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Saison

13.07.17

Das Ziel: Topfit in die neue Spielzeit!

Das Trainingslager in Rotenburg lief vor allem unter dem Schwerpunkt des Athletik-Trainings. Denn für das laufintensive Spiel der Rothosen ist die Fitness von elementarer und wichtiger Bedeutung. 

"Wir waren in der vergangenen Saison eine der fittesten Mannschaften der Liga und wollen das auch in dieser Saison wieder sein", waren die Worte von HSV-Cheftrainer Markus Gisdol zum offiziellen Trainingsauftakt vor exakt einer Woche. Dementsprechend lag der Schwerpunkt im ersten von zwei angesetzten Trainingslagern in Rotenburg auf Athletik. Der "Fit-Macher" der Rothosen ist dabei Athletik-Trainer Daniel Müssig. Seit Juni 2015 ist er in dieser Funktion beim HSV für die Profi-Mannschaft tätig und sorgte bei den Spielern in der vergangenen Spielzeit für sehr gute Fitness-Werte. So landete der HSV in den Kategorien Distanz in km/h pro Spiel (Platz 2), Sprints pro Spiel (Platz 1) sowie intensive Läufe pro Spiel (Platz 4) jeweils auf den vorderen Rängen der Tabelle. Die Verletzungen verhielten sich zudem mit den viertwenigsten Ausfalltagen aller Bundesligisten in einem guten Einklang. 

Kraft, Ausdauer, Mobilität/Stabilität 

Damit dieser Zustand auch für die kommende Saison bestehen bleibt oder sogar noch besser wird, heißt es nun in der Vorbereitung: schwitzen, kratzen, beißen und unter Umständen auch einmal über den Punkt hinausgehen. In Rotenburg fanden dabei zwei der drei Trainingseinheiten am Tag im athletischen Bereich statt, der wiederum in die Inhalte Kraft, Ausdauer und Mobilität/Stabilität unterteilt wird. „Beim Thema Kraft haben wir einen klassischen Ganzkörper-Kraftzirkel, bei dem funktionell alle Muskelgruppen von Kopf bis Fuß angesprochen werden. Im Ausdauerbereich gibt es dann nüchterne Läufe vor dem Frühstück sowie die klassischen Intervallläufe, bei denen man 800-Meter-Läufe abwechselnd mit regenerativen Läufen paart. Beim Mobilität- und Stabilitätstraining stehen zudem Übungen an, die die Gelenkmobilität, Rumpfstabilität und Faszienqualität verbessern“, erklärt Müssig.   

Der 35-Jährige, der zuvor fünf Jahre beim Eishockey-Bundesligisten Adler Mannheim in gleicher Funktion tätig war, übernimmt dabei in enger Absprache mit dem Trainer- und Ärzteteam auch die komplette Trainingssteuerung der Rothosen. Und hinter dieser steckt eine eigene, zielgerichtete Wissenschaft. So besteht die Kunst darin, die richtigen Trainingsreize und -effekte zu setzen und zu gewinnen, ohne dabei in ein für den Sportler gefährliches Übertraining zu kommen. „Wir versuchen immer ganz genau zwischen Kosten und Nutzen abzuwägen und sind im Hinblick auf mögliche Verletzungen sehr vorsichtig“, sagt Müssig. „Dies gilt gerade in der ersten Woche der Vorbereitung, wo die Intensität mit drei Trainingseinheiten am Tag hoch ist, der Körper sich aber erst wieder an die gesteigerte Belastung gewöhnen muss. Es geht darum, einen gemeinsamen Status Quo zu erarbeiten. Bei der Schnellkraft haben wir zum Beispiel nur Sprint-Techniken trainiert und gehen dann erst in den nächsten sieben bis 14 Tagen ins Sprint-Training über.“ 

Gezielte Trainingssteuerung

Damit die Trainingssteuerung optimal funktioniert, sind sowohl objektive Belastungswerte wie bspw. die Herzfrequenz oder die Anzahl der Sprints, die im Training per GPS-Sender gemessen werden, als auch das subjektive Feedback der Spieler zu ihrem körperlichen und mentalen Befinden sowie ihrer Schlafqualität und ihrem Anstrengungsempfinden des vergangenen Trainings von Bedeutung. Zusätzlich fließt die Einschätzung der Mediziner und Physiotherapeuten in die Gesamtbeurteilung ein. „Ich hole vor jedem Training diese drei Parameter für jeden Spieler ein und gehe damit dann in unser Trainertreffen. Dort entscheiden wir auf Grundlage der Daten, welcher Spieler in welcher Form belastet werden kann oder wer besser reduziert trainieren sollte“, so der Athletik-Trainer der Rothosen über den Ablauf.    

Anschließend geht es für Müssig und die HSVer auf den Rasen, wo die Einheiten eigentlich immer mit einem kurzen Aufwärmen unter seiner Anleitung beginnen. In Rotenburg stand der 35-Jährige in seiner Funktion als „Fit-Macher“ nun öfter als gewohnt im Mittelpunkt, weiß die Spieler aber trotz viel Schweiß und Anstrengung hinter sich: „Die Athletik wird von den Spielern sehr gut angenommen und ich habe dort wenig Diskussionen. Die Jungs sind gut gedrillt und gerade jetzt in der Vorbereitung alle heiß. Natürlich liegt dem einen das Training besser als dem anderen, aber insgesamt sind sie Profis genug, um zu wissen, dass sie in der Vorbereitung auch mal über den Punkt und die Reaktion ihres Körpers hinausgehen müssen.“

Vorbild USA 

Schließlich haben auch die Spieler verstanden, welch hohe Bedeutung dem Athletik-Training mittlerweile zukommt und welche Rolle die Fitness im laufintensiven System von Markus Gisdol spielt. „Seit der WM 2006 und dem damaligen Bundestrainer Jürgen Klinsmann hat das Athletik-Training allgemein einen enorm hohen Stellenwert bekommen. Das Spiel ist heutzutage viel schneller als noch vor 20 Jahren, was auch statistisch erwiesen ist“, erklärt Müssig. „Die Amerikaner sind uns hier in der Entwicklung immer einige Jahre voraus, weil sie in viel mehr Sportarten und Ligen extrem professionell aufgestellt sind. Wir übernehmen da schon viel und lassen uns von den Ideen und Ansätzen inspirieren.“  

Verstecken muss sich der Hamburger SV in puncto Athletik allerdings nicht. „Wir haben bis tief in die Jungendmannschaften viele und auch sehr gut ausgebildete Athletik-Trainer. Auch was die Räumlichkeiten und die Gerätschaften angeht, sind wir mit dem Campus sehr gut aufgestellt und mit vorne dabei.“ Das von Markus Gisdol ausgegebene Ziel, auch in der kommenden Saison zu den fittesten Teams der Liga zu gehören und in der Tabelle der Fitness-Werte oben zu landen, ist also mit harter Arbeit erneut erreichbar.