skip_navigation

Interview

11.01.17

"Die Mannschaft und der Trainer sind das höchste Gut"

Im Interview mit HSV.de äußert sich der Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen zur aktuellen Transferperiode, zu seinen Aufgaben danach und den Zielen in der Rückrunde.

Zum Start konnte sich Heribert Bruchhagen gleich ein Bild von der Stimmung innerhalb der Mannschaft machen. Der Vorstandsvorsitzende nahm nach seiner Ankunft am Dienstagmorgen (10. Januar) schon am Nachmittag an der gemeinsamen Bootstour der Profis und der Trainer teil. Doch nur, um die tollen Bedingungen in Dubai zu inspizieren, ist der Chef nicht ins Emirat gereist, sondern um wichtige Absprachen mit den Verantwortlichen im sportlichen Bereich zu treffen. Am Mittwoch (11. Januar) stand Bruchhagen HSV.de trotz zahlreicher Termine ebenfalls für ein Gespräch zur Verfügung.

Herr Bruchhagen, gestern sind Sie im Trainingslager in Dubai angekommen. Sicher nicht, um die Sonne zu genießen, sondern um wichtige Weichen für die kommende Zeit zu stellen. Wie sind die ersten Eindrücke vor Ort?

Bruchhagen: Angesichts des Wetters in Hamburg nimmt man sicher auch die Sonne und die tolle Atmosphäre gerne mit. Aber Sie haben natürlich Recht. Wir nutzen hier die Gelegenheit, uns intensiv auszutauschen. So eng wie im Trainingslager ist man im Tagesgeschäft normalerweise nicht zusammen. Angesichts der Aufgaben ist das zurzeit auch enorm wichtig.

Welche Aufgaben sind das in erster Linie?

Bruchhagen: Wir befinden uns in der Endphase der zweiten Transferperiode und haben noch knapp drei Wochen Zeit, etwas für den Verein zu bewegen. Das erfordert Gespräche und einen intensiven Austausch mit dem Finanzvorstand Frank Wettstein und in allererster Linie mit Markus Gisdol und Jens Todt. Es sind noch viele Dinge zu entscheiden bzw. auch zu besprechen, um das Machbare bei Neuverpflichtungen zu realisieren.

Welche Abgrenzungen gibt es dabei in den Verantwortlichkeiten?

Bruchhagen: Ich bin zwar Vorstandsvorsitzender, aber die absolute sportliche Kompetenz haben Markus Gisdol und Jens Todt. Das ist klar dokumentiert. Ich werde natürlich meinen Beitrag dazu leisten und meine Position darstellen, aber nicht mit dem Anspruch, die sportlichen Richtlinien zu ziehen. Dazu sind der Trainer und der Sportchef mit ihren jeweiligen Teams zuständig. Bei mir und Frank Wettstein liegt die Machbarkeit im Rahmen der Finanzierung.

Welche Maxime verfolgen Sie dabei?

Bruchhagen: Es ist selbstverständlich, dass man nur das Geld ausgibt, was man auch hat. Das habe ich immer so gemacht und dazu stehe ich. Man muss alles dafür tun, eine spielstarke Mannschaft zu haben. Ich muss mich aber nicht dafür entschuldigen, wenn ich keine mutigen Finanzinstrumente anwende, denn das bedeutet nichts anderes, als sich Geld zu leihen.

Welche Aufgaben warten auf Sie nachdem das Winter-Transferfenster schließt?

Bruchhagen: Eine meiner Hauptaufgaben wird sein, zu dokumentieren, dass der Hamburger Sport-Verein ein gut funktionierendes Gebilde ist. Dazu brauchen wir natürlich auch sportlichen Erfolg. Aus der kritischen Berichterstattung wird man uns nicht entlassen, wenn die sportlichen Leistungen nicht stimmen. Zusammen mit meinen Vorstandskollegen möchte ich dafür sorgen, dass sich in den nächsten fünf Monaten alles auf den Sport fokussieren kann. Das bedeutet, alles andere möglichst vom sportlichen Bereich wegzuhalten.

Wie war Ihr bisheriger Austausch mit Anteilseigner Klaus-Michael Kühne?

Bruchhagen: Wir hatten ein sehr ordentliches Gespräch. Dabei war ich sehr überrascht, welche Detailkenntnisse er von der Bundesliga hat. Er ist exzellent informiert, nicht nur über die Vorgänge beim HSV, sondern auch über die bei den anderen Bundesligisten. Er wünscht sich Kontinuität in allen Bereichen. Der HSV hat natürlich durch das sportliche Ergebnis viele Veränderungen vorgenommen. Jeder wünscht sich Kontinuität. Das ist aus meiner Sicht nachvollziehbar. Was Herr Kühne bislang für den Verein gemacht hat, ist ein Indiz dafür, dass er den HSV lebt und ihm sein Verein sehr am Herzen liegt.

Wie schafft man die angesprochene und langersehnte Kontinuität?

Bruchhagen: Die ganze Kausalkette beginnt mit Realität. Wenn du Realität in den Verein bekommst, dann hast du eine große Chance auf Kontinuität. Wenn du Kontinuität reinbekommst, dann hast du große Chancen, auch wirtschaftlich gut zu arbeiten. Diese Zusammenhänge sind leicht nachzuvollziehen und man muss sie eigentlich gar nicht groß erwähnen.

In Ihrer Rede auf der Mitgliederversammlung haben Sie unter anderem gesagt: ‚Beim HSV herrscht kein Chaos.‘ Das scheint ein guter Grundstein zu sein. Wie haben Sie das gemeint?

Bruchhagen: Dabei habe ich mich in erster Linie auf die Abläufe bei der HSV Fußball AG bezogen. Ich habe in den vergangenen drei Wochen einen Einblick erhalten. Die Abläufe sind alle sehr gut, sehr transparent und sehr gut nachvollziehbar organisiert. Die Struktur gefällt mir in jeglicher Hinsicht und ich kann bei weitem nicht das Wort Chaos beim Hamburger Sport-Verein erkennen. Wir müssen nicht drum herumreden, dass der 16. Tabellenplatz nicht unseren Erwartungen entspricht. Daher rührt auch die kritische Berichterstattung. Das ist nicht zufriedenstellend und wir müssen alles dafür tun, dass die Mannschaft sich voll auf das Geschehen auf dem grünen Rasen konzentrieren kann. Die Mannschaft und der Trainer sind das höchste Gut. Unser Ziel muss sein, keine Nebenkriegsschauplätze zu schaffen. Dann bin ich optimistisch, dass wir am 34. Spieltag mit dem Ergebnis zufrieden sein werden.

Sie sind nicht jemand, der sich etwas wünscht, sondern wie erwähnt eine realistische Einschätzung fordert. Wie schwer wird die Rückrunde für den HSV?

Bruchhagen: Man muss ja kein Prophet sein. Wer nach zehn Spielen zwei Punkte hat, der ist bis zum 34. Spieltag intensiv in den Kampf um den Klassenerhalt eingebunden. Daraus gibt es kein Entrinnen. Wir sind ja schon sehr glücklich darüber, dass wir vor der Winterpause noch den Anschluss geschaffen haben. Wir müssen hochkonzentriert sein. Das wird schwer. Auch Ingolstadt und Darmstadt sind keine Laufkundschaft, sondern ernste Bundesligisten. Darüber hinaus sind auch die vor uns liegenden Mannschaften mit Qualität ausgestattet. Wir müssen einen beharrlichen Weg einschlagen, um das umzusetzen, was wir uns zum Ziel gesetzt haben. Und das kann in unserer aktuellen Situation nichts anderes als der Klassenerhalt sein.

 

Ein Interview mit Heribert Bruchhagen seht ihr auch bei HSV total!