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Interview

08.08.17

"Grosse Vorfreude auf das Wiedersehen"

Im Interview mit HSV.de spricht Ahmet Arslan über seine Entwicklung beim VfL Osnabrück, den noch immer engen Kontakt zum HSV und das bevorstehende DFB-Pokalspiel gegen seinen Ex-Club. 

Ahmet „Ahmo“ Arslan kickte von 2014 bis 2016 an der Elbe und absolvierte für die HSV-Reserve 63 Spiele in der Regionalliga Nord. Dort war er mit insgesamt 32 Treffern und 16 Vorlagen in beiden Spielzeiten HSV-Topscorer und führte die Elf in der Saison 2015/16 auch als Mannschaftskapitän aufs Feld. Parallel trainierte der in Memmingen geborene Mittelfeldspieler bei der Profi-Mannschaft, stand viermal im Bundesliga-Kader und kam am 28. November 2015 im Nordderby gegen Werder Bremen (3:1) zu seinem Bundesliga-Debüt. Im vergangenen Sommer entschied sich „Ahmo“ für einen Wechsel zum Drittligisten VfL Osnabrück. An der „Bremer Brücke“ stellt der 23-Jährige nach leichten Startschwierigkeiten seine Klasse unter Beweis, gehörte in der Rückrunde der Vorsaison sowie zum diesjährigen Saisonstart zu den Stammkräften der Lila-Weißen und empfängt am kommenden Sonntag in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals (Anstoß: 15:30 Uhr) seine alten Kollegen vom HSV. Im Interview mit HSV.de sprach Arslan im Vorfeld des Spiels über seine Situation beim VfL Osnabrück, das Wiedersehen mit Freunden und den bevorstehenden Pokalfight.  

HSV.de: Ahmo, vor einem Jahr bist du zum VfL Osnabrück gewechselt und hast dich dort nach Startschwierigkeiten mittlerweile zu einer festen Größe entwickelt. Wie beurteilst du deine Entwicklung?  

Ahmet Arslan: Ich habe zu Beginn der letzten Saison einen schweren Start gehabt und etwas an meiner Entscheidung gezweifelt. Schließlich hatte ich den HSV verlassen, weil ich mehr spielen wollte und plötzlich fand ich mich erneut auf der Bank wieder. Doch ich habe diese Zeit gebraucht, um mich an die neue Liga zu gewöhnen. Denn die 3. Liga ist einfach etwas ganz anderes als die Regionalliga oder das Training in der Bundesliga. Das ist eine Kampfliga, in der es hart und zweikampfintensiv zur Sache geht. Seit der Rückrunde läuft es nun besser und auch zum Start dieser Saison habe ich gespielt. Das ist für mich erstmal das Wichtigste, so dass ich aktuell abgesehen von den bisherigen Ergebnissen happy bin. 

Wie sieht es abseits des Platzes aus - hast du dich in diesem einen Jahr bereits gut einleben können? 

Ja, ich habe relativ schnell neue Kontakte geknüpft. Die Jungs in der Mannschaft sind alle korrekt und da macht es einem der Fußball meist auch sehr einfach. Mit Kwasi Okyere Wriedt ist zwar einer meiner engsten Kumpel aus dem Team im Sommer zum FC Bayern München gewechselt, aber ich habe noch ein bis zwei Jungs hier, mit denen ich mich sehr gut verstehe. 

Und wie fällt dein Fazit zur Stadt Osnabrück und den Fans des VfL aus? 

Die Stadt ist total Fußball begeistert – „Klein Hamburg“ sozusagen. Das gefällt mir gut und ist positiv. Man wird hier auf der Straße als Spieler regelmäßig erkannt und angesprochen. Häufig wird man dann mit dem Ergebnis vom Wochenende konfrontiert. Bei Niederlagen gibt es dann auch mal einen Spruch, was nicht so cool ist, aber bei Siegen ist der Zuspruch der Leute dafür umso größer und motivierender. Was die Fans angeht, besitzt der VfL einfach eine überragende Fan-Kultur. Unser Stadion ist klein, eng und verhältnismäßig voll, so dass jedes Mal eine geile Atmosphäre herrscht. 

Am Sonntag wird mit dem Hamburger SV dein Ex-Club in dieser Atmosphäre zu Gast sein. Was ging dir bei der Auslosung zu diesem Pokalspiel durch den Kopf? 

Ich war damals mit einem Kumpel und seiner Familie im Urlaub etwas essen und habe im Minutentakt den Internet-Ticker aktualisiert, weil wir keinen Fernseher vor Ort hatten. Irgendwann ist dann das VfL-Logo aufgetaucht und ich habe gedacht, dass es cool wäre, wenn jetzt der HSV kommt. Im nächsten Moment tauchte die Raute auf und ich habe erneut immer wieder aktualisiert, weil ich es nicht glauben konnte. Doch das HSV-Logo blieb und dann habe ich die ersten Nachrichten mit den Jungs ausgetauscht. 

Die „Jungs“ sind ein gutes Stichwort. Stehst du noch in Kontakt zu einigen deiner früheren HSV-Teamkollegen? 

Ja, sogar sehr. Mit Gideon hat sich eine Freundschaft fürs Leben entwickelt und wir sprechen noch regelmäßig. Die alte Vierer-Gruppe mit Ronny (Marcos, Anm. d. Red.) und Ash (Götz, Anm. d Red.) besteht also noch immer, auch wenn die beiden mittlerweile auch nicht mehr beim HSV spielen. Doch auch darüber hinaus habe ich noch ab und zu Kontakt zu Lewis, Aaron, Go oder Joe, dem ich erst gestern wegen seines Wechsels geschrieben habe. Der HSV besitzt charakterstarke Spieler, die mich damals als Neuling echt gut aufgenommen haben und auch heute noch immer den Kontakt pflegen. 

Gab es da im Vorfeld des anstehenden Spiels schon die ersten Wortgefechte per Whats-App? 

Nein, schließlich sind wir auch gar nicht in der Position, um große Ansagen zu machen, sondern sind der klare Underdog. In dieser Woche gab es bezüglich des Spiels auch noch keinen Kontakt, sondern wenn wurde persönlich geschrieben. Kurz nach der Auslosung habe ich aber direkt mit Gideon getextet und wir haben uns gefreut, aufeinanderzutreffen. Dementsprechend groß ist auch jetzt die Vorfreude auf das Wiedersehen.     

Trotz Underdog-Rolle werdet ihr sicherlich aber an eure Chance im Pokal glauben. 

Klar, ich kenne unsere Truppe und ich kenne mich: Wir sind Vollblut-Fußballer und spielen, um zu gewinnen. Wir werden uns nicht ergeben, wollen bestmöglich dagegenhalten und unsere Chance nutzen. Die angesprochene Heimatmosphäre könnte dabei zu einem Plus für uns werden. Ich habe schon oft von gegnerischen Spielern gehört, dass es brutal ekelig ist, hier zu spielen.   

Euer Saisonstart in der 3. Liga verlief mit zwei Unentschieden und zwei Niederlagen nicht zufriedenstellend. Hast du eine Erklärung dafür? 

Leider verlief unsere Vorbereitung schon nicht ganz optimal. Wir haben zwar ordentliche Spiele gezeigt, aber die Ergebnisse mit je einem 0:3 gegen St. Pauli, Dortmund und Bremen passten nicht. Dieses Manko haben wir dann auch mit in die neue Saison genommen. Gerade die 0:4-Niederlage gegen Wiesbaden und das 0:3 gegen Fortuna Köln taten weh. Jüngst haben wir dann 3:3-Unentschieden gegen Halle gespielt. Man sieht, wir bekommen einfach zu viele Gegentore und müssen besonders bei Standardsituationen unsere Fehler abstellen. Drei Tore pro Partie sind zu viel. 

Bevor der HSV am Sonntag kommt, müsst ihr morgen beim BSV Schwarz-Weiß Rehden im Niedersachsenpokal ran. Wie wichtig wird diese Generalprobe? 

Der Landespokal ist sehr wichtig für uns, weil wir uns hierüber für den DFB-Pokal der kommenden Saison qualifizieren können. Das ist ein erklärtes Ziel. Zudem ist das Spiel vor dem Hintergrund unseres Saisonstarts wichtig. Wir wollen endlich ein Erfolgserlebnis. 

Fotos: osnapix.de / Michael Titgemeyer