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Team

27.11.19

Leibold: Tor-Butler, egal wie man es dreht

Tim Leibold ist der beste Vorlagengeber des HSV. Doch genau um diese Statistik gibt es genauso viele unterschiedliche Ansätze.

Tim Leibold ist zurzeit in aller Munde. Nicht nur, weil sich der Sommer-Zugang vom 1. FC Nürnberg in Rekordzeit beim HSV eingelebt hat und Woche für Woche Top-Leistungen auf dem Platz abliefert, sondern vor allem auch aufgrund einer Statistik, die ihn mit einem absoluten Topwert der Liga ausweist: den Vorlagen. Laut Duden ist die Bedeutung einer Vorlage im Ballsport, insbesondere im Fußball, „ein Pass, der einen Torschuss einleiten soll.“ Welche Handlungen auf dem Rasen nun wirklich eine Vorlage ausmachen, darüber gibt es allerdings unterschiedliche Auffassungen.

So weist die DFL für Tim Leibold bislang offiziell nur vier Assists aus. Denn: Der Verband wertet wirklich nur direkte Vorlagen, die zu Toren führen. Abgefälschte Pässe, abgewehrte Schüsse des Torwarts oder herausgeholte Elfmeter oder Freistöße, die dann erst zum Erfolg führen, werden nicht gewertet. Leibolds facettenreiche Einleitungen von Toren spielen ihm deshalb „offiziell“ einen Strich durch die Rechnung. So fließen der herausgeholte Freistoß gegen Nürnberg, den Sonny Kittel im Anschluss direkt verwandelte, oder der Foulelfmeter in Karlsruhe (Foul von Lukas Fröde an Leibold) nicht in die Wertung der DFL ein, genauso wie die von den Torhütern nach vorne abgewehrten Schüsse gegen Wehen Wiesbaden oder zuletzt gegen Dynamo Dresden (beide Male verwandelte David Kinsombi die Abpraller). Sogar die von Maxime Awoudja leicht abgefälschte Flanke auf Martin Harnik zum 5:2 gegen den VfB Stuttgart wird aus diesem Grund anscheinend nicht gewertet.

Unterschiedliche Auslegungen bei den Datendienstleistern 

Andere große Fußballportale wie kicker.de (erkennt alle Schüsse und herausgeholten Elfmeter als Vorlage an, aber keine herausgeholten Freistöße) oder transfermarkt.de (erkennt auch Freistöße an, aber nicht jeden abgewehrten Schuss) schreiben diese entscheidenden Vorarbeiten dem Spieler (teilweise) als Assist zu. Beide weisen trotz unterschiedlicher Auslegung der einen oder anderen Szene bislang jeweils acht Vorlagen für den Linksverteidiger aus.

Deltatre geht sogar noch einen Schritt weiter. Der ebenfalls stark genutzte Statistik-Dienstleister wertet den Spieler, der als Vorletztes am Ball war, häufig generell als Vorlagengeber. Bei Leibold zum Beispiel die Ecke zum 1:1 in Kiel, die nach der Ausführung von Dominik Schmidt noch als Bogenlampe im Strafraum geklärt wurde, und dann erst Timo Letschert vor die Füße fiel. Zählt man diese Aktionen dazu, kommt man am Ende sogar auf rekordverdächtige 11 Vorlagen in 14 Spielen.

Ganz so weit will der HSV intern nicht gehen. Zwar sagte Dieter Hecking am Sonntag, dass „Leibe“ im Ranking des Trainerteams auch elf Vorlagen aufweise, die „offizielle“ HSV-Statistik wertet die vorletzten Ballberührungen wie es Deltatre macht aber nicht pauschal und auch die herausgeholten Freistöße nicht. Lässt man diese also weg und zählt neben den „unstrittigen“ Pässen noch die Elfmeter sowie abgefälschten Flanken und Schüsse zusammen, kommt man am Ende wie der kicker auf 8 Vorlagen. Ein fantastischer Wert, der – wie man ihn auch herleitet – die Bezeichnung eines „Tor-Butlers“ wahrlich verdient.