Trainingslager
03.07.24
Daniel Elfadli: Spätstarter auf der Sechs
Der Mittelfeldspieler kickte mit 19 Jahren noch in der Landesliga. Nun verstärkt er als erster Neuzugang der Saison das Mittelfeld der Rothosen und ist froh, dass es im zweiten Anlauf mit dem Wechsel zum HSV geklappt hat. Der Deutsch-Libyer im Portrait.
Für ihn sind die ersten Trainingslagertage besonders intensiv: Daniel Elfadli. Der Neuzugang vom 1. FC Magdeburg hat bei seinem alten Team zwar schon zwei Wochen Saisonvorbereitung hinter sich gebracht, startet nun mit dem HSV auf und abseits des Platzes aber gefühlt nochmal neu in die Spielzeit. Viel prasselt dabei auf den 27-Jährigen ein, der in der Vergangenheit bis auf direkte Duelle wenig Berührungspunkte mit seinen neuen Teamkollegen hatte. „Ich wurde super von den Mitspielern, dem Team hinter dem Team und dem ganzen Club aufgenommen. Ich fühle mich schon jetzt sehr wohl“, erklärte Elfadli am gestrigen Dienstag auf dem HSV-Instagram-Kanal. In Schneverdingen teilt er sich aktuell ein Zimmer mit Anssi Suhonen, seinerseits seit 2017 beim HSV und damit der ideale Partner für die Eingewöhnung. „Anssi ist ein witziger und sympathischer Typ, der den HSV bestens kennt. Dort bin ich für den Anfang sicherlich super aufgehoben“, bestätigt der gebürtige Schwabe.
Wechsel im zweiten Anlauf
Daniel Elfadli und der HSV – das ist eine Verbindung, die im zweiten Anlauf zustande gekommen ist. Bereits im vergangenen Sommer waren beide Parteien an einer Zusammenarbeit interessiert, letztlich hielt der FCM den Defensivspieler. Für Elfadli keine einfache Situation, erst recht, als er Anfang November 2023 im Volksparkstadion nach einem Foulspiel die erste Rote Karte seiner Laufbahn sieht. „Es ist irgendwie verrückt, dass sich jetzt der Kreis geschlossen hat. Die Aktion damals war völlig unnötig. Mit der Vorgeschichte im Sommer war es für mich ein besonderes Spiel und ich bin übereifrig in die Situation gegangen.“
Umso glücklicher ist „Fadli“, wie er mit Spitznamen genannt wird, dass er jetzt auf der Gegenseite mit der Raute auf der Brust aufdribbeln kann. „In mir drin ist sicherlich eine gewisse Erleichterung. Im letzten Jahr musste ich den geplatzten Wechsel erstmal verarbeiten“, gibt der 1,88 Meter große Abräumer einen Einblick in seine Gefühlswelt. „Jetzt bin ich wirklich froh, hier zu sein. Solche Sätze hört man oft von Neuzugängen, aber wenn man mich persönlich kennt, dann weiß man, dass dieser Wechsel wirklich besonders für mich ist.“
Von Rutesheim zum HSV
Manche Dinge benötigen eben ihre Zeit und diesbezüglich steht der verspätete HSV-Wechsel irgendwie auch sinnbildlich für die Karriere des Spätstarters. Im schwäbischen Leonberg als Sohn einer deutschen Mutter und eines libyschen Vaters geboren und aufgewachsen, spielt Elfadli in der Jugend für den TSG Leonberg, TSV Eltingen und SKV Rutesheim. Beim letztgenannten Verein feiert der Mittelfeldspieler im Herbst 2016 im Alter von 19 Jahren sein Debüt für die erste Mannschaft in der siebtklassigen Landesliga Württemberg. Auf eine Profikarriere deutet zu dieser Zeit wenig hin, doch der Rechtsfuß schafft es, diese über den Weg der kleinen Schritte doch noch einzuschlagen: Oberliga mit dem SSV Reutlingen und dem FC Nöttingen, Regionalliga mit dem VfR Aalen und schließlich der Wechsel zur Saison 2022/23 in die 2. Bundesliga zum 1. FC Magdeburg.
„Es ist für mich nach wie vor alles besonders“, sagt der libysche Nationalspieler über seine märchenhafte Reise in den Profifußball. „Ich hätte vor wenigen Jahren niemals erwartet, beim HSV, geschweige denn in der 2. Liga zu spielen. Für mich ist das auch ein Stück weit der Lohn für die harte Arbeit, die ich immer und immer wieder reingesteckt habe.“ Den HSV hat er dabei erstmals als Fünfjähriger in der Sportschau wahrgenommen, als auf seiner jetzigen Position noch Spieler wie Nigel de Jong durchs defensive Mittelfeld fegten und vorn Rafael van der Vaart und Co. zauberten.
„Ich bin ein Spieler, der sich auf dem Platz zerreißt. Das ist für mich die Basis“
In der kommenden Saison 2024/25 wird Daniel Elfadli nun selbst für den HSV auflaufen, soll das Team als Sechser, der auch in der Innenverteidigung aushelfen kann, verstärken. Dabei weiß der Deutsch-Libyer, der in seiner Freizeit gelegentlich Basketball und gern Poker spielt, wo seine Stärken liegen. „Ich bin ein Spieler, der sich für die Mannschaft und den Verein auf dem Platz zerreißt. Ich gebe immer 100 Prozent. Das ist für mich die Basis. Darüber hinaus will ich natürlich auch tollen Fußball spielen. Wir haben eine gute Truppe zusammen“, gibt der 27-Jährige zu Protokoll und sagt abschließend zu seinem Wesen außerhalb des Grüns: „Mich zeichnet meine bodenständige Art aus. Ich bin ein offener Typ und gehe gern auf die Leute zu.“ Eine angenehme Eigenschaft, die sofort auffällt, wenn man dem Neuzugang begegnet. Und eine Komponente, die ihm an diesen besonderen ersten Trainingstagen bei der Eingewöhnung im HSV-Umfeld hilft.