Pressekonferenz
22.05.20
„Einen richtigen Favoriten kann man nicht ausmachen“
Vor dem Top-Spiel gegen Spitzenreiter Arminia Bielfeld am Sonntag sprach Trainer Dieter Hecking in einer digitalen Pressekonferenz unter anderem über die Favoritenrolle, die Stärken des Gegners und ein Volksparkstadion ohne Zuschauer.
Das kommende Heimspiel des Hamburger SV am Sonntag (24. Mai, ab 13:15 Uhr live im HSVnetradio) verspricht in doppelter Hinsicht ein besonderes zu werden: Zum einen bestreiten die Rothosen aufgrund der Corona-Pandemie erstmals in ihrer Vereinsgeschichte daheim ein Pflichtspiel ohne Zuschauer und zum anderen empfangen sie als Tabellenzweiter mit dem DSC Arminia Bielefeld den Spitzenreiter der Zweiten Liga zum Spitzenspiel. Sieben Punkte trennen derzeit die beiden sportlichen Rivalen, deren Fanlager generell ein freundschaftliches Verhältnis zueinander pflegen. Diese Freundschaft wird ganz ungeachtet der fehlenden Zuschauer über die 90 Minuten Ruhen müssen. Denn während sich die Ostwestfalen mit einem Sieg eine Vorentscheidung um Platz 1 erhoffen, wollen die Hamburger den jüngst eroberten zweiten Rang verteidigen und den Abstand auf den DSC verkürzen. "Das Teilziel ist es, dass wir auch nach dieser Partie den gerade erworbenen 2. Platz weiterbehalten", erklärte HSV-Trainer Dieter Hecking am heutigen Freitag (22. Mai) in einer digitalen Pressekonferenz, die er mit einer Botschaft an HSV-Legende Uwe Seeler eröffnete.
Im Detail sprach Dieter Hecking über…
... Uwe Seeler: Wir waren heute alle betroffen, als wir die Meldung gehört haben, dass "Uns Uwe" im Krankenhaus liegt. An dieser Stelle möchten wir von der Mannschaft, dem Trainerstab und der sportlichen Leitung die besten Genesungswünsche an Uwe senden. Im Idealfall gewinnen wir am Sonntag, damit die Genesung schnell vonstatten geht. Also Uwe, bleib aufrecht, du schaffst das und wir sind im Gedanken bei dir!
... die Favoritenrolle: Einen richtigen Favoriten kann man nicht ausmachen. Für mich ist es nicht überraschend, dass Arminia Bielefeld so eine starke Runde spielt. Wir hätten natürlich deutlich weniger Rückstand haben wollen. Das ist uns aber nicht gelungen, da Bielefeld, in den Phasen, in denen es nicht gut gespielt hat, seine Spiele auch gewonnen hat. Diese Stabilität ist bisher vielleicht der Unterschied. Nichtsdestotrotz haben wir auch eine Qualität, die man immer wieder sieht und die es uns ermöglicht, wieder heranzukommen. Ich sehe das Spiel 51 zu 49 für uns.
... eine Vorentscheidung um Platz 1: Es wird unabhängig vom Ergebnis bis zum Schluss spannend bleiben. Wenn wir gewinnen, haben wir auch nur einen weiteren Schritt gemacht. Sollten wir verlieren, dann hören sich zehn Punkte Rückstand nach einer Menge an, aber es sind noch immer sieben Spiele in wenigen Wochen zu gehen. Im Fußball kann sehr viel passieren - das sind die alten Plattitüden, die ich heute auch mal bediene. Zehn Punkte aufzuholen ist natürlich schwierig, aber wir sind dafür da, dass es gar nicht erst soweit kommt.
"Bielefeld ist aus dem Schatten gekommen und steht aktuell nicht umsonst vor Hamburg und Stuttgart"
... die Stärken des Gegners: Arminia Bielefeld zeichnet diese wahnsinnige Geschlossenheit aus, die es nicht nur in diesem Jahr, sondern bereits über das komplette Kalenderjahr 2019 gezeigt hat. Es ist dann irgendwie schön, dass im Vorfeld der Saison immer über Nürnberg, Hannover, Stuttgart und Hamburg gesprochen wurde und Bielefeld, das schon in der Rückrunde 2018/19 sehr gut gespielt hat, in den Medien unter dem Radar geflogen ist. Das zeigt, dass man zu oft auf die Vereine guckt, die vermeintlich am meisten Sprengpotential haben. Bielefeld hat das ausgenutzt und ist aus dem Schatten gekommen und steht aktuell nicht umsonst vor Hamburg und Stuttgart. Es hat seine Qualität durchgebracht. Eine sehr geschlossene Mannschaft, die darüber hinaus ihre Qualität bei den Einzelspielern hat. Zudem haben sie mit Uwe Neuhaus einen ungemein erfahrenen Trainer. Wenn man einem die Bundesliga gönnt, dann ihm. Er hat es sich mehr als verdient. .
... das Spiel ohne Zuschauer: Wir haben jetzt alle ein Geisterspiel hinter uns. Zu Anfang war mit den äußeren Umständen alles etwas ungewohnt, aber dieses Szenario haben wir jetzt einmal durchgespielt. Vor dem zweiten Spiel werden wir also keine großen Überraschungen mehr erleben. Auf dem Spielfeld selbst habe ich persönlich das leere Stadion nicht wahrgenommen. Im Nachblick ist mir bewusst geworden, dass das auch gilt, wenn 30.000 oder 40.000 Zuschauer da sind, da ich versuche, meine Leistung abzurufen. Das geht meinen Spielern ähnlich. Was total fehlt, ist der Torschrau und auch das Raunen im Stadion bei gewissen Situation. Das kann man auch nicht nachstellen. Wir wollen das auch nicht von außen herbeiführen, sondern haben die Begebenheiten so angenommen. Das wird jetzt von Mal zu Mal mehr zum Alltag gehören, auch wenn wir natürlich hoffen, dass so schnell wie möglich die Zuschauer zurückkehren.
"Das Teilziel ist es, dass wir auch nach dieser Partie den gerade erworbenen 2. Platz weiterbehalten"
... eine mögliche Rotation vor dem Hintergrund der Englischen Woche: Das Stuttgart-Spiel ist noch ganz weit weg. Wir haben Bielefeld vor der Brust und das Teilziel ist es, dass wir auch nach dieser Partie den gerade erworbenen 2. Platz weiterbehalten. Wir wissen nie, was am Sonntag passiert, ob es zum Beispiel Verletzungen oder Sperren gibt.
... den neuen Rasen im Volkspark: Nach den vielen Trainingseinheiten in der Corona-Zeit war der Platz schon etwas lädiert. Es war bemerkenswert, dass der Club diese Maßnahme vorgezogen hat. Wie sich der Platz konkret anfühlt, werden wir morgen beim Training im Stadion sehen. Generell gilt natürlich, dass wir eine Mannschaft haben, die Fußball spielen möchte.