Saison
26.02.20
Boldt: „Müssen nach dem Rückschlag die Kräfte bündeln“
In einer Medienrunde sprach HSV-Sportvorstand Jonas Boldt über die schmerzhafte Stadtderby-Niederlage, den Umgang des Teams mit dieser Situation und die richtungsweisenden nächsten Wochen.
Die Niederlage im Stadtderby war keine, über die man einfach so hinweggehen kann. Nicht nur aufgrund der verpassten drei Punkte, sondern insbesondere aufgrund der speziellen Konstellation. Dies vermittelte HSV-Sportvorstand Jonas Boldt in den Tagen nach der 0:2-Niederlage im heimischen Volksparkstadion, wies gleichzeitig in einer Medienrunde aber auch darauf hin, wie es weiterzugehen hat. Denn so unglaublich schmerzhaft diese Niederlage auch war, bleibt das große gemeinsame Ziel bestehen – und dieses lässt es schlichtweg nicht zu, sich nun in Selbstaufgabe zu begeben und den Kopf in den Sand zu stecken. Schließlich bleiben elf Spiele, um am Ende doch erfolgreich zu sein. Wie das gelingen soll, wie man hierfür die Pleite im Stadtderby aufarbeitet und was jetzt notwendig ist, um gemeinsam als HSV Stärke zu beweisen, all dies beleuchtete Boldt in emotionaler und analytischer Manier.
Im Detail sprach der 38-Jährige über…
… die Derby-Pleite: Das Ding hat gesessen und die Wunde ist tief. Das geht uns so und mir ist sehr bewusst, wie schlecht es den Fans damit geht, das haben wir ganz klar wahrgenommen. Ich bin jetzt schon ein paar Monate dabei und traue mir zu, einschätzen zu können, wie tief dieser Stachel bei allen HSVern sitzt. Das hat uns getroffen, das merkt man deutlich. Aber unser Ansatz ist trotzdem nicht, jetzt Trübsal zu blasen, sondern weiterzuarbeiten und es erneut zu packen, nach einem Rückschlag die Kräfte zu bündeln und unseren insgesamt guten Weg fortzusetzen – so bitter das Erlebte am vergangenen Wochenende auch war. Das schaffen wir aber nur, wenn wir alle an einem Strang ziehen. Und mit alle meine ich wirklich alle, die es mit dem HSV halten. Für mich gibt es kein „wir hier“ und „die da“, sondern nur ein großes Wir. Das ist etwas, was wir als HSV immer wieder lernen müssen: Sich im Falle eines Rückschlags, so heftig er auch war, nicht einfach auf die Suche nach dem einen Schuldigen zu machen, sondern gemeinsam wieder nach vorn zu schauen und geschlossen die nächste Aufgabe anzugehen.
… den Umgang des Teams mit dieser Situation: Ich war nach dem Spiel und auch in den Tagen danach in der Kabine und man hat jedem einzelnen Spieler angemerkt, dass dies keine normale Niederlage war und dass es sie extrem beschäftigt. Wenn ich aber sehe, wie selbstkritisch alle mit der Situation umgehen, dann bin ich optimistisch, dass die richtige Reaktion folgen wird. Denn es geht ja weiter, es geht am Wochenende schon wieder um drei wichtige Punkte, so schwer dieser Schlag im Derby auch war. Wir haben in dieser Saison bereits den einen oder anderen Rückschlag erlitten, und in diesen Phasen haben viele darauf gewartet, dass wir auseinanderbrechen. Das ist aber nie passiert, sondern wir haben immer eine Reaktion gezeigt. So wird es auch dieses Mal sein, auch wenn eine Derby-Niederlage natürlich schmerzhafter ist als irgendein anderes verlorenes Spiel. Wir tun alles dafür, dass die erlittene Wunde schnell verheilt und dass keine Narbe zurückbleibt. In diesem Sinne gibt die Choreographie vom Sonnabend („Unsere Liebe, unser Leiden, unser Leben“) eine gute Marschroute vor: Die Liebe ist groß, jetzt leiden wir alle und trotzdem leben wir es halt. Und im Leben musst du nach vorne schauen.
… die Spielweise des HSV: Als wir im vergangenen Sommer unsere Arbeit aufgenommen haben, war uns klar, dass wir einen fußballerischen Ansatz wählen müssen. Das heißt natürlich nicht, dass wir auf Leidenschaft verzichten wollen. Ein perfektes Szenario konnten wir mit den gegebenen Möglichkeiten aber nicht kreieren. Wir haben es in die richtige Richtung gelenkt und viele gute Charaktere im Team. Dennoch war, auch als wir gewonnen haben, nicht automatisch alles perfekt.
… die Beurteilung der Leistungen: Ich finde nicht, dass das Umfeld in Hamburg schwierig ist. Hier hast du so einen großen Zuspruch, die Menschen fahren in Scharen zu Auswärtsspielen, da ist es klar, dass es die Leute beschäftigt, wenn du Misserfolg hast. Entscheidend ist, was wir daraus machen. Wir sind nicht ignorant, wir hören zu. Vor zwei Wochen waren wir gefühlt aufgestiegen, jetzt soll plötzlich alles schlecht sein. Ich sehe das differenziert und realistisch: Wir haben noch elf Spiele, mit denen sollten wir uns jetzt beschäftigen.