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Interview

04.12.25

Carlson: "Ich fühle mich auf der Trainerbank sehr wohl"

Beim Spiel der HSV-Frauen gegen den 1. FC Köln (Montag, 8. Dezember, 18 Uhr) im Volksparkstadion gibt es ein besonderes Wiedersehen an der Seitenlinie: Kölns Cheftrainerin Britta Carlson prägte Anfang der 2000er Jahre eine der erfolgreichsten Phasen der HSV-Frauen – und stand mit dem Club sogar im DFB-Pokalfinale 2002. Im Interview blickt die 47-Jährige zurück auf ihre Zeit an der Elbe, ihren persönlichen Werdegang und das Flutlicht-Duell im Volkspark.

HSV.de: Britta, du warst beim HSV Teil jener Mannschaft, die 2002 gegen den 1. FFC Frankfurt im Pokalfinale in Berlin stand. Welche Erinnerungen hast du an diese Zeit und besonders an den Finaltag?

Britta Carlson: Für uns war es etwas ganz Besonderes. Wir waren zu dem Zeitpunkt in der Liga richtig schlecht, gefühlt hatten wir null Punkte. (lacht) Gleichzeitig sind wir in einem bewegenden Halbfinale gegen Potsdam, das wir ganz knapp gewonnen haben, ins Finale gekommen. Das war natürlich etwas ganz Besonderes, weil es damals noch ein kleines Eröffnungsspiel vor dem eigentlichen Pokalfinale der Männer in Berlin war. Das war immer ein Riesenhighlight, weil das natürlich eine besondere Atmosphäre war. Es hat super viel Spaß gemacht, auch wenn wir dann deutlich verloren haben (0:5, Anm. d. Red.). Dort hinzukommen und dort mit dem HSV spielen zu dürfen, war sicherlich einer der schönsten Momente in den Anfängen meiner Karriere.

Seit deinem Weggang hat der HSV sportlich einige Höhen und Tiefen erlebt. Wie hast du den Weg des Vereins in den letzten Jahren wahrgenommen?

Es gab zwischendurch die Phase, in der der Verein den Frauenfußball praktisch aufgegeben hatte. Das war sehr, sehr schade. Vor ein paar Jahren hat Horst Hrubesch das Thema wieder mehr in die Hand genommen, nachdem er den Frauenfußball lieben gelernt hat. Seitdem hat sich der HSV extrem entwickelt, was die Rahmenbedingungen betrifft. Sicherlich sind da noch weitere Dinge zu tun, aber sie versuchen alles, um das Bestmögliche zu schaffen. Dass diese Saison im Volksparkstadion gespielt wird, ist etwas ganz Besonderes und auch eine Wertschätzung vom Verein.

Inzwischen bist du vom Rasen auf die Trainerbank gewechselt. Wie war die Umstellung für dich, wenn du dich daran zurückerinnerst?

Das ging bei mir sehr fließend. (lacht) Ich habe zu der Zeit noch gespielt und wurde dann Co-Trainerin beim VfL Wolfsburg. Ich wollte eigentlich im Sommer schon aufhören, musste aber nochmal die Fußballschuhe schnüren, weil sich einige Spielerinnen verletzt hatten und habe dann praktisch beides in der Doppelfunktion gemacht. Insofern war das ein nahtloser Übergang. Und während meiner aktiven Karriere hatte ich mit Tina Theune immer eine Person, die mich gefördert und gefordert hat, die immer schon sagte: ,Du musst die Lizenzen machen‘. Das habe ich dann während meiner aktiven Zeit auch schon gemacht. So bin ich dann relativ schnell in die Co-Trainerrolle geschlüpft.

Und hat sich dein Blick auf den Fußball dadurch auch nochmal verändert?

Natürlich ändert sich der Blick auf den Fußball ein wenig. Am Anfang denkt man noch sehr als Spielerin und hat sicherlich noch einen anderen Bezug. Aber mittlerweile ist es so, dass ich mich auf der Trainerbank sehr wohl fühle.

Wie würde denn die Trainerin Britta Carlson auf die damalige Spielerin Britta Carlson blicken?

Ich glaube, ich war als Spielerin schon anstrengend. (lacht) Das war bestimmt nicht immer ein Geschenk, weil ich sehr fordernd, wissbegierig und manchmal auch nervig war. Ich habe auch nicht immer alles so hingenommen und hatte meinen eigenen Kopf. Ich war nicht das größte Talent, musste sehr hart arbeiten, um da oben bestehen zu können. Das hatte aber auch was Positives, weil ich schon viel vorweggegangen bin. Aber sicherlich war es sehr anstrengend für meine Trainer, das kann ich mir schon gut vorstellen. Aber ich mag es auch gerne, wenn Spielerinnen ein bisschen komplizierter sind, weil das oft die Charaktere sind, die eine Mannschaft weiterbringen. Man kann sicherlich nicht zehn davon haben, aber es ist mir wichtig, dass man diese Spielerinnen dann auch so lässt, wie sie sind.

Zurück ins Hier und Jetzt: Nach elf Spieltagen steht der 1. FC Köln mit 15 Punkten auf dem achten Tabellenplatz. Wie bewertest du die bisherige Saison deines Teams?

Das erste Spiel (0:2 vs. RB Leipzig, Anm. d. Red.) ist absolut nicht so gelaufen, wie wir es wollten. Wir hatten uns da viel mehr vorgenommen, haben uns dann von Spiel zu Spiel gesteigert. Und ich glaube, das hat man dann auch in den Ergebnissen gesehen. Sicherlich war da auch ab und zu noch mehr drin, aber ich bin komplett zufrieden, wie es jetzt gelaufen ist. Wir wollen natürlich noch mehr Punkte holen. Die Entwicklung geht in die richtige Richtung auf allen Ebenen.

Abschließend: Was erwartest du vom Spiel gegen den HSV am Montag im Volksparkstadion?

Es wird ein enges Spiel. Der HSV ist gut gestartet als Aufsteiger. Ich finde, sie machen das in den letzten Spielen sehr gut, die Ergebnisse sind eng. Es wird ein sehr hart umkämpftes Spiel werden. Dann ist es noch ein Heimspiel im Volkspark, wo, wie ich finde, immer eine unangenehme Atmosphäre für den Gegner herrscht mit guten Fans vor Ort. Aber klar ist es unser Ziel, da zu gewinnen.