Spielbericht
03.05.24
1:0 - HSV siegt im Hamburger Stadtderby
Die Rothosen feiern dank einer starken Leistung und trotz zweier zurückgenommener Tore und doppeltem Aluminium-Pech einen verdienten Heimsieg gegen den FC St. Pauli. Das Goldene Tor erzielte Robert Glatzel.
Der Hamburger SV hat am Freitagabend (03.05.) das 111. Hamburger Stadtderby mit 1:0 (0:0) gegen den FC St. Pauli gewonnen. In einem hochspannenden, phasenweise dramatischen und am Ende umjubelten Derby war der HSV das bessere Team und freute sich schlussendlich über den späten, aber verdienten Siegtreffer Glatzels, der in der 85. Minute das ausverkaufte Volksparkstadion beben ließ. Bis dahin waren bereits zwei Tore der Rothosen nachträglich aberkannt worden, und zusätzlich scheiterten Königsdörffer und Pherai an Pfosten und Latte. Umso größer war am Ende der Jubel in Reihen der Rothosen und der Fans, die ihre Mannschaft von Beginn an und bis zum Ende unglaublich enthusiastisch unterstützt und ihr Team zum Sieg getragen hatten.
HSV mit Chancen...
HSV-Trainer Steffen Baumgart musste nach dem feststehenden Ausfall von Benes kurzfristig auch noch Jatta ersetzen, der nach der Aktivierungseinheit verletzungsbedingt aus dem Kader gestrichen werden musste. Somit war der HSVer mit der größten Zweitliga-Stadtderby-Erfahrung nicht dabei, als Schiedsrichter Jöllenbeck im Hexenkessel Volksparkstadion das 111. Hamburger Stadtderby anpfiff. In einer atemberaubenden Atmosphäre, entfacht von den frenetischen Fans, legten beide Mannschaften direkt gut los, wobei Pherai in der achten Minute der wilden Anfangsphase den ersten richtig gefährlichen Warnschuss setzte und Vasilj zu einer ersten Parade zwang.
Und auch die nächste Großchance gehörte den Rothosen, die den FC St. Pauli teilweise sehr früh attackierten und nach einem dieser hohen Ballgewinne in der 19. Minute blitzschnell umschalteten, doch sowohl Glatzel als auch Königsdörffer im Nachschuss scheiterten am kurz vor der Torlinie rettenden Mets. Und wenn es in diesem Augenblick schon unfassbar laut wurde im Volksparkstadion, dann explodierte es fünf Minuten später förmlich, als Glatzel nach Pherai-Zuspiel zentral durch war und das 1:0 erzielte. Doch die Ekstase auf Rasen und Rängen wich schnell dem Entsetzen, als Jöllenbeck das Tor wegen eines vorangegangenen Kontakts zwischen Glatzel und Saliakas zurücknahm. Kontakt ja, Foul nein - so hätte die Einschätzung Jöllenbecks auch ausfallen können, zumal nicht zu erkennen war, von wem denn dieser Kontakt ausgegangen war. Doch Jöllenbeck beharrte auf seine Entscheidung, sodass es beim 0:0 blieb und die genau wie der HSV auf Ball- und Spielkontrolle ausgerichteten Gäste nach diesem Schreckmoment etwas besser ins Spiel fanden. Offensivaktionen oder gar Chancen sprangen gegen einen sehr kompakt stehenden HSV jedoch kaum heraus für den Tabellenführer, der in der 36. Minute ein weiteres Mal mit dem Glück im Bunde war: Eine Flanke von Pherai wurde länger und länger, segelte über Vasilj hinweg und landete hinter St. Paulis Keeper auf dem Fuß von Königsdörffer, der mit seiner Direktabnahme jedoch nur den rechten Pfosten traf. So ging eine erste Hälfte, trotz der abschließenden Abschlüsse von Eggestein und Afolayan, mit Vorteilen für den HSV zu Ende - allerdings torlos, wobei angesichts der Topchancen der Rothosen und des vermeintlichen Führungstreffers durch Glatzel mehr drin gewesen wäre.
... und mit dem Goldenen Tor
Der zweite Durchgang begann etwas strukturierter, als der erste geendet hatte, doch diese vermeintliche Ruhe im Spiel sollte nur eine Momentaufnahme sein. Denn der HSV nahm nach leichtem Abtasten in den ersten Minuten nach Wiederanpfiff erneut das Heft in die Hand - und jubelte zum zweiten Mal. Nach genau einer Stunde schlug Muheim eine weite Flanke auf den zweiten Pfosten, wo Königsdörffer den Ball per Kopf über Vasilj hinweg ins lange Eck setzte und den Volkspark damit zum zweiten Mal an diesem Abend erbeben ließ.
Doch dann schaltete sich der VAR ein, Jöllenbeck prüfte die Szene und ahndete nachträglich, dass Poreba St. Paulis Keeper behindert hatte. Das zweite zurückgenommene HSV-Tor ließ die Emotionen hochkochen, was sich auch auf dem Platz bemerkbar machte, wo es in der Folge deutlich körperlicher und nickliger zuging. Fußball gespielt wurde aber natürlich auch noch - und das zu diesem Zeitpunkt mit einer klaren Verteilung: Der HSV machte das Spiel und suchte immer wieder den Weg nach vorn, der FC St. Pauli seinerseits stand kompakt und versuchte das Spiel vom eigenen Tor wegzuhalten und mit schnellen Gegenstößen gefährlich zu werden. Gefährlicher aber blieben die Rothosen, die zehn Minuten vor dem Ende zum zweiten Mal Bekanntschaft mit dem Aluminium machten, als Pherais Freistoß die Latte touchierte. Zweimal Aluminium, zwei Tore zurückgenommen - doch der HSV ließ sich von alledem nicht entmutigen, rannte weiter an und drängte auf den Siegtreffer. Und erzielte ihn! In der 85. Minute schlug Muheim eine Ecke an den Fünfmeterraum, wo Glatzel sich im Luftduell durchsetzte und den Ball zum umjubelten 1:0 ins Netz köpfte. Und dieses Mal gab es nichts zu beanstanden, sodass das Volksparkstadion dieses Mal endlich jubeln durfte. Und diese dezibelstarke Euphoriewelle trug Mannschaft und Fans gemeinsam bis in die Nachspielzeit, in der Okugawa sogar das 2:0 auf dem Fuß hatte, jedoch von Saliakas gefoult wurde. Beim fälligen Strafstoß von Reis war es dann das erste Mal an diesem Abend still im Volkspark, wirklich mucksmäuschenstill - und das blieb es auch für einige Sekunden, denn Vasilj parierte den Elfmeter, sodass die Rothosen noch die letzten Momente des Spiels überstehen mussten. Gemeinsam mit 50.000 HSVern im Rücken taten sie dies in sehr souveräner Manier und fuhren so den verdienten Sieg im Hamburger Stadtderby ein, der anschließend gebührend gefeiert wurde.
Das Spiel im Stenogramm:
Hamburger SV: Raab - Reis, Hadzikadunic, Schonlau, Muheim - Meffert (87. Van der Brempt), Poreba (71. Suhonen), Pherai - Königsdörffer (87. Okugawa), Glatzel (90.+3 Nemeth), Dompe (90.+3 Öztunali)
FC St. Pauli: Vasilj - Nemeth, Wahl, Mets - Saliakas, Irvine, Kemlein (86. Saad), Metcalfe (86. Ritzka) - Afolayan (89. Albers), Eggestein (76. Amenyido), Hartel
Tore: 1:0 Glatzel (85.)
Zuschauer: 56.100 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Matthias Jöllenbeck (Freiburg)
Gelbe Karten: Muheim, Meffert / Metcalfe
Gelb-Rote Karten: - / Saliakas (90.+7)
Rote Karten: - / -
Hamburger SV | Statistik zum Spiel | FC St. Pauli |
12 | Torschüsse | 10 |
48% | Ballaktionen | 52% |
45% | Zweikampfquote | 55% |
85% | Passquote | 86% |
5 | Ecken | 1 |
7 | Flanken | 10 |
3 | Abseits | - |
15 | Fouls | 11 |
Königsdörffer 5 | Torschüsse | 2 Afolayan |
Pherai 4 | Torschussvorlagen | 2 Hartel |
Schonlau 93 | Ballaktionen | 113 Mets |
Schonlau 57% | Zweikampfquote | 90% Mets |
Dompe 3 | Flanken | 4 Afolayan |