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Saison

11.06.17

"Wir lassen uns nicht treiben"

Der Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen äußert sich zum aktuellen Transferfenster und zur öffentlichen Kritik am Aufsichtsrat.

HSV.de: Seit dem erreichten Klassenerhalt sind einige Wochen vergangen. Sie wollten die Zeit nutzen, um den HSV bestmöglich auf die kommende Spielzeit vorzubereiten. Betrachtet man die aktuellen Schlagzeilen, scheinen Sie davon noch weit entfernt zu sein. Täuscht der Eindruck?

Heribert Bruchhagen: Wenn Sie auf die Schlagzeilen mit dem gern zitierten Begriff „Chaos“ anspielen, dann täuscht der Eindruck allerdings. Wir befinden uns in vielen internen Abstimmungsprozessen, im stetigen Austausch sowie in Gesprächen mit Spielern und Beratern. Wir haben einen Plan mit unterschiedlichen Prioritäten, den wir gemeinsam verfolgen. Dass wir jetzt, exakt drei Wochen nach dem Sieg gegen den VfL Wolfsburg, nicht schon alle Antworten auf die offenen Fragen liefern können, war uns schon nach dem letzten Spieltag klar. Mir war aber auch bewusst, dass uns solche Medienberichte erwarten würden.

Warum?

Bruchhagen: Weil es zu diesem Geschäft dazugehört. Das soll auch kein Jammern sein. In den noch kommenden sieben Wochen, in denen kein Bundesliga-Fußball stattfindet, sind die Zeiten bei allen Bundesligisten äußerst aufgeregt. Die Medien haben ein großes Interesse an neuen Meldungen und die sportlich Verantwortlichen müssen sensible Gespräche führen, die, wenn sie öffentlich werden, oftmals auch zum Nachteil des Vereins gereichen. Die Trainer haben parallel dazu das Ziel, zum Trainingsauftakt eine komplette Mannschaft beisammen zu haben. Dies kann nur in den wenigsten Fällen erreicht werden, es bleibt jedoch unser Ziel.

Wie bewerten Sie persönlich den aktuellen Stand der Kaderplanungen?

Bruchhagen: Selbstverständlich arbeiten alle – jeder in seinem Aufgabenfeld – daran, zum Saisonstart eine komplette Mannschaft zu haben. Hier besteht zwischen sportlicher Leitung, Vorstand und Aufsichtsrat ein stetiger Informationsfluss. Dabei gibt es wenige Diskussionen um die Vorgehensweise – diese wird zwischen Vorstand und sportlicher Leitung täglich abgesprochen. Ebenso ist der Aufsichtsrat in die grundsätzlichen Entscheidungen eingebunden. Beim Zusammentreffen von Vorstand und Aufsichtsrat gibt es – wie selbstverständlich im Fußball – auch mehrere Positionen und Auffassungen, die Vorgehensweise ist jedoch klar abgestimmt.

Herrscht also eitel Sonnenschein?

Bruchhagen: Ganz und gar nicht. Es ist doch sinnvoll und richtig, dass unsere Verantwortlichen und auch die beteiligten Gremien ihren Auftrag wahrnehmen, den sie im Sinne des HSV ausführen. Dabei kommt es zu Diskussionen und gelegentlich auch zu inhaltlichen Unterschiedlichkeiten. Am Ende kommt es darauf an, dass ein Konsens gefunden wird. Und hier bleibt festzuhalten, dass zwischen Aufsichtsrat, Vorstand und sportlicher Leitung ein absoluter Konsens besteht. Das zuletzt in den Medien häufig beschriebene Bild einer Drei-gegen-drei-Situation im Aufsichtsrat, die unsere Transferaktivitäten verhindert, entspricht nicht der Realität. Dass ehrenamtliche Aufsichtsräte für die Erfüllung ihrer Aufgaben zum Wohle des HSV öffentlich angegangen, mitunter überzogen kritisiert werden, finde ich unangemessen.

Und wie ist es um die grundsätzliche Haltung der Verantwortlichen gegenüber Gesellschafter Klaus-Michael Kühne bestellt?

Bruchhagen: Alle Gremien sind sich der Bedeutung von Herrn Kühne bewusst. Es gibt niemanden in den Gremien des HSV, der nicht dankbar für das Engagement von Herrn Kühne ist. Hier gab und gibt es nicht die geringsten Bestrebungen, dieses Engagement nicht wertzuschätzen.

Was bedeutet das für die kommenden Wochen und Transferaktivitäten?

Bruchhagen: Das Machbare wird unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Vernunft machbar gemacht – und ich bin überzeugt, dass wir mit einer wettbewerbsfähigen Mannschaft in die neue Bundesliga-Saison gehen werden. Wir lassen uns dabei nur nicht treiben. Aber es ist auch selbstverständlich, dass Jens Todt nicht alle berechtigten sportlichen Wünsche umsetzen kann.

Vielen Dank für das Gespräch.