
Bildung
27.01.22
GEMEINSAMES GEDENKEN IM HAMBURGER WEG KLASSENZIMMER
ANLÄSSLICH DES 18. GEDENKTAGES IM DEUTSCHEN FUSSBALL BEGAB SICH EINE SCHULKLASSE AUS HAMBURG-WINTERHUDE AUF EINE HISTORISCHE REISE IN DIE VERGANGENHEIT DES HSV IM NATIONALSOZIALISMUS.
Vor genau 77 Jahren wurde das Konzentrationslager Ausschwitz, in dem mehr als eine Million Menschen ihr Leben ließen, von sowjetischen Truppen befreit. Heute am 27.01., gedenkt die HSV-Familie mit verschiedenen Aktionen all denen Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet worden sind.
Seit einigen Jahren finden anlässlich des Holocaust-Gedenktages Aktionstage im Hamburger Weg Klassenzimmer, dem außerschulischen Lernort der HSV-Stiftung, statt. Auch in diesem Jahr hat der Hamburger Weg einen dreitägigen Schulworkshop rund um das Thema „Der HSV im Nationalsozialismus“ ausgestaltet und eine 9. Klasse der Heinrich-Hertz-Schule inhaltlich begleitet. Das Ziel der Aktionstage war es, das Bewusstsein der Schüler für die Wichtigkeit des Gedenkens und des Erinnerns zu schärfen. Unter dem Motto „!Nie wieder – Gemeinsam gegen das Vergessen!“ begab sich die Schulklasse auf eine interessante und emotionale Reise in die Vergangenheit des HSV.

Auf den Spuren der eigenen Vergangenheit
Am ersten der drei Aktionstage besuchten die Jugendlichen das Hamburger Weg Klassenzimmer im Volksparkstadion und setzten sich mit der Geschichte des HSV im Nationalsozialismus auseinander. Einleitend sprachen die Teilnehmenden über folgende Fragstellungen: „Warum ist es wichtig, gemeinsam zu Gedenken?“ oder „Welche Verantwortung trugen und tragen Sportvereine?“
Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, ging es für die Schulklasse auf eine thematische Führung durch das HSV-Museum. Geschichts-Experten vom HSV berichteten dabei über die Historie des Clubs im Nationalsozialismus. Im Fokus stand dabei, welche Auswirkungen die NS-Machtübernahme auf den HSV, Mitglieder und Hamburg hatte.
Nach einer ausgewogenen Brotzeit beschäftigten sich die Schüler in Kleingruppen mit verschiedenen inhaltlichen Schwerpunkten zu Themen wie, dem Sport als Instrument des NS-Regimes oder der Gleichschaltung in Organisationen und Sportvereinen. Die Arbeitsergebnisse wurden vor den Mitschülern präsentiert, ehe es zum Abschluss des abwechslungsreichen Tages auf eine thematische Stadionführung ging. Dabei besuchten die Jugendlichen verschiedene Ort im Volksparkstadion, die einen direkten oder indirekten Bezug zur Zeit des Nationalsozialismus haben. Die Gruppe hielt u.a. an der Gedenktafel am Nordost Eingang des Stadions inne oder warf einen Blick auf das „Love Hamburg – Hate Racism“ Graffiti der HSV-Fanszene im Westen des Stadions.

Auswärts an einem besonderen Ort
Für den zweiten Aktionstag begaben sich die Teilnehmenden auf eine Auswärtsfahrt in Hamburgs Südosten. Es stand ein Besuch der KZ-Gedenkstätte Neuengamme auf dem Programm. Seit vielen Jahren besteht eine enge Kooperation zwischen dem HSV und der KZ-Gedenkstätte, die u.a. durch die Zusammenarbeit im Hamburger Weg Klassenzimmer mit Leben gefüllt wird.
Vor Ort hatten die Schüler die Möglichkeit, verschiedene Bereiche des Konzentrationslagers, wie das Häftlingslager oder die Arbeitsstätten zu besichtigen, in denen zwischen 1940 – 1945 tausende Menschen unter schrecklichen Umständen ihr Leben verloren. Ausgebildete Gedenkstättenpädagogen nahmen sich Zeit, um den Jugendlichen ihre Fragen zu beantworten und mit ihnen über die Geschichte der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zu sprechen.
In Workshopräumen des Studienzentrums arbeitete die Schulklasse im Anschluss u.a. mit Täter- und Opferbiografien des HSV. Die Schüler bekamen tiefe Einblicke in die Einzelschicksale und Taten von Menschen, die dem HSV in der Zeit des Nationalsozialismus nahe standen und präsentierten die Geschichten zum Abschluss des emotionalen Tages vor der gesamten Lerngruppe.

Die HSV-Geschichte im Hamburger Stadtbild
Zum Abschluss der drei Aktionstage bekam die Schulklasse am heutigen 18. Erinnerungstag im Deutschen Fußball bei einem Stadtviertelrundgang einen Eindruck davon, welche geschichtlichen Verbindungen der HSV in die Stadtgebiete Grindel und Rotherbaum hat.
Dirk Mansen (Mitarbeiter Bereich HSV-Fankultur) führte die Schulklasse vom Bahnhof Dammtor bis hin zur Hallerstraße und hielt mit ihnen auf dem Weg an verschiedenen geschichtsträchtigen Orten. Am Platz der jüdischen Deportierten erfuhren die Schüler, wie viele jüdische Kaufleute und HSV-Mitglieder im Grindelviertel lebten und wie sich ihre Lebenssituationen nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten veränderten. Auf dem Gruppen-Spaziergang bekamen die Jugendlichen spannende Eindrücke davon, welche bedeutenden Orte noch im heutigen Stadtbild an die Schreckensherrschaft der Nazis erinnern und welche Wichtigkeit das Gedenken auch viele Jahre später haben sollte. Der letzte Halt des Rundgangs bildete der Sportplatz am Rothenbaum, der bis 1963 die Heimat des HSV darstellte.
Bevor es für die Schulklasse nach drei ereignisreichen Tagen zurück nach Winterhude ging, putzten alle Teilnehmenden gemeinsam Stolpersteine im Rotherbaumviertel in unmittelbarer Nähe zur ehemaligen Heimspielstätte und legten zahlreiche weiße Rosen an den kleinen Gedenktafeln nieder.
In den ereignisreichen Aktionstagen hat die Schulklasse viele Eindrücke erlebt und erfahren, wie wichtig das Erinnern auch für die heutige Gesellschaft ist. Deswegen unterstützen wir als HSV-Stiftung die zahlreichen Aktionen im Rahmen des Erinnerungstags im Deutschen Fußball.
„Jeder Mensch zählt – egal auf welchem Platz! Raute ist Vielfalt.“
Den filmischen Nachbericht von HSVtv findet ihr hier.