Trainingslager
03.07.21
Das Prinzip Walter: So lässt der Coach in Grassau trainieren
Tim Walter hat eine mutige Spielidee. Die Inhalte vermittelt er im Sommertrainingslager mit interessanten Methoden.
Gegen Ende des Trainings ist seine Stimme in der Regel deutlich vernehmbar heiser. Das lautstarke und permanente Coaching geht an den Stimmbändern von Tim Walter nicht spurlos vorbei. Der 45-Jährige lebt Fußball mit all seinen Facetten und artikuliert das auch in seiner Trainingsgestaltung – nicht nur verbal, sondern auch sportlich. Der Ball darf beim Fußball-Lehrer im Prinzip nie fehlen, viele Spielformen prägen das Bild. Diese werden häufig mit spaßigen Anreizen kombiniert, die im Sommertrainingslager in Grassau schon für einige Erheiterung gesorgt haben. HSV.de hat in den ersten fünf Tagen ganz genau hingeschaut und drei Prinzipien identifiziert, die für Tim Walter von entscheidender Bedeutung sind.
Das Spiel-Prinzip: Zweikämpfe sind die Keimzelle des Fußballs – und dementsprechend viel Wert legt Walter auf das Eins-gegen-eins. Mutige Entscheidungen werden nicht nur im letzten Drittel, sondern teilweise auch schon im Aufbauspiel eingefordert. Um diese Abläufe einzuschärfen, lässt der Coach in Grassau vor allem in Spiel- und Wettkampfformen arbeiten. Isolierte Übungsformen gibt es wenige, stattdessen geht es häufig auf speziell abgesteckten Feldern zur Sache. Besonders wichtig ist dem 45-Jährigen in diesem Kontext das vertikale Spiel. Mit wenig Kontakten soll schnell in die Spitze gespielt werden, damit hochprozentige Torchancen kreiert werden können. Die Fortschritte in diesem Bereich sind bereits ersichtlich, alle Rothosen-Profis haben das Prinzip mehr und mehr verinnerlicht.
Das Coaching-Prinzip: Um seine Inhalte mit Nachdruck zu vermitteln, setzt Tim Walter auf einen intensiven Coaching-Stil, der in erster Linie auf klaren Anweisungen und lautstarkem Lob basiert. In allen Phasen des Trainings agiert der HSV-Cheftrainer extrem engagiert und kommentiert das fußballerische Handeln seiner Schützlinge mit seinem ureigenen Stil. Nur selten werden die Übungen unterbrochen, gezieltes Coaching gibt es in der Regel erst in den kurzen Pausen. Somit bleibt der Spielfluss stets erhalten, die Rothosen-Profis kriegen stattdessen schon in den jeweiligen Situationen ein Feedback. Eine besondere Rolle nehmen dabei auch die engagierten Co-Trainer Filip Tapalovic, Julian Hübner und Merlin Polzin ein, die sowohl Übungen anleiten als auch das persönliche Gespräch mit den Spielern suchen.
Das Spaß-Prinzip: Ohne ein Lächeln auf den Lippen geht es bei Tim Walter nicht. Der ehemalige Cheftrainer von Holstein Kiel (2018/19) und dem VfB Stuttgart (Juli 2019 bis Dezember 2019) will bei aller Intensität auch immer den Spaß am Spiel bewahren. Flippige Kommentare während der Übungen sorgen genauso für Erheiterung wie seine speziellen Anreize vor den Abschlussspielen. Um die Lust aufs Gewinnen zu erhöhen, legt der gebürtige Baden-Württemberger für die Verlierer immer wieder kreative „Strafen“ fest. So mussten die einzelnen Profis des unterlegenen Teams beispielsweise zur Mittellinie rollen, den Mannschaftskameraden per Huckepack tragen oder Elfmeter mit Orientierungsproblemen schießen. Die Folge: Schelmische Freude bei den Gewinnern, die den Geschlagenen bei der zusätzlichen Arbeit zuschauen dürfen.