
Nachbericht
18.05.20
HSV nach Fürth-Remis: volle Kraft voraus
Der HSV will das unglückliche 2:2 gegen die SpVgg Greuther Fürth schnellstmöglich abhaken und den Fokus auf die bevorstehenden Spitzenspiele richten.
„Wir sind jetzt Zweiter und jagen Bielefeld.“ Es waren noch nicht viele Minuten seit dem bitteren Last-Minute-Ausgleichstreffer (2:2) von Harvard Nielsen vergangen, da richtete HSV-Mittelfeldmotor Adrian Fein den Blick schon wieder nach vorne. Natürlich artikulierte der Sechser zuvor auch seinen verständlichen Ärger über den späten Nackenschlag, die Kernbotschaft hatte aber dennoch einen positiven und zukunftsorientierten Anstrich: Der HSV hat an diesem in jeglicher Hinsicht außergewöhnlichen Zweitliga-Spieltag mehr gewonnen als verloren.
Genau diesen Fakt untermauerte auch Feins‘ Cheftrainer Dieter Hecking in der virtuellen Pressekonferenz nach der Partie, als er von einem „Teilziel“ sprach, dass der HSV dank des Remis in Fürth erreicht habe. Gemeint ist der Sprung auf Platz 2 in der Tabelle, der durch die Niederlage des VfB Stuttgart in Wiesbaden (1:2) ermöglicht wurde. Da tags zuvor auch der 1. FC Heidenheim in Bochum verlor (0:3) wurde zudem der Vorsprung auf Platz 4 ausgebaut (von drei auf vier Zähler). Ein unbestritten bitterer Rückschlag kurz vor Ultimo ist in der Gesamtbetrachtung also gar nicht so negativ zu bewerten.
Viele positive Aspekte beim Re-Start
Und auch in der kleinteiligeren Analyse fällt auf, dass der HSV aus der gestrigen Partie im Frankenland einige wertvolle Erkenntnisse ziehen kann. Vor allem auf personeller Ebene gab es erfreuliche Erscheinungen, die im weiteren Saisonverlauf noch von entscheidender Bedeutung sein können. Namentlich Jeremy Dudziak, der sich während der Corona-Pause von seiner Knieverletzung (Innenbandanriss, Kreuzband-Überdehnung) erholte, in der Reha den Rückstand aufholte und schneller als gedacht wieder zur Startelf-Option wurde. Doch damit nicht genug: Der Achter mit der Rückennummer 8 knüpfte nahtlos an seine starke Form vor der Verletzung an und belohnte sich mit dem schönen Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1. Den Treffer von „Jerry“ feierte auch Josha Vagnoman – im Rahmen der DFL-Vorgaben – begeistert mit. Das 19-jährige Eigengewächs schuftete zuletzt gemeinsam mit Leidensgenosse Dudziak in der Reha und kam nach seinem im Oktober 2019 erlittenen Bruch des Fußwurzelknochens erstmals wieder in einem Pflichtspiel zum Einsatz. Bis Wadenkrämpfe seinen Arbeitstag im Sportpark Ronhof nach 79 Minuten beendeten, wirkte der Rechtsverteidiger dynamisch und durchsetzungsstark.
Zwei Rekonvaleszenten zeigten mit ihren starken Comebacks also an, dass sie bereit sind für die kommenden, kräftezehrenden Wochen in der zweiten Liga. Konkret bedeutet das: Beginnend mit dem Spitzenspiel gegen Tabellenführer Arminia Bielefeld am kommenden Sonntag (24. Mai) warten auf den HSV insgesamt acht Ligaspiele in exakt fünf Wochen. Darunter auch das Verfolgerduell mit dem jetzt drittplatzierten VfB Stuttgart, das nur vier Tage nach dem Aufeinandertreffen mit den Arminen steigt (28. Mai). Der Blick in den Rückspiegel ist also ohnehin nur noch bedingt sinnvoll. In diesem Kontext wirkt die Marschroute von Antreiber Adrian Fein umso sinnvoller: Blick nach vorn, volle Kraft voraus.