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Fans

27.10.20

„Wir verwalten einen Mangel“

Kai Voerste, Leiter des Ticketing bei der HSV Fußball AG, spricht über die frustrierende Vergabe der Heimspiel-Eintrittskarten während der Pandemie.

Ausgerechnet im Stadtderby gegen den FC St. Pauli dürfen – Stand jetzt – nun schon zum vierten Mal in dieser Saison nur 1.000 Zuschauer ins Volksparkstadion. Über die Vergabe der Tickets entscheidet wie bewährt ein Losverfahren. Die Gewinner und Verlierer der Derby-Karten-Verlosung werden am heutigen Dienstagabend benachrichtigt. Können Sie berichten, wie die Losverfahren grundsätzlich funktionieren und wie sie bislang angenommen werden?

Kai Voerste:Vor dieser Saison haben rund 15.000 HSV-Fans ein Dauerkartenpfand für mehr als 19.000 Plätze erworben. Unter diesen Pfändern werden die Public Tickets verlost. Am Losverfahren haben bei den bisherigen Heimspielen zwischen 4.500 und 8.000 Berechtigte teilgenommen. Im besten Fall konnten wir von den Teilnehmern 350 Gewinner für maximal 700 Public Tickets ziehen. Die restlichen Karten gingen an Business- und VIP-Kunden mit bestehenden vertraglichen Verpflichtungen: Bei der Partie gegen Düsseldorf waren es 332 gegen Aue 479, gegen Würzburg 279 und gegen St. Pauli sind 350 vorgesehen.

Nehmen alle Losgewinner ihr Recht auf ein bis zwei Tickets wahr?

Nein, darum gibt es immer wieder Nachrücker aus dem Lostopf, denn 20 bis 30 Prozent der bisherigen Losgewinner haben ihr Kaufrecht nicht genutzt.

Warum werden pro Los zwei Eintrittskarten vergeben und nicht nur eine, was dann doch mehr Losgewinner bescheren würde?

Wir haben uns bewusst für diese Variante entschieden, da wir fest davon ausgehen, dass die meisten Leute nicht alleine gehen und sehr wahrscheinlich mit einer Person ins Stadion kommen, die sie auch schon vor den Corona-Restriktionen begleitet hat.

Zuletzt gab es vermehrt Beschwerden von denjenigen, die bislang noch kein Losglück hatten. Können Sie das nachvollziehen?

Ja, der Frust ist absolut nachvollziehbar. Auch wir würden lieber mehr Fans, am liebsten allen, die Möglichkeit eines Stadionbesuches bieten. Aber wir sind nun mal in einer undankbaren Lage. Wir verwalten den Mangel. Bisher haben drei bis 8 Prozent aller Teilnehmer des Losverfahrens mindestens einmal gewonnen. Und bevor die Nachfrage kommt: Wir haben uns bewusst dazu entschieden, nach jeder Verlosung wieder bei null zu beginnen und vorherige Gewinner nicht vom nächsten Verlosungsprozess auszuschließen.

Müssen die Verlosungen und die Anmeldungen an dem Verfahren vor jedem Heimspiel aufs Neue erfolgen?

Ja. Auch das ist eine bewusste Entscheidung unsererseits. Aufgrund der Pandemie-bedingten Dynamik und Kurzfristigkeit möchten wir sicherstellen, dass in erster Linie nur Dauerkartenpfänder an der Verlosung teilnehmen, die auch tatsächlich das Spiel besuchen wollen und gesundheitlich und zeitlich auch können. Hinzu kommt, dass wir bislang immer sehr kurzfristig wussten, wie viele Zuschauer wir tatsächlich ins Volksparkstadion lassen durften. Daher haben wir erst nach behördlichen Infos die Prozesse in Gang gesetzt – auch um die Enttäuschung bei den Fans so gering wie möglich und den administrativen Aufwand bei uns so überschaubar wie möglich zu halten. Es tat uns besonders leid für die rund 1.800 vermeintlichen Gewinner beim Spiel gegen Aue, denen wir auf Grund der veränderten Genehmigungslage beim Nachholtermin doch noch absagen mussten. 

Warum werden Mitglieder nicht beim Losverfahren berücksichtigt?

Das werden sie, sofern sie Dauerkartenpfänder sind, was schon 11.000 Mitglieder betrifft. Diese Gruppe genießt ein „Erstrecht“. Sollte im Laufe der Saison die Zuschauerzulassung ausgeweitet werden, also deutlich mehr Publikum im Stadion erlaubt und die Nachfrage der Dauerkartenpfänder komplett gedeckt sein, würden als nächste Zugriffsgruppe die HSV-Vereinsmitglieder zum Zug kommen.

Vielen Dank für das Gespräch.