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02.07.21
Ludovit Reis: Balldieb mit Box-to-Box-Ambitionen
Der 21-jährige Neuzugang will seine fußballerischen Qualitäten beim HSV einbringen und in einem wichtigen Bereich den nächsten Schritt gehen.
Es ist nur ein kurzer, flüchtiger Blick. Ludovit Reis schaut für den Hauch einer Sekunde über seine linke Schulter hinweg und dreht sich danach rechts an dem heransprintenden Gegenspieler vorbei. Diese unspektakulär anmutende Szene, die sich im HSV-Testspiel gegen den FC Wacker Innsbruck (30. Juni, 1:0) ereignete, hat einen ersten Eindruck davon geliefert, warum die Rothosen den 21-Jährigen fest verpflichtet und mit einem Vierjahresvertrag ausgestattet haben. Wie traditionell üblich in der niederländischen Fußballschule ist der zentrale Mittelfeldspieler im Spiel mit dem Ball extrem gut ausgebildet und verfügt trotz seines jungen Alters über eine erstaunliche Ruhe in Stresssituationen. „Das habe ich von meinem Vater geerbt“, erklärt Reis im Gespräch mit HSV.de – und verweist damit auf seinen größten Förderer und Kritiker. Neben seinen Qualitäten am Spielgerät sticht bei dem 1,78 Meter großen Verbindungsspieler aber vor allem das aggressive Zweikampfverhalten heraus. Im Straßenfußball-Duell mit seinem Zwillingsbruder und älterem Bruder musste sich Reis schon in frühester Kindheit behaupten und hat in dieser Lebensphase eine Resistenz entwickelt, die sich auch in den ersten Trainingstagen beim HSV widerspiegelt.
Seine Debüt-Einheit absolvierte der Neuzugang zum Beginn des Sommertrainingslagers im bayerischen Grassau am vergangenen Dienstag (29. Juni) und schon dort zeigte der gebürtig aus Haarlem bei Amsterdam stammende Reis seine Fähigkeiten in der Balleroberung. Auch in den folgenden Tagen wirkte der Niederländer mit slowakischen Wurzeln sehr engagiert in der Defensivarbeit, was sicherlich auch auf sein Leihjahr beim VfL Osnabrück zurückzuführen ist. Bei den Lila-Weißen verbrachte Reis die vergangene Spielzeit und sammelte wichtige Spielpraxis in der 2. Bundesliga (27 Einsätze). Die Saison zuvor spielte der technisch versierte Achter, der seinen Durchbruch im Profifußball beim FC Groningen (2017 bis 2019) schaffte, für die zweite Mannschaft des FC Barcelona. Bei den Katalanen trainierte Reis zeitweise mit den Profis, kam aber ausschließlich für das B-Team zum Einsatz (25 Partien).
Die extrem offensiv ausgeprägte Spielphilosophie der „Blaugrana“ weckte in Reis den Antrieb, sich auch vor dem gegnerischen Tor noch aktiver zu zeigen – was beim defensiv orientierten VfL Osnabrück nur bedingt gelang (ein Tor, ein Assist). „Meine Produktivität möchte ich gerne steigern. Ich sehe mich selbst als Box-to-Box-Spieler, daher will ich auch im Abschluss und beim finalen Pass besser werden“, sagt Reis selbst über sein wohl offensichtlichstes Verbesserungspotenzial. Schaffen soll und will er das beim HSV – und mit der mutigen Spielidee von Cheftrainer Tim Walter, die den offensiven Ambitionen von Reis liegen sollte. „Das System kommt mir ganz sicher entgegen, denn ich will immer Fußball spielen. Es ist auch für mich eine neue Erfahrung, aber ich will das in Zukunft mit Leben füllen“, sagt der Niederländer und blickt dabei entschlossen in die Ferne. Über die Schulter schaut er erst wieder, wenn der Gegenspieler naht.