Nationalmannschaft
21.06.24
Georgien vs. Tschechien: Uraufführung auf der Volksparkbühne
Das dritte Spiel der UEFA EURO 2024 im Volksparkstadion zwischen Georgien und Tschechien hält eine Weltpremiere bereit: Zum ersten Mal treffen die beiden Verbände in einem Spiel aufeinander.
Nach zwei spektakulären und stimmungsvollen EM-Spielen zwischen den Niederlanden und Polen (2:1) sowie Kroatien und Albanien (2:2) steht am morgigen Sonnabend (Anstoß um 15 Uhr) das dritte EM-Spiel zwischen Georgien und Tschechien im Volksparkstadion auf dem Plan. Und dieses wird ganz unabhängig vom Spielverlauf in die Fußball-Geschichtsbücher eingehen, da sich der EM-Debütant aus Georgien und der Europameister von 1976 aus Tschechien (damals als Tschechoslowakei) erstmals überhaupt gegenüberstehen.
Underdog aus Georgien
Für die Georgier ist es sozusagen die dritte Premiere in Serie: Zunächst qualifizierte sich das Team von Trainer Willy Sagnol auf spektakuläre Art und Weise erstmals für eine EM-Endrunde, indem man im Finale der Playoffs Griechenland im Elfmeterschießen mit 4:2 bezwang. Dann folgte am vergangenen Dienstag (18. Juni) im Starkregen von Dortmund die spektakuläre EM-Premiere gegen die Türkei (1:3), bei der sich beide Teams einen offenen Schlagabtausch lieferten und für eines der bis dato besten Vorrundenspiele sorgten. Nun folgt am morgigen Sonnabend Premiere Nummer 3 für den krassen Underdog um Starspieler Khvicha Kvaratskhelia (SSC Neapel) und den Ex-HSVer Giorgi Chakvetadze (Foto; FC Watford): Seit Verbandsgründung im Jahre 1990 hat Georgien (zuvor bis kurz vor deren Zerfall Teil der Sowjetunion) gegen Nationalmannschaften aus 62 verschiedenen Ländern gespielt, die Tschechische Republik war allerdings noch nicht dabei.
Mit Nationalteams und Vereinen aus 62 Ländern dürfte es derweil Trainer Willy Sagnol während seiner aktiven Spielerlaufbahn gefühlt allein zu tun gehabt haben. Der ehemalige Rechtsverteidiger des FC Bayern München und der französischen Nationalmannschaft, der zwischen 2000 und 2009 satte 277 Pflichtspiele für den deutschen Rekordmeister bestritt und zudem auf 59 Länderspiele für die Équipe tricolore zurückblicken kann, ist der größte Name im Aufgebot der Georgier. Champions-League-Sieger 2001, Vizeweltmeister von 2006, dazu unter anderem fünf deutsche Meisterschaften und vier DFB-Pokalsiege – dem heute 47-Jährigen kann in puncto Erfolgen und Erfahrung kaum einer etwas vormachen. Dass er die georgische Nationalmannschaft, die er seit Mitte Februar 2021 trainiert, nach anfänglichen Startschwierigkeiten nun erstmals in die Endrunde eines großen Turniers geführt hat, ist für ihn nun auch der erste große Meilenstein als Coach.
Verjüngtes Tschechien
Während Georgien bei der UEFA EURO 2024 als Neuling am Start ist, zählt Tschechien zu den Stammgästen und hat sich zum achten Mal in Folge für eine EM-Endrunde qualifiziert. Seit der EM 1996 in England, als man im Finale durch das erste Golden Goal der Fußball-Geschichte, erzielt von Oliver Bierhoff, Deutschland unterlag, verpassten die Mitteleuropäer folglich kein Turnier mehr. Die großen Erfolge blieben mit Ausnahme des Halbfinaleinzugs 2004 in Portugal aber aus. Mittlerweile ist die Auswahl des Europameisters von 1976 deutlich verjüngt und gespickt mit zahlreichen EM-Debütanten. Mittelstürmer Patrik Schick von Double-Sieger Bayer 04 Leverkusen sowie Kapitän Tomas Soucek von West Ham United bilden die tragenden Säulen dieser unerfahrenen Mannschaft, absolvieren selbst aber jeweils erst ihr zweites EM-Turnier.
Zum Auftakt gegen Portugal (1:2) in Leipzig agierten die Tschechen von Trainer Ivan Hasek im 5-3-2 entsprechend zurückhaltend und defensiv, gingen zwar durch ein Fernschusstor von Lukas Provod mit 1:0 in Führung, mussten letztlich aber anerkennen, dass Portugal nicht unverdient die Partie drehte. Für die verbleibenden zwei Gruppenspiele gegen Georgien und die Türkei (am Mittwoch ebenfalls im Volksparkstadion) soll nun die Wahlheimat Hamburg den entscheidenden Unterschied machen. Die Tschechen haben nämlich während der EURO 2024 ihr Quartier im Steigenberger Hotel Treudelberg in Hamburg bezogen. Mit einer Distanz von 21 Kilometern zum Volksparkstadion haben sie nun also zweimal ein „Heimspiel“ vor der Brust. Beim einzigen öffentlichen Training im Edmund-Plambeck-Stadion in Norderstedt zeigten sich die Tschechen vor einigen Tagen vor rund 1.000 Zuschauern sehr fannah, am gestrigen Donnerstag (20. Juni) war dann eine Delegation um Trainer Hasek und Kapitän Soucek im Hamburger Rathaus zu Gast (s. Foto). Nun will der 39. der FIFA-Weltrangliste bei der morgigen Premiere auch sportlich bei der EM ankommen, hat mit Georgien aber eben diesen unangenehmen Gegner vor Augen, der nichts zu verlieren hat. David gegen Goliath – die Volksparkbühne für die Uraufführung zwischen Georgien und Tschechien steht bereit.