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Interview

30.05.17

"Wir sind total ehrlich zu uns selbst"

Im Interview mit HSV.de spricht Sportchef Jens Todt über die Erinnerungen an den letzten Spieltag, die Analyse der Saison und die Prioritäten bei möglichen Transfers.

Die Mannschaft befindet sich seit letzten Freitag im wohlverdienten Sommerurlaub. Für Jens Todt beginnt seit dem Saisonfinale gegen den VfL Wolfsburg allerdings die heiße Phase. Mit dem gesicherten Klassenerhalt arbeitet der Sportchef am Kader für die kommende Spielzeit. Im Interview mit HSV.de spricht er über die Erinnerungen an den letzten Spieltag, die Analyse der Saison und die Prioritäten bei möglichen Transfers.

Jens Todt, gut zehn Tage sind seit dem Saisonfinale gegen den VfL Wolfsburg vergangen. Wie präsent sind die Erinnerungen an dieses Spiel noch?

Todt: Sie sind immer noch wahnsinnig präsent. Gerade gestern kamen sie natürlich auch noch einmal hoch. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich mir das Relegationsspiel vom Sofa aus anschauen konnte und durfte und nicht in Braunschweig auf der Bank sitzen musste.

Kann man das, was im Volksparkstadion am letzten Spieltag los war, eigentlich in Worte fassen?

Eigentlich nicht. Es war einer der schönsten Augenblicke, die ich jemals auf dem Fußballplatz erlebt habe. Die Anspannung, die an diesem Punkt abgefallen ist, der Jubel der Fans und der Spieler – das war alles unglaublich. Es laufen immer wieder Bilder ab. Ich habe nur meine Tochter noch im Kopf, die mir weinend entgegen gestürmt kam und mich in den Arm genommen hat. Das war ein sehr besonderer Moment für mich.

Jetzt geht es gleich weiter in die Vollen. Die Planungen für die neue Saison laufen auf Hochtouren.

Das stimmt. Abschalten und genießen können wir nicht. Jetzt ist unsere Aufgabe, den Kader für die neue Spielzeit zusammenzustellen. Die Spieler sind jetzt im Urlaub, die sollen und müssen auch abschalten, weil es für alle eine wahnsinnig intensive und anstrengende Saison war, doch für uns gilt es jetzt, unsere Hausaufgaben zu machen.

Das sind sicher eine Menge. Denn bei aller Euphorie des letzten Spieltags lief die Saison insgesamt sehr enttäuschend ab.

Wir dürfen uns nicht in die eigene Tasche lügen. Zum vierten Mal in Folge hatten wir richtig Schwierigkeiten in der Liga, wir sind dem Teufel noch einmal von der Schippe gesprungen, sind mit zwei dunkelblauen Augen davongekommen. Wir müssen uns fragen, was ist schiefgelaufen, dass wir immer wieder diese Schwierigkeiten haben. Wir wollen jetzt kluge Entscheidungen treffen, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, nächstes Jahr nicht solche Schwierigkeiten zu haben. Da sind wir total ehrlich zu uns selbst.

Mit Rene Adler, Matthias Ostrzolek, Johan Djourou und Ashton Götz, dessen Verträge auslaufen, werden vier Spieler den Verein definitiv verlassen. Wie groß wird insgesamt der Umbruch ausfallen?

Bislang verlassen uns die vier genannten Spieler. Es wird darüber hinaus sicher noch weitere Veränderungen im Kader geben, aber wir werden alle Bälle in der Luft halten. Wie viele Neue kommen und wie viele uns möglicherweise noch verlassen werden, das kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Auf welchen Position herrscht Handlungsbedarf?

Natürlich brauchen wir auf den Positionen, auf denen uns Spieler verlassen haben, sprich auf der Torwart- und auch auf der Linksverteidigerposition adäquaten Ersatz. Priorität genießt aber natürlich ein ganz anderer Bereich.

Welcher?

Die Innenverteidigerposition. Auf dieser haben wir mit Mergim Mavraj aktuell nur einen Spieler. In der letzten Saison hatten wir drei gelernte Innenverteidiger im Kader – und selbst das war am Ende zu wenig. Gideon Jung kann diese Position auch spielen und hat seine Qualitäten dort in zahlreichen Spielen bewiesen, doch ihn sehen wir im defensiven Mittelfeld.

Als Innenverteidiger fällt als erstes natürlich der Name Kyriakos Papadopoulos, der bislang nur ausgeliehen war, aber durchaus durchblicken lässt, dass er gerne weiter in Hamburg spielen möchte.

Wir haben große Lust „Papa“ zu halten. Manchmal gibt es aber einen Unterschied zwischen dem, was wünschenswert und was machbar ist. Ich bleibe da optimistisch. Wir werden uns bemühen, Papa zu uns zu holen, ob es gelingt, ist leider noch total offen.

Welche Rolle spielt in der Transferperiode Klaus-Michael Kühne?

Es ist so, dass Herr Kühne dem HSV in der Vergangenheit schon einige Male entscheidend geholfen hat. Das war eine riesengroße Hilfe. Mehr kann ich im Moment aber nicht dazu sagen.

Bis zum letzten Spieltag war noch nicht klar, für welche Liga geplant werden kann. Ist das in der jetzigen Phase eigentlich ein Nachteil?

Wir haben natürlich zweigleisig geplant. Wir haben uns dabei auch Spieler angeschaut, die möglicherweise für beide Ligen in Frage gekommen wären. Die Zeit ist jetzt natürlich etwas knapper als bei manch anderen Kollegen. Das ist nicht ganz leicht, aber wir arbeiten das jetzt mit größter Intensität ab.

Das Interview seht ihr auch auf HSV total!