
Gegnercheck
05.06.20
Holstein Kiel: Variabel mit Werner
Am kommenden Montag (8. Juni) empfängt der HSV mit Holstein Kiel einen spielstarken Gegner im Volksparkstadion. HSV.de hat die „Störche“ genauer unter die Lupe genommen.
Fünf Siege, fünf Remis und fünf Niederlagen: Die Bilanz der vergangenen 15 Spiele in der 2. Bundesliga könnte nicht ausgeglichener sein. Passend dazu ist in der Tabelle nach 29 Spieltagen der durchschnittlich anmutende 8. Platz notiert. Es wäre also ein leichtes, die Kieler Sportvereinigung Holstein als solide Mannschaft zu bezeichnen, die eine Saison ohne größere Ausschläge in die eine oder andere Richtung spielt. Das ist in diesem Fall aber zu kurz gedacht.
Bei genauerer Betrachtung fällt nämlich auf, dass Holstein Kiel nach einem schwachen Saisonstart (fünf Punkte aus den ersten sieben Spielen) inzwischen den Turnaround geschafft und im Zeitraum zwischen dem 8. und 29. Spieltag insgesamt 33 Zähler gesammelt hat. Das sind genauso viele wie der HSV. Erstaunliche Zahlen also, die eng mit dem Namen Ole Werner verbunden sind. Der 32-Jährige wurde nach der Entlassung von Andre Schubert im September 2019 zunächst vom Coach der Regionalliga-Mannschaft zum Interimstrainer befördert, ehe er im vergangenen Oktober zur langfristigen Lösung erklärt wurde. Offensichtlich eine gute Entscheidung, denn der jüngste Cheftrainer im deutschen Profifußball (Julian Nagelsmann von RB Leipzig ist rund zehn Monate älter) stabilisierte die Mannschaft und brachte die „Störche“ in sicheres Fahrwasser. Besonders bemerkenswert: Parallel zu seinem Job an der Seitenlinie nahm der gebürtige Schleswig-Holsteiner am 66. Fußball-Lehrer-Lehrgang des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) teil und setzte sich so in den vergangenen Monaten einer gewaltigen Doppelbelastung aus.

Diese hinderte Werner allerdings nicht an der guten Arbeit, die er bei der KSV verrichtete. Mit seinen variablen Grundordnungen stellte er die Trainerkollegen in der 2. Bundesliga vor viele Denkaufgaben, die nicht selten ungelöst blieben. Mal agierten die Kieler im 4-1-4-1-System, mal im 4-2-3-1, phasenweise auch mit einer Dreierkette. „Er hat einfach einen ganz klaren Plan, wie er Fußball spielen will. Und das liegt uns - übertrieben gesagt - einfach viel mehr, als so ein bisschen planlos über den Platz zu laufen", erklärte KSV-Kapitän Hauke Wahl dem NDR nach dem 1:1 gegen den HSV im Hinspiel und sprach seinem Übungsleiter damit ein großes Lob aus.
Damals, im November 2019, ging der Matchplan von Werner allerdings nicht zu 100 Prozent auf, denn trotz einer Roten Karte gegen Bakery Jatta in der 26. Minute und der 1:0-Führung durch Janni Serra (der am Montag aufgrund einer Oberschenkel-Verletzung fehlen wird) in der 43. Minute reichte es am Ende nicht zum Heimsieg. HSV-Cheftrainer Dieter Hecking hatte nämlich noch ein Ass im Ärmel und wechselte mit Timo Letschert den Torschützen zum Last-Minute-Ausgleich in der 74. Minute ein. Enttäuschend für Werner, der schon rund zwölf Jahre zuvor unliebsame Erfahrungen mit den Rothosen gemacht hatte. In der 1. Runde des DFB-Pokals 2007 gewannen die Hamburger im Holstein-Stadion mit 5:0. Werner wurde ebenso wie Letschert in der 74. Minute eingewechselt, konnte die klare Niederlage aber nicht abwenden. Aus HSV-Sicht wäre es wünschenswert, wenn der aufstrebende Übungsleiter auch am Montagabend einen Misserfolg gegen die Rothosen nicht zu verhindern weiß.