
Spielbericht
02.11.25
1:4 – HSV unterliegt kurios beim 1. FC Köln
In einem spektakulären Schlagabtausch zwischen den beiden Bundesliga-Aufsteigern müssen sich die Hamburger auf bittere Art und Weise sowie am Ende in doppelter Unterzahl geschlagen geben.
Der Hamburger SV hat am Sonntag (2. November) im Rahmen des 9. Bundesliga-Spieltags sein Auswärtsspiel beim 1. FC Köln mit 1:4 (0:1) verloren. Vor 50.000 Zuschauern im ausverkauften RheinEnergieSTADION lieferten sich beide Teams einen umkämpften ersten Durchgang, in dem die Kölner offensiv mehr vom Spiel hatten und durch Ache (25.) in Führung gingen. Nach dem Seitenwechsel nahm die Partie dann einen ganz wilden Verlauf: Kainz erhöhte zunächst per Freistoß auf 2:0 (48.), ehe Dompe (61.) den 1:2 Anschluss markierte. Durch Vieira und Vuskovic hatte der HSV zweite weitere Treffer erzielt, die jedoch wegen Foulspiels und Abseits zurückgenommen wurden. Statt sich für ihren Auftritt auf Augenhöhe zu belohnen und verdient auszugleichen, gerieten die Hamburger nach Gelb-Roten Karten gegen Pherai und Vieira in der Folge doppelt in Unterzahl und kassierten in der zwölfminütigen Nachspielzeit weitere Gegentore durch El Mala (90.+4) und Kaminski (90.+9).

Bitterer Rückstand ...
Im Vergleich zum 1:0-Erfolg in der 2. Runde des DFB-Pokals beim 1. FC Heidenheim veränderte Coach Polzin seine Startformation auf vier Positionen: Heuer Fernandes, Mikelbrencis, Lokonga und Dompe ersetzten Peretz, Gocholeishvili, Torunarigha und Rössing-Lelesiit. In einer von Taktik und Zweikämpfen geprägten Anfangsphase verzeichneten die Gastgeber leichte Feldvorteile und erste Abschlüsse. Doch weder beim Volleyschuss von Kainz, der knapp am Gehäuse vorbeizischte, noch beim direkten Freistoß von Johannesson musste HSV-Keeper Heuer Fernandes eingreifen. Anders in der 25. Minute, als die Hamburger nach einem Ballverlust im Spielaufbau auf bittere Weise das 0:1 hinnehmen mussten. Vuskovic hatte den Abschluss von Kainz zunächst noch geblockt, auch Mainas Nachschuss aufs verwaiste Tor klärte Elfadli kurz vor der Torlinie, ehe Ache im dritten Anlauf zum 1:0 abstaubte und damit für Ekstase in Köln-Müngersdorf sorgte.
Kaminski aus spitzem Winkel sowie Lund aus der Distanz sorgten unmittelbar nach dem Führungstreffer für weitere Offensivaktionen. Anschließend meldete sich der HSV mit einer Doppelchance auf der Gegenseite erstmals an: Eine Philippe-Flanke von links nahm der aufgerückte Mikelbrencis aus kurzer Distanz volley, traf dabei aber nur Königsdörffer, den eigenen Mann. Keine Zeigerumdrehung später zog Dompe auf seine typische Art von der linken Außenbahn gen Zentrum und fand per Schlenzer aufs lange Eck seinen Meister in FC-Keeper Schwäbe. Auch in der Folge erhöhten die Rothosen gegen mitunter manndeckende Kölner die offensive Schlagzahl, kamen durch Philippe und Königsdörffer kurz vor dem Pausenpfiff zu weiteren Abschlüssen. Auch die Kölner blieben in einer nun munteren Partie mit Halbchancen gefährlich, ohne einen weiteren Treffer zu erzielen.

... und völlig wilder zweiter Durchgang
Unmittelbar nach dem Wiederanpfiff hatte der HSV den 1:1-Ausgleich auf dem Fuß: Dompe steckte links in den Strafraum auf Lokonga durch, der im Eins-gegen-eins per Flachschuss an Schwäbe scheiterte. Doch statt des Ausgleichs trafen die Geißböcke praktisch im Gegenzug zum zweiten Mal: Kainz streichelte einen Freistoß aus rund 20 Metern ins rechte Eck zum 2:0. Für den HSV kam es in der Folge noch dicker: Eigentlich hatte Vieira mit einem trockenen Flachschuss unten links ins Eck die sofortige Antwort gefunden, doch das vermeintliche 1:2 wurde aufgrund eines vorangegangenen Foulspiels nach einer langen Unterbrechung durch den VAR sowie der Ansicht der Bilder vor Ort durch Referee Schlager zurückgenommen. Auf die spektakulären ersten fünf Minuten des zweiten Durchgangs folgten eine lange Spielunterbrechung und eine harte Entscheidung zu Ungunsten der Hamburger, die diesen Umständen aber erneut trotzten: Dompe traf in der 61. Minute mit einer Schussflanke auf den zweiten Pfosten, wo der kurz zuvor eingewechselte Poulsen bewusst wegblieb, zum 1:2. Für den Franzosen war es der 50. Scorerpunkt in seinem 100. HSV-Pflichtspiel.
In einem wilden Duell bei Starkregen waren die Rothosen nun obenauf und deutlich griffiger. In der 72. Minute zappelte das Kölner Netz zum dritten Mal, doch Vuskovic stand nach Philippe-Vorlage beim vermeintlichen 2:2 hauchzart im Abseits. Hatten die Hamburger zu diesem Zeitpunkt den Ausgleich mehr als verdient gehabt, rutschte postwendend ein Ball durch, den der eingewechselte El Mala per Lupfer knapp über das Tor beförderte. Wenig später geriet der HSV dann in Unterzahl – getreu des Spielverlaufs einmal mehr tragisch: Der eingewechselte Pherai sah binnen einer Zeigerumdrehung die Gelb-Rote Karte, rutschte bei seinem zweiten Foulspiel auf nassem Geläuf in den Gegenspieler. Und erneut damit nicht genug: Nachdem Gocholeishivli aus kurzer Distanz per Kopf eine Großchance ausgelassen hatte, flog Fabio Vieira kurze Zeit später ebenfalls mit Gelb-Rot vom Platz, als er Referee Schlager bei einem Schwäbe-Abstoß auf Zeitspiel aufmerksam machte. Trotz der doppelten Unterzahl blieb die Tür für den HSV zunächst offen: Bülter ließ eine hunderprozentige Chance auf das 3:1 liegen, an der Seitenlinie leuchtete eine zwölfminütige Nachspielzeit auf. Und die Hamburger schafften es tatsächlich im Neun-gegen-Elf durch Remberg in der 90.+4 den nächsten Abschluss zu markieren. Mehr Aufbäumen war aus HSV-Sicht dann aber nicht mehr drin, als Köln durch El Mala den nächsten Konter zum 3:1 nutzte und durch Kaminski den 4:1-Endstand erzielte. Der HSV musste so trotz sehr beeindruckender Moral eine brutal ärgerliche Niederlage hinnehmen.
Das Spiel im Stenogramm:
1. FC Köln: Schwäbe – Schmied (46. Sebulonsen), Martel, Özkacar – Kaminski, Johannesson (67. Heintz), Huseinbasic, Lund, Kainz (67. Krauß) – Ache (72. Bülter), Maina (67. El Mala)
Hamburger SV: Heuer Fernandes – Remberg , Vuskovic, Elfadli – Mikelbrencis (77. Gocholeishvili), Lokonga (90. Rössing Lelesiit), Fabio Vieira, Muheim – Philippe (77. Pherai), Königsdörffer (59. Poulsen), Dompe (90. Glatzel)
Tore: 1:0 Ache (25.), 2:0 Kainz (48.), 2:1 Dompe (61.), 3:1 El Mala (90.+4), 4:1 Kaminski (90.+9)
Zuschauer: 50.000 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Daniel Schlager (Gernsbach)
Gelbe Karten: Bülter / Remberg, Poulsen
Gelb-Rote Karten: - / Vieira, Pherai
Rote Karten: - / -
