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Interview

15.08.22

"Das Angebot ist in dieser Form nicht umsetzbar"

Der Aufsichtsratsvorsitzende Marcell Jansen äußert sich im Interview mit hsv.de über die jüngsten Entwicklungen beim HSV, das aktuelle Vorstandsthema und über die 120-Millionen-Offerte von Klaus-Michael Kühne.

hsv.de: Hinter dem HSV liegt ein ereignisreiches Wochenende: 2:0-Sieg in Bielefeld, fast 10.000 feiernde HSV-Fans in der Schüco-Arena und am Tag zuvor eine Aufsichtsratssitzung, die maximales öffentliches Interesse erzeugte. Wie haben Sie die vergangenen Tage erlebt?

Marcell Jansen: Die vergangenen Tage waren erfolgreich und konstruktiv im Sinne des HSV. Wir sind gemeinsam sehr gute Schritte gegangen. Mit der Verabschiedung der Budgetplanung für die aktuelle Saison 2022/23 ist eine wichtige Grundlage sowohl für den Sport als auch für die weiteren Aufgaben -insbesondere die Stadionsanierung - gelegt. Und auf dem Platz ist die Mannschaft nach kleinen Anlaufschwierigkeiten gut in die Saison gestartet und hat in Bielefeld das bisher beste Saisonspiel gezeigt. Charakterlich haben wir eine richtig gute Mannschaft. Der Trainer erreicht die Jungs und die Fans identifizieren sich mit diesem Weg und unterstützen das Team, wie sie es bereits in der vergangenen Saison gemacht haben.

Können Sie noch ein bisschen konkreter werden, was die Sitzung des Kontrollgremiums betrifft. Was hat das Treffen für Sie zu einem „guten Meeting“ gemacht? Was ist dabei herausgekommen?

Beide Vorstände haben einen gemeinsamen Fahrplan vorgestellt und dabei das Jahresbudget konkret und schlüssig erläutert, so dass wir Klarheit gewinnen konnten, wie die formulierten Ziele wirtschaftlich erreicht werden können. Wir haben die Budgetplanung im Aufsichtsrat einstimmig verabschiedet und konnten zudem Raum für weitere Transfermöglichkeiten schaffen. Das ist sehr gut, denn wir wollen die vom Sport klar formulierte Zielsetzung des Aufstiegs in dieser Saison innerhalb unseres finanziellen Rahmens bestmöglich unterstützen. Die Ausgangssituation ist so gut wie lange nicht. Die Mannschaft konnte gehalten werden und wir haben uns gezielt mit neuen Spielern verstärkt. Die Transferausgaben und weitere Transfermöglichkeiten sprechen eine klare Sprache in der Zweiten Liga. An diesem Ziel müssen wir uns alle orientieren. Wir brauchen eine klare Leistungskultur, die wir bis zum Schluss der Saison über die Ziellinie bringen. 

Wie sieht es nun mit der Finanzierung für die Stadion-Baumaßnahmen aus, die u.a. für die EURO 2024 vonnöten sind?

Thomas Wüstefeld hat zu diesem Thema in der Aufsichtsratssitzung klare Wege und Optionen aufgezeigt und wir haben diesem Vorgehen ebenfalls zugestimmt. Die ersten Maßnahmen können starten und die lange Pause im Herbst/Winter kann entsprechend genutzt werden. Zu den Details wird sich Thomas Wüstefeld als verantwortlicher Vorstand äußern.

Medial wird immer wieder die aktuelle Vorstandslage thematisiert. Wie betrachten Sie die Situation, wie bewerten Sie sie?

Wir haben beiden Vorständen klar unser Vertrauen ausgesprochen und stehen hinter den jeweiligen Planungen und Zielsetzungen. Jetzt ist es wichtig, den Fokus darauf zu setzen, diese Ziele zu erreichen im Sport, bei den Finanzen und in der Struktur. Wir haben uns darauf verständigt, in der längeren Pause ab November in die Gespräche zu gehen, um dann auch zu sehen, wo wir im Hinblick auf die Zielsetzungen stehen.

In der vergangenen Woche hat den HSV ein 120-Millionen-Angebot des Gesellschafters Klaus-Michael Kühne erreicht. Was sagen Sie dazu?

Der Vorstoß zeigt einmal mehr, wie sehr Herr Kühne dem HSV weiterhin verbunden ist und eine positive Entwicklung sehen möchte. Genau diesen Anspruch haben alle Gremien und alle Entscheidungsträger auch. Zu dem konkreten Angebot verbunden mit dem Maßnahmenkatalog von Herrn Kühne ist zu sagen, dass wir als Präsidium seinerzeit den klaren Auftrag der Mitgliedschaft erhalten haben, die Grenzen für Anteilsverkäufe in unserer Satzung zu verankern. Das haben wir gemacht. Außerdem haben wir als Präsidium auf der Mitgliederversammlung 2021 den Auftrag erhalten, die bestmögliche Rechtsform für den HSV zu bewerten und der Mitgliedschaft vorzustellen. Diesem Mandat kommen wir mit aller Überzeugung, Sorgfalt und mit der notwendigen Zeit nach. Selbstverständlich muss diese Rechtsform der 50+1-Regelung der DFL entsprechen und insbesondere auch die Interessen und Mitbestimmung unserer Mitglieder sicherstellen. Das bedeutet, dass wir demokratische Partizipation, wirtschaftliche Sicherheit und Handlungsfähigkeit gewährleisten. Vor diesem Hintergrund möchten wir natürlich mit Herrn Kühne im engen Dialog sein und nach vorn blicken, aber das an uns herangetragene Angebot ist in dieser Form nicht umsetzbar. Daher sehen wir es vor allem als weiteren Impuls, mit dem wir uns beschäftigen werden.

Werden Sie in den direkten Austausch mit Herrn Kühne treten? Wie sehen aus Ihrer Sicht die nächsten Meilensteine in der Arbeit im Aufsichtsrat und in der Entwicklung der HSV Fußball AG aus?

Selbstverständlich werde ich mich auch direkt und persönlich mit Herrn Kühne zu seinem Angebot austauschen, wobei ich betonen möchte, dass es zu keiner Zeit einen Abbruch der Kommunikation mit Herrn Kühne gab. Wir haben mit „Vereint 2025“ einen klar definierten Fahrplan. Veränderungsprozesse und Neuausrichtungen sind immer mit einer gewissen Diskussion verbunden. Dieser Weg ist aber alternativlos, wichtig ist der stetige Dialog dazu. Es gilt im Aufsichtsrat und in allen anderen Ebenen, konsequent für den Erfolg des HSV zu arbeiten. Abseits der sportlichen Ziele sind die wirtschaftliche Stabilisierung und die Transformation wichtige Schritte, die wir als Aufsichtsrat im Hintergrund und mit vollem Einsatz begleiten werden. Der Vorstand in Person von Jonas Boldt und Dr. Thomas Wüstefeld wird von uns vollumfänglich unterstützt.

Vielen Dank für das Gespräch.