Nachbericht
07.11.21
Die Geschichte mit den Unentschieden
In Karlsruhe mussten sich die Rothosen zum 8. Mal in dieser Saison mit einer Punkteteilung begnügen. Zweifellos ein nicht zufriedenstellender Umstand und zugleich ein Indiz für eine ebenso umkämpfte wie ausgeglichene 2. Liga.
„Es ist alles sehr ausgeglichen. Es sind immer ganz enge Spiele. Genau das spiegelt das Potenzial und die Qualität der 2. Liga wider“ – mit dieser Aussage beschrieb HSV-Cheftrainer Tim Walter im Vorfeld des 13. Zweitliga-Spieltags die Lage der Liga im deutschen Fußball-Unterhaus. Mit Blick auf das gestrige 1:1-Unentschieden seiner Schützlinge im Top-Spiel beim KSC und die Tabellensituation nach dem vorläufigen Abschluss des 13. Spieltages bestätigt sich diese Beschreibung, die seit Jahren charakteristisch für die 2. Liga ist, einmal mehr.
Achtes Remis für den HSV
So erlebte der HSV am gestrigen Sonnabend im nebligen Karlsruhe zum wiederholten Male in dieser Spielzeit, wie feinfühlig das Pendel in einem Zweitliga-Spiel ausschlagen kann. Gingen die Hamburger durch Jubilar Sonny Kittel, absolvierte sein 75. Zweitliga-Spiel für den HSV, früh in der 14. Minuten mit 1:0 in Führung, hieß es wenige Zeigerumdrehungen später nach einem Hofmann-Treffer (18.) schon wieder: „wie gewonnen, so zerronnen“. Auch anschließend entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit Knockout-Chancen auf beiden Seiten, den die Ringrichter eines Boxkampfes mitunter unterschiedlich, aber letztlich nach zwölf Runden mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeglichen gewertet hätten. Soweit nichts Ungewöhnliches, endeten in dieser Spielzeit bereits 32 Spiele mit einem Remis.
Doch für den HSV war es bereits das achte Unentschieden der Saison und das vierte 1:1-Remis nach einer 1:0-Führung, so dass bei Spielern und Anhängern gleichermaßen nach dem Abpfiff eine gewisse Ohnmacht angesichts der vielen Punkteteilungen einsetzte. „Diese vielen Unentschieden stellen uns natürlich nicht zufrieden, aber das 1:1 und diesen einen Punkt müssen wir mitnehmen“, erklärte beispielsweise Kapitän Sebastian Schonlau. „Am Ende bleibt dann nur der eine Punkt, der uns natürlich enttäuscht. Das hat man auch anschließend im Kreis gemerkt, keiner ist zufrieden. Wir wollten mit einem Sieg an die oberen Plätze heranrücken, das ist uns nicht gelungen“, pflichtete Mittelfeldspieler Jonas Meffert bei.
Viel Arbeit in der Länderspielpause
Groß herangerückt sind die Rothosen durch den verpassten Dreier in der Tat nicht, jeweils einen Zähler auf die an diesem Spieltag punktlose Konkurrenz aus Nürnberg, Regensburg und Schalke haben die Hamburger dennoch gutgemacht. Der Club (1:2 vs. Bremen), der Jahn (2:3 vs. Rostock) und heute der Bundesliga-Absteiger (2:4 vs. Darmstadt) bekamen auf ihre Art und Weise die Ausgeglichenheit der 2. Liga zu spüren und verloren allesamt ihr Heimspiel. Eine solche Niederlage mussten die seit elf Spielen ungeschlagenen Rothosen wiederum erst ein einziges Mal in dieser Saison hinnehmen, so dass die Walter-Schützlinge weiterhin in Schlagdistanz zu den oberen Rängen bleiben.
„Nichts ersetzt Siege“ heißt bekanntlich ein Sprichwort im Sport. Das Gefühl, generell nicht geschlagen zu werden, sollte in diesem Kontext allerdings auch nicht unterschätzt werden. So landeten in den vergangenen drei Zweitliga-Spielzeiten die Mannschaften mit den wenigsten Niederlagen und zugleich einer vergleichsweisen hohen Anzahl an Unentschieden auf den vorderen Plätzen der Tabelle – namentlich der 1. FC Union Berlin in der Saison 2018/19 (Platz 3; 5 Niederlagen, 15 Remis), Arminia Bielefeld in der Saison 2019/20 (Platz 1; 2 Niederlagen, 14 Remis) und die SpVgg Greuther Fürth in der Saison 2020/21 (Platz 2; 6 Niederlagen, 10 Remis). Nun wollen die Rothosen keinesfalls zum Remis-König der 2. Liga avancieren. Vielmehr wissen Tim Walter und seine Schützlinge um die Verbesserungspotentiale an beiden Enden des Feldes, die es nach zwei freien Tagen ab Dienstag am Volksparkstadion auszuschöpfen gilt. Die bevorstehende Länderspielperiode soll bestmöglich genutzt werden, damit beim nächsten ausgeglichenen Zweitliga-Spiel das Pendel zugunsten der Rothosen ausschlägt – Zieldatum: der 20. November 2021, wenn der SVV Jahn Regensburg als Tabellenzweiter (25 Zähler) beim Tabellensiebten (20 Punkte) im Volksparkstadion zu Gast ist.