Nationalmannschaft
11.06.24
Auf den EM-Spuren von Nogly, Kargus und Kaltz
Vor dem Start der Fußball-Europameisterschaft blickt HSV.de auf die bisherigen EM-Fahrer der Rothosen. Ein Legenden-Trio machte einst den Anfang, Laszlo Benes ist nun der 26. EM-Teilnehmer des Clubs.
Am Freitagabend hat das Warten ein Ende: Dann startet die UEFA EURO 2024 mit dem Auftaktspiel zwischen Gastgeber Deutschland und Schottland in München (Anstoß um 21 Uhr). 24 Nationen spielen dann in den folgenden vier Wochen bei der 17. Austragung des Wettbewerbs um den Henri-Delaunay-Pokal, den Italien als amtierender Europameister von 2021 verteidigt. 51 Partien gilt es, bis dahin zu bewältigen, und zehn Spielorte stehen im Fokus des nationalen und internationalen Geschehens, darunter bekanntlich auch das Volksparkstadion in Hamburg mit vier Gruppenspielen sowie einem Viertelfinale.
Der Hamburger SV ist beim Fußball-Event des Jahres aber nicht nur durch seine Spielstätte, sondern auch mit einem Spieler vertreten: Der Slowake Laszlo Benes ist der 26. EM-Fahrer der HSV-Geschichte und tritt damit in die Fußstapfen zahlreicher HSV-Nationalspieler. Den Anfang machten im Jahr 1976 Manfred Kaltz, Rudolf Kargus und Peter Nogly, die mit der DFB-Auswahl bei der EM in Jugoslawien bis ins Endspiel gegen die Tschechoslowakei gelangten, dort allerdings auf dramatische Art und Weise mit 3:5 im Elfmeterschießen unterlagen. Uli Hoeneß würde noch heute alles dafür tun, um den Ball aus dem Belgrader Nachthimmel zurückzuholen.
Per Doppelpack zum Titel
Vier Jahre später bei der EM 1980 in Italien gab es für die deutsche Nationalmannschaft im Finale gegen Belgien (2:1) dann das große Happy End. Und anders als beim Premieren-Trio, das 1976 ohne Einsatz blieb, hatten die für den DFB teilnehmenden HSVer um Horst Hrubesch, Manfred Kaltz, Felix Magath und Caspar Memering auch ihren Anteil am zweiten deutschen Titelgewinn nach 1972. Alle Akteure sammelten im Turnierverlauf Spielminuten, erstgenannter Hrubesch avancierte im Endspiel in Rom per Doppelpack zum gefeierten Matchwinner: Zuerst ein wuchtiger Rechtschuss von der Strafraumkante zum 1:0 (10.), dann kurz vor Ultimo nach einer Rummenigge-Ecke der unverkennbare Kopfball made by "Kopfballungeheuer" ins Glück zum 2:1 (88.) – unvergessene Momente der deutschen Fußballgeschichte, die der fünfte EM-Teilnehmer der Rothosen von 1980, Superstar Kevin Keegan, nach dem Vorrunden-Aus seiner Engländer von der Couch aus erleben durfte bzw. musste.
Dem deutschen Finaltrauma von 1976 und dem Finaltraum von 1980 folgten aus HSV-Sicht bei den folgenden Europameisterschaften äußerst ernüchternde Zeiten: Wolfgang Rolff (für Deutschland) 1984 in Frankreich, Stepháne Henchoz (Schweiz), Yordan Letchkov und Petr Houbtchev (beide Bulgarien) 1996 in England sowie Thomas Gravesen (Dänemark) und Jörg Butt (Deutschland) beim EM-Turnier 2000 in Belgien und den Niederlanden schieden mit ihren Nationalteams allesamt in der Vorrunde aus.
Sechs EM-Fahrer sind Rekord
Keine Sorge, diese Serie hatte bald ein Ende: Nachdem Tomas Ujfalusi (Tschechien/Halbfinale) und Raphael Wicky (Schweiz/Vorrunde) die blau-weiß-schwarzen Farben bei der EM 2004 in Portugal ordentlich vertreten hatten, kam es im Jahr 2008 beim Turnier in der Schweiz und Österreich zum bis heute stärksten HSV-Anstrich bei einer UEFA EURO. Mit dem Kroaten Ivica Olic, den Niederländern Nigel de Jong, Joris Mathijsen und Rafael van der Vaart (s. Foto), dem Tschechen David Jarolim und dem Deutschen Piotr Trochwoski spielte gleich ein halbes HSV-Dutzend auf der großen europäischen Fußballbühne vor. Und Letztgenannter zog dabei ohne eigenen Einsatz mit der DFB-Elf auch wieder bis ins Finale ein, das mit 0:1 gegen Spanien verlorenging.
Seither folgten "nur" noch vier weitere EM-Fahrer aus dem HSV-Lager: Keeper Jaroslav Drobny war beim Turnier 2012 in Polen und der Ukraine als Ersatzkeeper Tschechiens an Bord. Bei der EM 2016 in Frankreich stellte der HSV in Johan Djourou (Schweiz), Albin Ekdal (Schweden) und Zoltan Stieber (Ungarn, zum Zeitpunkt des Turniers offiziell an den 1. FC Nürnberg verliehen) ein Trio ab. Acht Jahre später ist nun der Slowake Laszlo Benes an der Reihe, der als 26. EM-Fahrer der Rothosen vor einer ganz besonderen Europameisterschaft steht. So spielt der 26-jährige Linksfuß seit acht Jahren in Deutschland und hat bereits in allen zehn EM-Stadien aufgedribbelt. Für den Slowaken fällt der EM-Startschuss dann übrigens am Montagabend (Anstoß 18 Uhr) mit dem Auftaktspiel gegen Mitfavorit Belgien in Frankfurt. Lasst die Spiele beginnen!
HSVer bei der Fußball-Europameisterschaft:
Jahr | Land | Spieler (Einsätze/Tore) | Nation | Abschneiden |
---|---|---|---|---|
1976 | Jugoslawien | Manfred Kaltz (0) | Deutschland | Finale |
Rudolf Kargus (0) | Deutschland | Finale | ||
Peter Nogly (0) | Deutschland | Finale | ||
1980 | Italien | Manfred Kaltz (4/0) | Deutschland | Europameister |
Horst Hrubesch (3/2) | Deutschland | Europameister | ||
Kevin Keegan (3/0) | England | Vorrunde | ||
Felix Magath (2/0) | Deutschland | Europameister | ||
Caspar Memering (1/0) | Deutschland | Europameister | ||
1984 | Frankreich | Wolfgang Rolff (2/0) | Deutschland | Vorrunde |
1996 | England | Stephane Henchoz (3/0) | Schweiz | Vorrunde |
Yordan Letchkov (3/0) | Bulgarien | Vorrunde | ||
Petr Houbtchev (2/0) | Bulgarien | Vorrunde | ||
2000 | Belgien/Niederlande | Thomas Gravesen (2/0) | Dänemark | Vorrunde |
Hans-Jörg Butt (0) | Deutschland | Vorrunde | ||
2004 | Portugal | Tomas Ujfalusi (4/0) | Tschechien | Halbfinale |
Raphael Wicky (3/0) | Schweiz | Vorrunde | ||
2008 | Schweiz/Österreich | Ivica Olic (3/1) | Kroatien | Viertelfinale |
Nigel de Jong (3/0) | Niederlande | Viertelfinale | ||
Joris Mathijsen (3/0) | Niederlande | Viertelfinale | ||
Rafael van der Vaart (3/0) | Niederlande | Viertelfinale | ||
David Jarolim (3/0) | Tschechein | Vorrunde | ||
Piotr Trochwoski (0) | Deutschland | Finale | ||
2012 | Polen/Ukraine | Jaroslav Drobny (0) | Tschechien | Viertelfinale |
2016 | Frankreich | Johan Djourou (4/0) | Schweiz | Achtelfinale |
Zoltan Stieber (3/1) | Ungarn | Achtelfinale | ||
Albin Ekdal (3/0) | Schweden | Vorrunde | ||
2024 | Deutschland | Laszlo Benes | Slowakei | - |
Tabelle und Foto ganz oben: Broder-Jürgen Trede