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Interview

13.03.19

"Der nächste Teil für unser großes Ziel"

Im HSV.de-Interview spricht Innenverteidiger Rick van Drongelen über die Bedeutung des kommenden Heimspiels gegen Darmstadt 98, das besondere Gefühl, zu Null zu spielen und das gute Zusammenspiel mit seinem Nebenmann David Bates.

"Meier ist mir scheißegal. Mir ist vollkommen egal, wer da kommt", hatte HSV-Innenverteidiger Rick van Drongelen im Vorfeld des 101. Stadtderbys selbstbewusst geäußert. Am Ende ließ der 20-jährige Niederländer auf seinen forschen Worten Taten folgen: Mit 4:0 fertigten die Rothosen den Stadtrivalen eindrucksvoll ab und versetzten Hamburg in einen blau-weiß-schwarzen Jubelrausch. Am heutigen Mittwochvormittag kehrten der Abwehrchef und seine Teamkollegen zur ersten Trainingseinheit vor dem nächsten Punktspiel am Sonnabend gegen Darmstadt 98 (ab 12.45 Uhr live im HSVnetradio) zurück ins Volksparkstadion.

Der Jubelrausch war verklungen, das Feuer mit Blick auf die Lilien erneut entfacht. "Wir haben keine Zeit, den Derbysieg jetzt noch zu genießen. Das war ein kleiner Teil in Bezug auf unser großes Ziel. Und so ist jetzt auch mit Darmstadt. Jeder Spieltag ist besonders. Die Stimmung, die Atmosphäre, die Punkte, die zu vergeben sind. Da stirbst du auf dem Platz", lässt Lautsprecher van Drongelen im Interview mit HSV.dekeinen Zweifel an der Bedeutung der kommenden Partie aufkommen. Wohl wissend, dass auf ihn und seine Nebenmänner in der Verteidigung nach Alex Meier die nächste anspruchsvolle Aufgabe wartet. 

Rick, nach dem 4:0-Sieg im Stadtderby steht am Sonnabend gegen Darmstadt das nächste Punktspiel in der Liga auf dem Programm. Wie schafft ihr es, für dieses Spiel eine ähnlich hohe Spannung aufzubauen?  

Ich habe gestern gesehen, dass bereits 52.000 Tickets für das Spiel verkauft wurden. Wenn das Stadion so voll ist, dann sorgt das automatisch für eine gewisse Anspannung. Dennoch müssen wir intern wieder diesen Druck und die Schärfe im Training aufbauen. Wir müssen die Leistung, die wir gegen St. Pauli gebracht haben, auch am Samstag wieder abrufen. Jeder weiß, wie wichtig dieser Sieg gegen St. Pauli war, aber am Ende des Tages ist im Hinblick auf die Punkte das Spiel gegen Darmstadt jetzt genauso wichtig. Wir müssen nicht weniger Gas geben als gegen St. Pauli, sondern das gleiche Tempo, die gleiche Einstellung und den gleichen Teamspirit zeigen.

Ist es denn am Ende so einfach, den Schalter umzulegen und den Derbysieg komplett auszublenden?

Die Fans denken beim Heimspiel bestimmt noch an den Derbysieg und das wird auch noch einige Wochen so gehen. Für uns ist das aber jetzt erledigt. Wir haben keine Zeit, den Derbysieg jetzt noch zu genießen. Das können wir am Ende der Saison. Wir haben noch neun Spiele vor uns, in denen wir alles reinschmeißen müssen. Es war ein Ziel von uns, das Derby zu gewinnen. Das war aber nur ein kleiner Teil in Bezug auf unser großes Ziel. Und so ist jetzt auch mit Darmstadt. Jeder Spieltag ist besonders. Die Stimmung, die Atmosphäre, die Punkte, die zu vergeben sind. Da stirbst du auf dem Platz.

Ein wichtiger Aspekt auf dem Weg zu eurem großen Zeil ist bisher die Abwehr: In 25 Ligaspielen habt ihr zwölfmal zu Null gespielt, im Volksparkstadion waren es in zwölf Partien sieben Zu-Null-Spiele. Ist die Verteidigung das große Plus dieser Mannschaft? 

Ich denke schon, dass wir eine gute Verteidigung besitzen. Diese besteht aber nicht nur aus Julian Pollersbeck und uns Abwehrspielern, sondern sie beginnt bereits ganz weit vorn. Wenn das Pressing und der Druck am Ball stimmen, dann ist es für uns in der Verteidigung immer leichter, den Gegner zu stellen. Er wird dann meist zu schnellen und überhasteten Entscheidungen gezwungen. Wenn die Räume dagegen größer werden, wird es auch für uns direkt schwer. Dann bricht vielleicht jemand mit hohem Tempo durch und läuft alleine auf uns zu, so dass die Verteidigung im Eins-gegen-eins besonders anspruchsvoll ist. Auch bei den Standardsituationen arbeitet man in der Abwehr immer als ganzes Team. Da muss man nur beobachten, wie viele Bälle Pierre-Michel Lasogga per Kopf im Strafraum klärt.   

Für euch als Abwehrspieler ist ein Zu-Null-Spiel aber immer besonders wichtig, oder?

Absolut, denn am Ende stehen wir in der Hauptverantwortung. Zu Null zu spielen, ist für uns immer ein geiles Gefühl. Wenn wir gegen St. Pauli auch nur ein Gegentor kassiert hätten, dann hätten Julian, David (Bates, Anm. d. Red.) und ich uns noch heute in der Kabine darüber unterhalten und wir hätten darüber gesprochen, wie wir dieses Gegentor hätten verhindern können. 

Mit dem Schotten David Bates formst du als Niederländer ein europäisches Duo in der Innenverteidigung. Wie klappt bei euch das Zusammenspiel?

Zunächst einmal ergänzen wir uns sehr gut. Ich bin auf dem Platz ein lautstarker Antreiber, pushe die Vorderleute und mache permanent Feuer. David strahlt dagegen eine besondere Ruhe aus und agiert ziemlich abgezockt. Wenn ich manchmal zu ihm blicke während des Spiels, dann werde ich in meinem Spiel auch automatisch etwas ruhiger. Darüber hinaus haben wir eine sehr gute Abstimmung und reden sehr viel miteinander. Wir wissen immer genau, wer was in welcher Situation zu tun hat. Wir haben schon tausendmal zueinander gesagt, dass wir uns gegenseitig den Rücken stärken. Sprich, wenn einer im Zweikampf ist, dann sichert der andere immer für ihn ab. Wenn ein Stürmer an uns vorbei möchte, dann muss er immer beide von uns schlagen. 

Wie wichtig ist dabei die Kommunikation und auf welcher Sprache unterhaltet ihr euch? 

Die Kommunikation ist vorn wie hinten extrem wichtig. Wir sprechen hauptsächlich Englisch miteinander. Durch die Erfahrung und die festen Abläufe verstehen wir uns wie angesprochen in vielen Situationen fast blind, aber dennoch musst du immer die Kommandos geben. Das gilt ebenso für deinen zweiten Nebenmann, in meinem Fall Linksverteidiger Douglas. Auch mit ihm spreche ich sehr viel und sage, ob er auf den Ball gehen kann oder mehr den Raum decken soll. Auch mit Julian ist es bei hohen Bällen enorm wichtig. Es gab gegen St. Pauli zum Beispiel eine Situation, als Alex Meier den Volley-Schuss hatte. Ich habe zwar das Kommando der Jungs gehört, dass ich Zeit habe, aber ich selbst hatte keine Orientierung, keinen guten Stand und keine gute Sicht. Man merkt, es klappt eben nicht immer und deshalb ist die Kommunikation so wichtig. Auch am Sonnabend gegen Darmstadt, wenn wir wieder zu Null spielen wollen.