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11.12.25
Jordan Torunarigha: Bei Grün voller Fokus
Innenverteidiger Jordan Torunarigha hat sich nach einer Verletzung zu Saisonbeginn eindrucksvoll in der Bundesliga zurückgemeldet. Seine Erfahrung, sein Mindset und ein Leitsatz aus der Jugend haben dem 28-jährigen Sommer-Zugang der Rothosen dabei geholfen.
Im Nordderby gegen Werder Bremen platzte es selbst aus ihm heraus, dem sonst eher ruhigen, coolen Typen. Hier eine Jubelfaust, dort eine einpeitschende Geste in Richtung Publikum, am Ende sogar ein Eckfahnen-Jubel vor der Nordtribüne. Innenverteidiger Jordan Torunarigha hatte in seinem 79. Bundesliga-Spiel alles gegeben: 71 Prozent seiner Zweikämpfe entschied der 1,91 Meter große Hüne für sich, 91 Prozent seiner Pässe brachte er zum Mitspieler, und das eine oder andere Mal ging er in seiner ihm so typischen, aber für einen klassischen Abwehrspieler eher ungewöhnlichen Art ins Dribbling. „Ich bin eigentlich nicht der Typ, der solche Emotionen im Spiel zeigt“, verrät der 28-Jährige im aktuellen HSVtv-Spieltagscheck. „Aber in dem Moment haben sich die Emotionen einfach richtig angefühlt. Sie kamen hoch und mussten raus. Ich war einfach glücklich, dass wir Hamburg so gut repräsentiert haben und das Nordderby gewinnen konnten.“

„Ein bisschen wie mein kleiner Bruder“
Mit seiner starken Leistung ist der gebürtige Chemnitzer, der von 2017 bis 2022 bereits 73 Bundesliga-Spiele für Hertha BSC absolvierte und im vergangenen Sommer vom belgischen Erstligisten KAA Gent zum HSV wechselte, nun endgültig in Hamburg angekommen. Denn zu Saisonbeginn gab es durchaus Startschwierigkeiten. Nachdem Torunarigha die ersten beiden Ligaspiele von Beginn an absolviert hatte, stand er anschließend aufgrund von Problemen an der Achillessehne vier Spiele nicht zur Verfügung und blieb danach dreimal ohne Einsatz im Kader. Nach Verletzungen anderer Abwehrspieler kehrte der Verteidiger am 10. Spieltag gegen den BVB in die Startformation zurück und ließ prompt – inklusive des Derbys – mehrere sehr stabile Auftritte folgen. „Zu Beginn der Saison hatte ich ein paar Schwierigkeiten und eine harte Phase. Es freut mich, dass ich jetzt immer besser reinkomme“, so der ehemalige Berliner, „zugleich bin ich nie zufrieden, auch nicht nach vermeintlich guten Spielen. Ich kann immer mehr machen, hätte gegen Bremen auch 100 Prozent Zweikampf- oder Passquote erzielen können. Es geht immer besser.“
Der 28-Jährige weiß, wovon er spricht, hat in seiner Karriere bereits einige Höhen und Tiefen durchlebt. „Ich bin als Spieler und Mensch gereift, habe viel dazugelernt und möchte diese Erfahrung jetzt in die Mannschaft einbringen“, hatte Torunarigha im Sommer bei seiner Ankunft in Hamburg erklärt – eine Ankunft, die nach drei Jahren in Belgien zugleich die persönliche Rückkehr in die Bundesliga bedeutete. Dort hat sich der Linksfuß in puncto Zweikampfführung gleich wieder in den Top 15 der Liga etabliert und belegt aktuell mit einer Quote von 62,7 Prozent Rang 13. Ganz oben in dieser Kategorie steht Teamkollege Luka Vuskovic (69,2). "Luka und ich verstehen uns blind. Ich kenne ihn noch aus meiner Zeit in Belgien, als er dort als Leihspieler aktiv war. Er ist so ein bisschen wie mein kleiner Bruder. Wir kommunizieren viel miteinander, sprechen über Details beim Verteidigen und geben uns gegenseitig Anweisungen. Ich bin zwar etwas älter als er, habe aber kein Problem damit, auch von einem jüngeren Spieler Ratschläge anzunehmen. Insgesamt verstehen wir uns im Abwehrverbund sehr gut."

„Dieser Satz hat sich in mein Gehirn gebrannt"
Dieses defensive Verständnis zählt in der laufenden Bundesliga-Saison zu den Markenzeichen des HSV. Die Rothosen haben erst 20 Gegentreffer kassiert (ligaweit Rang 7) und weisen die drittbeste Zweikampfquote aller Bundesligisten auf (52,5 Prozent). „Ich will in jedem Spiel gemeinsam mit meinen Kollegen in der Defensive zeigen, dass wir die Null halten wollen. Wir wollen jeden Ball verteidigen, als ob im übertragenen Sinne unser Leben davon abhängt“, gibt Torunarigha einen Einblick ins Mindset der Defensivabteilung. Es sind die Worte eines Kriegers, der abseits des Platzes so ruhig und besonnen daherkommt. „Ich bin außerhalb des Feldes ein Spaßvogel, der gern Späße macht und mit Freunden und Teamkollegen viel lacht“, bestätigt er. „Mein U20-Nationaltrainer hat mir einmal Folgendes mitgegeben: Du kannst außerhalb des Platzes so viele Späße machen, wie du willst, aber sobald du Grün siehst, musst du dich komplett fokussieren. Dieser Leitsatz hat sich in mein Gehirn gebrannt. Ich habe einen Schalter, mit dem ich umswitchen kann.“
Das nächste Mal Grün sehen wird Torunarigha am Sonnabend beim Auswärtsspiel in Sinsheim. Beim Tabellenfünften, der über eine sehr potente Offensive verfügt, wartet auf ihn und seine Abwehrkollegen der nächste große Prüfstein. „Das Gefühl, mit den Fans gemeinsam zu jubeln – egal ob heim oder auswärts – ist immer geil. Die Stimmung ist automatisch besser – jeder lacht, jeder ist glücklich. Dieses Gefühl wollen wir unbedingt wieder erzeugen“, gibt er im ruhigen Ton die Richtung vor. Die Taten sollen wie zuletzt auf dem Platz folgen.
Den Spieltagscheck mit Jordan Torunarigha seht ihr hier im Video.
