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DFB-Pokal

14.08.17

Keine Panik, aber kein Übergang zur Tagesordnung

Der Montag begann beim HSV mit einer intensiven Analyse der Pokalniederlage. Trotz einer angemessen kritischen Auseinandersetzung mit den 90 Minuten in Osnabrück wollen Trainer Markus Gisdol und Sportchef Jens Todt nicht in einen negativen Grundtenor verfallen.

Einen Tag nach der bitteren Niederlage beim VfL Osnabrück begann beim HSV die eingehende Ursachenforschung, woran es gelegen hat, dass man gegen einen Drittligisten nicht nur aus dem diesjährigen Pokalwettbewerb ausgeschieden ist, sondern dazu trotz einer rund 70minütigen Überzahl ein deutliches 1:3 kassierte. „Wir sind uns alle einig, dass es gestern in jeder Hinsicht ein absolut indiskutabler Auftritt von uns war. Und das fühlt sich auch einen Tag später nicht besser an“, bestätigte Jens Todt am Montag (14. August) während Teile der Mannschaft auf dem Rasen trainierten und andere zur Regeneration eine Einheit auf dem Fahrrad absolvierten. Zu diesem Zeitpunkt hatte Markus Gisdol seinem Team bereits in einer ersten intensiven Videoanalyse Szenen aus dem Pokalspiel gezeigt und damit mit der Aufarbeitung begonnen. Der Trainer habe dabei klare Worte gefunden, verriet Todt.

Nachlässigkeiten nach der Roten Karte

Gisdol selber wollte sich dazu nicht im Detail äußern. „Wir sind immer noch voll in der Aufarbeitung. Wie das genau abgelaufen ist, geht niemanden etwas an. Das sind Dinge, die man intern macht“, stellte der Trainer klar, bestätigte aber, dass er diese Niederlage nicht sofort abhaken könne. „Ich muss mit einigen Spielern noch einmal darüber reden. Bis zu diesem Spiel haben die Jungs top mitgezogen, gestern haben mir ein paar Sachen in unserem Spiel aber überhaupt nicht gefallen. Und dann gehe ich auch nicht sofort zur Tagesordnung über“, so der Cheftrainer.

Nachdem der HSV in der Anfangsphase recht ordentlich in die Partie gefunden hatte, war es vor allem eine Szene, die später als Knackpunkt bezeichnet wurde und die normalerweise eher einen Vorteil für die Rothosen hätte bringen müssen: die rote Karte gegen VfL-Spieler Marcel Appiah in der 19. Minute. Fortan spielte der Bundesligist in Überzahl, konnte diese aber in kaum einer Phase ausnutzen. „Bei uns habe ich ab diesem Zeitpunkt beobachtet, dass sich Nachlässigkeiten eingeschlichen haben, sowohl im offensiven Passspiel, aber vor allem auch im defensiven Zweikampfverhalten“, erklärte Gisdol seine Argumentation vom Vortag noch einmal. Man wäre in vielen Szenen nicht hart genug gewesen, um möglichst auch die Null zu halten. In Summe wäre es dann auch gegen einen Drittligisten zu viel gewesen. „Wenn die Chancen momentan nicht reingehen, dann musst du wenigstens zu Null spielen“, so der Coach.

Positive Grundeinstellung 

Jens Todt plädierte dabei vor allem auf die Rückbesinnung zu den eigenen Stärken. „Wir müssen uns auf die Tugenden konzentrieren, die uns zum Klassenerhalt gebracht haben. Das sind bedingungsloser Kampf und mannschaftliche Geschlossenheit“, sagte der Sportchef, der bei aller Kritik aber eins klar herausstellen wollte: „Das kann die Mannschaft und die Mannschaft ist auch intakt. Wir verfallen jetzt nicht in Panik. Wir haben eine ganz schlechte Saison hinter uns. Und jetzt sind wir denkbar schlecht gestartet. Man muss daraus aber nicht zwangsläufig Rückschlüsse auf das erste Bundesliga-Spiel ziehen.“

Dies sieht der Trainer ebenfalls so: “Wir werden nach dem Pokal-Aus kein Fazit vorlegen können, wie die Saison ausfallen wird. Grundsätzlich ist es modern, dass man schnell Witze macht, und wir haben auch ein Stück weit die Vorlage dazu geliefert. Aber gefühlt war das auch im Vorfeld schon so. Wir fühlen uns in Hamburg grundsätzlich schwer mit einer positiven Grundeinstellung. Das hat sich hier in den letzten Jahren so eingebürgert. Man sieht leicht alles sehr negativ von Anfang an. Eine grundsätzlich positivere Haltung zum Club und zur Mannschaft würde uns schon besser zu Gesicht stehen bzw. auch Schwung geben.“

Kostic auf gutem Weg

Der Schwung soll möglichst schon gegen Augsburg zurückkehren. Und auch wenn die Fuggerstädter mit einer ähnlichen Taktik wie der VfL Osnabrück erwartet werden, blickt der Sportchef zuversichtlich auf den Bundesliga-Start. „Das sind andere Voraussetzungen. Unsere Mannschaft hat bereits ein anderes Gesicht gezeigt und ich gehe davon aus, dass sie dieses auch am Samstag zeigen wird. Man darf nicht vergessen, dass weite Teile dieser Mannschaft, die gestern auf dem Platz stand, in der vergangenen Saison Siebter in der Rückrunde geworden ist. Deshalb wissen wir, dass sie es besser kann“, sagte Todt. Markus Gisdol will sich auf Gedanken zum Heimspiel noch nicht einlassen. „Ich bin noch nicht beim Wochenende“, gestand er und gab damit zu verstehen, dass er auch in den kommenden Tagen noch sehr genau den Auftritt in Osnabrück analysieren und das Training beobachten wird.

Erfreulich stimmte ihn dabei, dass Filip Kostic am Montag bereits wieder voll ins Mannschaftstraining einsteigen konnte. „Bei ihm bin ich guter Dinge, dass wir ihn bis zum Wochenende hinbekommen“, so der Trainer. Bei Albin Ekdal ist eine Rückkehr noch fraglich. Der Schwede absolviert zwar wieder individuelle Balleinheiten auf dem Rasen, bis zum Ende der Woche müsse man dabei aber noch weitere Tests abwarten und anschließend schauen, ob es für einen Einsatz reicht, sagte Gisdol. Bis dahin werden aber noch zahlreiche andere Dinge im Vordergrund stehen.