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20.03.20
Ewerton, Dudziak und Vagnoman in der Reha: die Situation annehmen
Mit Ewerton, Jeremy Dudziak und Josha Vagnoman befinden sich aktuell drei HSV-Profis in einem langwierigen Reha-Prozess. Das Trio ist dabei bei in Bezug auf die Fortschritte voll im Soll.
Für die einsatzbereiten HSV-Profis hat sich in den vergangenen Tagen eine Menge verändert. Zunächst wurde das Auswärtsspiel der Rothosen bei der SpVgg Greuther Fürth (ursprünglich: 13. März, 18.30 Uhr) rund zwei Stunden vor dem Anpfiff abgesagt, danach einigten sich Vorstand, Trainerteam, Staff und Mannschaft auf eine Aussetzung des Teamtrainings, die am vergangenen Dienstag aufgrund der Verschiebung des 27. Spieltags bis zum 24. März verlängert wurde. Um die Wettkampf-Fitness bestmöglich zu wahren, wurden die Akteure mit individuellen Trainingsplänen ausgestattet, die im heimischen Umfeld umzusetzen sind. Am Freitag wurden dazu sogar die Fahrrad-Ergometer aus dem Stadion vor die jeweiligen Türen der Spieler geliefert, um noch eine weitere Alternative für das tägliche Programm zu bieten. Ursächlich für die schwierigen Umstände ist das grassierende Corona-Virus, das die nationale und internationale Gesellschaft vor große Herausforderungen stellt.
Gute Genetik hilft Vagnoman
Im Kader des HSV finden sich aber auch drei Spieler, die zurzeit ihre ganz eigene Geschichte zu erzählen haben. Ewerton, Jeremy Dudziak und Josha Vagnoman arbeiteten ohnehin seit Wochen im individuellen Bereich, um den Anschluss an die gesunden Teamkollegen wiederherzustellen. Schwerwiegende Verletzungen sorgten dafür, dass die drei Profis in den Reha-Prozess, der federführend von Sebastian Capel begleitet wird, eingegliedert werden mussten. Der Reha-Trainer der Rothosen ist bislang allerdings hochzufrieden mit dem Verlauf des Aufbautrainings, wie er gegenüber der HSV.de-Redaktion in einem Telefonat zu Protokoll gab. Allen drei HSV-Profis konnte er eine positive Prognose bescheinigen.
Alle voran betrifft das den Spieler mit der längsten Leidenszeit: Josha Vagnoman. Der dynamische Außenverteidiger musste bis zum Jahresende 2019 einen Vakuum-Stiefel tragen, weil er sich am 29. Oktober im DFB-Pokal-Heimspiel gegen den VfB Stuttgart (1:2 n.V.) den Fußwurzelknochen des rechten Mittelfußes brach. Nachdem die Gips-Alternative abgelegt werden konnte, gab es allerdings bereits die erste gute Nachricht für das HSV-Eigengewächs: „Der Muskelschwund, der bei solchen Verletzungen sonst üblich ist, war bei Josha nur sehr rudimentär erkennbar. So konnten wir früh mit dem Auftrainieren des lädierten Beins beginnen“, erklärt Capel und verweist in diesem Kontext auf die gute Genetik des gebürtigen Hamburgers.
Laufintervalle für Dudziak
Nach zahlreichen individuellen Einheiten brachte ein Laktattest in der vorletzten Woche die Gewissheit, dass Vagnoman das gewohnte Fitness-Level wieder erreicht hat. „Einige Werte waren sogar besser als vor seiner Verletzung“, sagt Capel und stellt dem deutschen U21-Nationalspieler ein zeitnahes Comeback in ein mögliches Mannschaftstraining in Aussicht. Insofern in der kommenden Woche wie geplant geübt werden könnte, wäre Vagnoman ein Kandidat für Teile des Teamtrainings. Der lange Reha-Weg neigt sich also dem Ende entgegen.
Noch nicht ganz so weit ist Jeremy Dudziak. Der zentrale Mittelfeldspieler verdrehte sich beim Auswärtsspiel in Hannover (1:1) am 15. Februar das Knie und zog sich im Zweikampf mit Genki Haraguchi einen Innenbandanriss und eine Überdehnung des Kreuzbandes zu. Rund fünf Wochen sind seitdem vergangen, in denen „Jerry“ große Fortschritte erzielte, wie Capel bestätigt: „Momentan sieht es echt gut aus. Er kann jetzt schon wieder leicht laufen und sehr zeitnah in die linearen Laufintervalle einsteigen.“ Falls sich die Entwicklungen rund um das Corona-Virus positiv gestalten, könnte der 24-Jährige Mitte April in die Übungen eines Mannschaftstrainings einsteigen.
Kreuzheben bei Ewerton
Bis Ewerton diesen Stand erreicht, wird es noch etwas länger dauern. Der Brasilianer erlitt genau zwei Wochen später (29. Februar) beim Auswärtsspiel in Aue (0:3) eine sehr ähnliche Verletzung wie Teamkollege Dudziak. Glücklicherweise blieb das Kreuzband unbeschädigt, so dass letztendlich lediglich ein Innenbandanriss diagnostiziert wurde. Analog zu Dudziak musste der 30-Jährige zunächst eine Schiene am Knie tragen, die Beweglichkeit und Beugungswinkel stark einschränkt. Diese ist inzwischen abgelegt, so dass intensive Einheiten auf dem Fahrrad und stabilisierende Kraftübungen wie Kreuzheben möglich sind. Zeitnah kann der Innenverteidiger das Bike gegen den Crosstrainer tauschen und danach mit Sprung- und Laufübungen beginnen. Der Weg in ein volles Training ist allerdings steinig, gleichwohl Reha-Coach Capel optimistisch in die Zukunft blickt: „Ewerton erzielt gute Fortschritte und arbeitet ebenso wie die anderen beiden Jungs extrem hart am Comeback.“
Das geschieht aktuell übrigens auf ganz verschiedene Weise. Um die sozialen Kontakte zu minimieren, stehen sowohl einzelne, mit schützenden Maßnahmen begleitete Reha- und Physiotherapie-Termine auf dem Trainingsplan der verletzten Spieler sowie unterstützende Workouts in den eigenen vier Wänden. „Wir sind uns der Verantwortung in der aktuellen Situation bewusst und wollen unseren Beitrag dazu leisten, die Eindämmung des Corona-Virus‘ voranzutreiben“, stellt Capel klar – und gibt damit die Marschroute vor, die für fitte Spieler und Rekonvaleszenten gleichermaßen gilt: Die schwierigen Umstände annehmen und das Beste im Sinne der Sache tun.