein erstes Heimspiel aber augenscheinlich unbedingt gewinnen und artikulierte daher seinen Unmut über den direkt nach dem Wiederanstoß erfolgten Abpfiff. Letztendlich dauerte es anschließend allerdings nur wenige Augenblicke, dann war der Ärger über das Vergangene wieder dem Blick in die Zukunft gewichen. Schon auf der Pressekonferenz nach dem Spiel analysierte der Fußball-Lehrer die abwechslungsreiche Partie gegen die "Lilien" mit der gewohnten Prise Souveränität und Ruhe, und auch in der heutigen Medienrunde (29. Juli) nahm Hecking geduldig Stellung zu allen relevanten Themen rund um sein erstes Pflichtspiel im Volksparkstadion. 

Im Detail sprach der HSV-Coach über...

... das 1:1-Remis gegen Darmstadt 98: Ich denke nach wie vor, dass wir eine sehr gute erste Halbzeit gespielt haben. Leider haben wir uns in dieser Phase nicht belohnt. Wenn du dann direkt zu Beginn der zweiten Halbzeit zurückliegst, ist das allerdings alles andere als wünschenswert - und das hat man der Mannschaft auch angemerkt. Wir haben dann ein wenig die Struktur verloren. Das sind aber ganz normale Dinge, die gerade bei einer neu formierten Mannschaft vorkommen. Es war gut, dass wir dann noch den Ausgleich gemacht haben. Mit dem Ergebnis waren wir unzufrieden, mit der Art und Weise aber nicht. Es war ein Punkt für die Moral.

... die suboptimale Chancenverwertung: Wir reden hier gerade über das erste Pflichtspiel. Das ist kein mentales Thema. Wir werden weiter daran arbeiten, dass wir Torchancen über unseren spielerischen Weg kreieren und auch nutzen. 

... die personelle Lage: Bei Gideon Jung sieht es gut aus. Er hat gestern auch belastet und war schmerzfrei. Wenn jetzt kein Rückschlag kommt, gehen wir davon aus, dass er in der Woche voll mittrainieren kann. In Bezug auf Timo Letschert ist es so, dass er Probleme am Außenband hatte. Er wird morgen nochmal individuell trainieren, ich gehe aber davon aus, dass er dann am Mittwoch ebenfalls voll einsteigt. Ewerton hat heute signalisiert, dass sich die Schmerzen bei ihm weiter lindern. Daher denke ich, dass wir die Belastung weiter steigern können. Dennoch kommt das Auswärtsspiel in Nürnberg am kommenden Montag für ihn wohl zu früh.

... den großen Konkurrenzkampf im Kader: Das Angebot ist nicht so breit, weil einige Neuzugänge jetzt erst so richtig einsteigen. Ich kann mir über einige Spieler noch gar kein abschließendes Urteil erlauben, weil ich nicht die Möglichkeit habe, diese Akteure in Testspielen zu bewerten. Deswegen muss man immer schauen, wann man die Neuzugänge reinwirft. David Kinsombi ist ein gutes Beispiel: Er hat wegen eines Schienbeinbruchs ein halbes Jahr pausiert, dann steigt er bei uns ein und zieht sich einen Muskelfaserriss zu. Da muss ich als Trainer erstmal Abstriche machen. Und so ist jeder Einzelfall für sich bewerten, da muss man ein feines Gefühl entwickeln.

... den elften Neuzugang Xavier Amaechi: Das ist eine Investition in die Zukunft. Er kann auf beiden Außenbahnen spielen und wollte unbedingt zum HSV wechseln, obwohl es für ihn auch andere Möglichkeiten gab. Arsenal wollte seinen Vertrag verlängern, aber er hat sich klar zu uns bekannt. Das hat uns sehr gefreut. Vor allem Michael Mutzel als Sportdirektor hat sich sehr stark ins Zeug gelegt, um die Verhandlungen mit Arsenal zu einem guten Abschluss zu bringen. 

... etwaige Abgänge: Die Spieler, die eventuell noch gehen könnten, stören nicht und verbreiten auch keine schlechte Stimmung. Es ist alles harmonisch. Wenn keine Abnehmer da sind, dann werden wir unsere Verträge erfüllen, das ist doch klar. Dennoch: Die sportliche Perspektive hat sich bei dem einen oder anderen Spieler aufgrund der vielen Neuzugänge doch verändert.