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Interview

03.05.17

Lotto King Karl: "Hier steht eine ganze Stadt auf!"

Lotto King Karl ist beim HSV alles: Sprecher, Sänger, Einpeitscher. Vor allem aber ist er eines: HSV-Fan. Und als der sprach er mit HSV.de über die aktuelle Lage und das wichtige Heimspiel am Sonntag gegen Mainz 05.

Auch bei ihm saßen der Stachel und auch der Schock nach der Augsburg-Niederlage tief. Doch Lotto King Karl zeigte sich am Dienstag – im Zuge einiger Volksparkstadion-Termine bezüglich seines neuen Albums „360 Grad“ – schon wieder kämpferisch und optimistisch. „Klar, bei uns brennt jetzt der Baum“, sagte Lotto, „aber wir kennen uns aus den letzten Jahren ja mit dem Löschen bestens aus. Das ist bei einigen der anderen Clubs da unten nicht unbedingt der Fall, das kann auch noch spannend werden.“ Der Fokus liegt aber natürlich auf den eigenen Ergebnissen – und damit unweigerlich beim extrem wichtigen Heimspiel gegen Mainz 05 am Sonntag. Hierüber und über seine Hoffnungen und Erwartungen sprach HSV.de mit Lotto King Karl.

Lotto, hast du das Spiel vom Sonntag schon verdaut?

Lotto King Karl: Ganz ehrlich? Nein! Ich habe selbst heute immer noch Momente, in denen ich mich mal kurz am Kopf kratze und frage: Ist das wirklich passiert? Geht dieser ganze Mist jetzt wirklich wieder von vorne los? Wir dachten doch alle vor den Spielen gegen Darmstadt und Augsburg, dass wir top im Rennen sind. Und dann sowas… Das war schlimm, wirklich ganz, ganz schlimm. Wir haben einen Gegner von Minute zu Minute mehr aufgebaut, der vor diesem Spiel eigentlich schon schwer am Wanken war. Unsere Mannschaft ist überhaupt nicht ins Spiel gekommen. Das war schon echt bitter, da drehst du als Fan wirklich durch.

Jetzt geht es gegen Mainz. Wie schätzt du diesen Gegner ein?

Ich finde Mainz extrem spannend. Dort wurde die letzten Jahre immer tolle Arbeit geleistet, die Mannschaft hat gut gespielt und auch recht regelmäßig in Europa angeklopft. Aber: Nach guter Hinrunde haben sie aktuell eine Phase, in der es nicht läuft. Weder auf dem Platz noch drum herum. Und plötzlich hast du nach etlichen Jahren das erste Mal wieder Abstiegskampf. Das kennen die Mainzer ja gar nicht mehr. Und die aktuelle Mannschaft sowieso nicht. Die kommen auch nicht gerade mit breiter Brust nach Hamburg.

Und was erwartest du am Sonntag für ein Spiel?

Es geht nicht nur um das Spiel an sich, es geht um das große Ganze. Ich erwarte, dass wir als Stadion dem Gegner und natürlich auch unserer Mannschaft von der ersten Sekunde an zeigen: Hier steht eine ganze Stadt auf! Wir müssen unbedingt wieder diesen starken Schulterschluss hinkriegen, so wie in den letzten Jahren und ja auch in dieser Saison schon passiert. Wir müssen es wieder gemeinsam schaffen, da darf sich niemand zu fein oder zu eitel sein. Wir wollen doch alle das Gleiche. Aber die Mannschaft ist natürlich auch gefordert.

Was erwartest du?

Elf Männer auf dem Platz! Und eine Bank, die voll mitgeht. Ein Team, das diese Leidenschaft genauso wie die HSV-Fans raushaut, und zwar von der ersten Sekunde an. Dann wird es für jeden Gegner in unserem Stadion schwer. Okay, Darmstadt war nix, aber wir haben neun der letzten zehn Heimspiele nicht verloren. Mehr noch: sieben davon haben wir gewonnen. Das passiert ja nicht aus Versehen. Und ich bin mir sicher, dass die Fans am Sonntag wieder voll da sein werden und die Truppe anschieben. Und noch etwas: So eine Kulisse, wie sie sie hier bei uns im Stadion erwartet, kennen die Mainzer gar nicht. Die haben bisher nur mal davon gehört, dass es in Hamburg richtig laut wird. Und zwar lauter als in allen anderen Stadien, wenn es darauf ankommt. Und jetzt ist es wieder soweit: es kommt darauf an!

Klingt, als hättest du schon wieder auf Spieltagsmodus umgeschaltet.

Seien wir mal ehrlich: Wir würden ja nicht immer noch dort unten stehen, wenn das Team nicht auch ab und an mal solche Ausfälle wie zuletzt hätte. Deshalb hilft es ja nichts. Geht weiter! Jetzt haben sich alle zwei Tage lang ausgekotzt und nun müssen wir wieder füreinander da sein. Deshalb bin ich davon überzeugt, wirklich total davon überzeugt, dass das Stadion am Sonntag voll am Start sein wird. Und selbst wenn einige Leute meinen, die Mannschaft in die Halbzeitpause pfeifen zu müssen, dann klatschen wir sie eben nach der Pause noch lauter wieder raus! Denn nochmal: Wir wollen doch alle das Gleiche, wir wollen dieses Spiel gewinnen und in der Tabelle von diesem verdammten Platz wegkommen. Dafür wird im Stadion jeder HSVer das Team mit Phon und Dezibel unterstützen. Manchem passt dann vielleicht auch mal das Ergebnis seiner Anfeuerung nicht, das ist verständlich und das muss auch okay sein. Aber: Die Erfahrung zeigt uns, dass wir auch ganz groß und ganz schnell im Vergessen und Verzeihen sind. Ich erinnere mich da an das Relegationshinspiel gegen den KSC, hier im Stadion, 1:1. Da gab es mit dem Schlusspfiff ordentlich Pfiffe – für genau fünf Sekunden, dann schlug es direkt um in ein krachendes „Auswärtssieg, Auswärtssieg!“. Ohne Scheiß, da hätte ich heulen können! Weil es einfach gezeigt hat, wie wir alle ticken.

Jetzt zählt aber erstmal der Heimsieg.

Genau. Und von dem bin ich absolut überzeugt. Denn es ist eine besondere Situation – und in besonderen Situationen haben wir auch immer eine besondere Stärke entwickelt. Wir sind elf Mann auf dem Platz und fast 60.000 drum herum – natürlich sind wir stark!