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Interview

09.01.19

„Wir müssen uns unser Niveau immer wieder erarbeiten“

Im HSV.de-Interview spricht Flügelflitzer Khaled Narey über eine Auszeit in Dubai, die besondere Kultur in der Mannschaft und die Gefahren der bevorstehenden Rückrunde.     

Im Sommer 2018 wechselte Khaled Narey von der SpVgg Greuther Fürth zum Hamburger SV. Der 24-jährige Flügelflitzer benötigte daraufhin bei seiner fünften Profi-Station kaum Anpassungszeit und avancierte in der Hinrunde mit sechs Toren und zwei Assists nach Pierre-Michel Lasogga (sieben Treffer, zwei Vorlagen) zum zweitbesten Top-Scorer der Rothosen. Im Interview mit HSV.de spricht der flexibel einsetzbare Rechtsaußen unter anderem über seine gelungene Hinrunde, die Gründe für den besonderen Spirit innerhalb der Mannschaft und die Herausforderungen im Hinblick auf die restlichen 16 Rückrundenspiele.   

Khaled, aktuell geht es in der Vorbereitung wieder ans Eingemachte. Zuvor hattet ihr zwölf Tage Pause, wie hast du diese Zeit genutzt? 

Ich war während der kurzen Winterpause in Dubai mit meiner Frau und habe die Zeit genutzt, um Kraft und Energie zu tanken. Es hat gut getan, etwas am Strand auszuspannen und die Atmosphäre vor Ort zu genießen. Dubai ist für mich einfach eine faszinierende Stadt. Ich werde es bis heute nicht verstehen, wie so imposante Hochhäuser wie der Burj Khalifa gebaut werden können. Das ist echt heftig.

Dubai ist in den letzten Jahren generell zum Treffpunkt der Fußball-Szene geworden, oder? 

Ja, das stimmt schon. Es sind echt super viele Fußballer während der Winterpause vor Ort und dieses Jahr war es insgesamt sehr voll. Aus unserem Team waren unter anderem auch Aaron (Hunt, Anm. d. Redaktion) und "Lasso" (Pierre-Michel Lasogga, Anm. d. Redaktion) da und wir haben uns öfters zum Essen verabredet. Das war schon echt cool. Darüber hinaus habe ich auch ehemalige Mannschaftskollegen von mir getroffen. Irgendwie läuft man immer irgendwem über den Weg.  

Apropos Verbindungen zu Teamkollegen: Deine Mitspieler haben zuletzt häufiger betont, dass eine besondere Atmosphäre in der Kabine herrscht. Du bist im Sommer neu zum Team gestoßen. Wie nimmst du die Stimmung im Vergleich zu deinen vorherigen Stationen wahr? 

Es ist hier schon etwas anders, weil wir eine sehr junge Mannschaft sind. Wir sind fast alle in einem Alter, sind mit den gleichen Dingen aufgewachsen und haben ähnliche Interessen und Gesprächsthemen. Wenn zum Beispiel etwas Außergewöhnliches bei Instagram gepostet wird, dann weiß jeder sofort Bescheid und wir tauschen uns dazu aus. Außerdem redet auch jeder mit und es gibt keinen, der sich permament rausnimmt. Wir lachen viel zusammen und machen gern Späße untereinander. Ich habe zuvor auch in Mannschaften gespielt, wo die Altersstruktur anders war und es sowohl viele junge als auch alte Spieler gab. Die Stimmung dort war zwar auch locker, aber eben irgendwie anders. 

Mit Aaron Hunt ist nur ein Spieler im aktuelle Kader über 30 Jahre alt. Welche Rolle nimmt er als Leitwolf und Kapitän innerhalb dieses jungen Gefüges ein? 

Aaron merkt man sein Alter überhaupt nicht an. Mit ihm kann man auch sehr viel lachen und er ist eigentlich mit der witzigste Spieler hier. Mit ihm verstehe ich mich auch sehr gut und er ist in kurzer Zeit ein guter Kumpel geworden.

Wenn man sich wohl fühlt, dann stimmt meistens auch die Leistung auf dem Platz. Du hast in der Hinrunde bereits sechs Treffer erzielt und damit deine Vorjahresausbeute in Fürth eingestellt. Warst du darüber selbst etwas überrascht?    

Überrascht war ich eigentlich nicht. Ich wusste, dass ich zu einer besseren Mannschaft wechsel, die einen anderen Fußball spielt. In Fürth haben wir sehr tief gestanden und viel auf Konter gespielt. Hier beim HSV ist es in der Regel ja so, dass man viel Ballbesitz hat und sich automatisch viel mehr Chancen herausspielt. Ich habe mir die Anzahl der Tore auf jeden Fall zugetraut und auch jetzt für die Rückrunde ist es ein klares Ziel, wieder so viele Treffer wie möglich zu erzielen, ohne dass ich mir eine konkrete Zahl vornehme. 

Wie ist nach der Hinrunde dein bisheriger Eindruck von dem Leistungslevel der Mannschaft?

In meinen Augen zählen wir zu den Top-Teams der Liga. Das unterstreicht am Ende ja auch die Tabelle. Man spürt auch einen gewissen Respekt, den uns die Gegner entgegenbringen. Wir haben eine gewisse Qualität im Kader. Selbst wenn man keinen guten Tag erwischt, dann hat man links und rechts jemanden neben sich, der einen mitnimmt und unterstützt. 

Habt ihr besonders zum Ende der Rückrunde mit der Siegesserie auch nochmal ein anderes Selbstverständnis aufgebaut?

Ich denke schon, dass wir wissen, was wir können. Nach den bitteren Niederlagen gegen Kiel und Regensburg hatten wir eine ziemliche Erfolgsserie, die natürlich unser Selbstbewusstsein deutlich gesteigert hat. Wir wissen aber auch, dass es keinen Freifahrtsschein gibt und wir uns unser Niveau immer wieder erarbeiten müssen. Das Rückspiel in Kiel hat uns ganz klar vor Augen geführt, was passiert, wenn man nicht bei 100 Prozent ist. Das ist uns allen nochmal eine Lehre gewesen.

"Das Spiel in Kiel ist uns allen nochmal eine Lehre gewesen"

Eine Lehre zum richtigen Zeitpunkt? 

Definitiv, es war kein schönes Gefühl, mit dieser Niederlage in die freien Tage zu gehen. Wir wollten die 40 Punkte unbedingt voll machen und haben dieses Ziel verpasst. Daher liegt unser Fokus nun auf Wiedergutmachung gegen Sandhausen. Wir wollen an das Niveau vor dieser bitteren Niederlage in Kiel anknüpfen.     

Worauf wird es nun in den verbleibenden 16 Rückrundenspielen ankommen und wo liegen allgemein die Unterschiede zwischen Hin- und Rückserie?     

Die Rückrunde ist generell immer schwieriger, da viele Teams in der unteren Tabellenhälfte um die Existenz kämpfen. Die geben dann 200 Prozent in den Spielen und kommen noch mehr über die Aggressivität. Diesen Kampf müssen wir annehmen. Wenn wir an unser Niveau aus der Hinrunde herankommen, dann sind wir aber in der Lage, viele Spiele zu gewinnen. Wir haben dieses klare Ziel vor Augen und müssen dafür nun in der Vorbereitung weiter hart arbeiten.