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Verein

08.03.23

Jin, Jiyan, Azadî – Frau, Leben, Freiheit

Anlässlich des heutigen Weltfrauentages solidarisiert sich der HSV mit den Protestierenden für die Frauenrechte im Iran.

Ende letzten Jahres haben sich zwei HSV-Fans mit der Bitte um Unterstützung an den HSV gewandt. Die beiden langjährigen Anhänger heißen Mahdad und Baback und stammen aus dem Iran. Hintergrund sind die seit Monaten andauernden Proteste im Iran nach dem Tod von Jîna Mahsa Amini am 16.09.2022, auf die wir heute am Weltfrauentag aufmerksam machen wollen. Die Botschaft der HSV-Familie gibt es hier im Video.



Worum geht es?

Frauen werden im Iran durch das auf schiitisch-islamischem basierten Rechtssystem systematisch unterdrückt – und zwar in diversen Bereichen des öffentlichen Lebens wie im Privaten. Sei es das Erbrecht, bei Entschädigungszahlungen oder bei Aussagen vor Gericht. Dort zählen ihre Stimmen nur halb so viel wie die der Männer. Beugen sich die Frauen nicht den rigiden Kleidungsvorschriften – im öffentlichen Raum müssen Frauen nicht nur Kopftücher, sondern auch lange Überwürfe tragen, die Knöchel sollen bedeckt sein – drohen drakonische Strafen wie Inhaftierung, Folter oder sogar Mord. Wie im Falle von Jîna Mahsa Amini.


Was ist geschehen? 

Seit dem Tod der 22-Jährigen geht eine zuvor nie dagewesene Welle von Protesten durch den Iran, die von den Frauen im Land initiiert und angeführt wurden und denen sich nach und nach auch die Männer angeschlossen haben. Die junge Kurdin aus der Stadt Seqiz im Nordwesten des Landes war bei einem Besuch in Teheran von der Sittenpolizei festgenommen worden, offenbar, weil ihr Kopftuch ihr Haar nicht komplett bedeckt hatte. Im Zuge ihrer Verhaftung wurde sie so stark misshandelt, dass sie wenige Tage später im Krankenhaus ihren Verletzungen erlag. Ein Video, das bei ihrer Beerdigung einen Tag später entstand, zeigt Frauen, die aus Protest ihre Kopftücher abnahmen – eine Geste, die schnell in vielen Städten des Landes kopiert wurde. Binnen einer Woche weiteten sich die Proteste auf viele Städte im ganzen Land aus. Ein zentraler Slogan der Proteste sind die kurdischen Worte „Jin, Jiyan, Azadî“ (auf Deutsch: „Frau, Leben, Freiheit“).

Der Protest im Iran ist also in erster Linie ein Kampf der Frauen um Freiheit und Selbstbestimmung. Das Regime wiederum geht weiter mit äußerster Härte und Brutalität gegen die Demonstrierenden vor, mit dem Ziel, jeglichen Wunsch nach Veränderung mit Gewalt zu ersticken. Die Basidsch-Miliz, eine paramilitärische Einheit, die den sog. Revolutionsgarden angehört und die die treuesten Anhänger des Systems vereint, spielt bei der Niederschlagung der Proteste eine zentrale Rolle. Trotz internationaler Appelle, die Gewalt gegen die Demonstrierenden sofort einzustellen, und verschiedener Sanktionen seitens der EU setzt das Regime seinen Terror gegen die Zivilbevölkerung unvermindert fort. 


Die HSV-Familie steht zusammen

Dieser Beitrag heute ist für Mahdad und Baback, die stellvertretend für die vielen mutigen Frauen und Männer stehen, die für Freiheit und Selbstbestimmung kämpfen. Für die vielen Anhänger, ehemalige und aktive Spieler sowie Mitarbeiter, die von dem langen Arm des Regimes bedroht werden. Und für all diejenigen, die bereits ihr Leben verloren haben. Es geht um Freiheiten, die für uns selbstverständlich erscheinen, aber an den meisten Orten der Welt alles andere als das sind. Wir wollen den heutigen Weltfrauentag nutzen, um unsere Solidarität zum Ausdruck zu bringen und zu sagen: Wir denken an euch, euer Schicksal ist uns nicht egal. Gerade weil die Berichterstattung über die andauernde Unterdrückung langsam abnimmt und das Schicksal der Iranerinnen und Iraner in Vergessenheit zu geraten droht, wollen wir den heutigen Tag nutzen, um mit unseren Mitteln Aufmerksamkeit zu erzeugen und vielleicht ein bisschen Trost zu spenden.