
Interview
13.11.25
„Maß halten, vernünftig bleiben, weiterarbeiten“
Vorstand Eric Huwer ordnet das vierte positive Jahresergebnis in Folge hanseatisch ein. Stabilität und Wachstum sind weiterhin die Kernziele.
HSV.de: 4,4 Millionen Euro Jahresüberschuss stehen nach der Aufstiegssaison 2024/25 zu Buche. Das ist das vierte Positivergebnis in Folge. Was lösen die Jahreszahlen bei Ihnen aus?
Eric Huwer: Kompakt zusammengefasst: Freude, Bestätigung und vor allem Motivation.
Können Sie das ein bisschen genauer erläutern?
Gerne. Ich freue mich sehr, dass uns der Aufstieg in die Bundesliga mit einem positiven Jahresergebnis gelungen ist, denn es ist viel einfacher, mit einem hohen einstelligen oder sogar zweistelligen Millionen-Minusbetrag aufzusteigen. Wir sind unserem eingeschlagenen Weg der wirtschaftlichen Vernunft gefolgt und haben das sportliche Ziel mit Männern und Frauen trotzdem erreicht. Mit großer Freude erfüllt mich der Blick auf unser gesamtes Team, das diese Leistung vollbracht hat. Auf dem Rasen und auf der Geschäftsstelle. Ich bin stolz auf jeden Kollegen und jede Kollegin unserer Organisation. Wir haben als Einheit agiert, haben uns in unterschiedlichen Direktionen und mit komplett verschiedenen Herausforderungen und Potenzialen beschäftigt. Und das führt mich dann zum Thema Motivation. Der Aufstieg in die Erste Liga mit Männern und Frauen war ein großer Schritt, bildlich gesprochen vielleicht sogar das Erreichen der ersten Etage eines mehrstöckigen Hauses. Das Erreichen dieses Stockwerks hat uns allen gefallen, es hat viel Spaß gemacht. Und das Jahresergebnis spornt uns ebenfalls an. Wir wissen: Es ist noch mehr möglich.
Nach vier positiven Jahresergebnissen hintereinander könnte man von einer „neuen Normalität“ beim HSV sprechen. Sehen Sie das auch so?
Der Begriff gefällt mir nicht, weil er nach Selbstverständlichkeit klingt. Unsere Zahlen und Entwicklungen sind aber immer das Ergebnis von extrem viel Arbeit, Fleiß, Beharrlichkeit, richtigen Entscheidungen, treuen Partnern, Vertrauen, Mut und kontroverse Diskussionen. Und das – da können Sie gerne bei anderen Bundesligisten nachfragen oder auch in der Vergangenheit des HSV nachschauen – ist alles andere als selbstverständlich.

Wie betrachten Sie die finanzielle Entwicklung des HSV?
Der HSV kommt aus einer Zeit der kurzfristigen Liquiditätsbedarfe zu Lasten strategisch nachhaltiger Entwicklung. Das haben wir gedreht. Wir haben mit 126,5 Millionen Euro unseren höchsten Zweitligaumsatz in sieben Jahren erzielt. Wir sind wettbewerbsfähiger, schuldenfrei und verfügen erstmals über ein Netto-Finanzvermögen, haben also mehr liquide Mittel als Finanzschulden. Es geht uns gut, aber wir sind nicht reich. Für uns heißt es: Maß halten, vernünftig bleiben, weiterarbeiten.
Wäre der HSV in der Lage, in der Winterpause noch einmal in den Kader zu investieren, um die Wahrscheinlichkeit des Bundesligaverbleibs zu erhöhen?
Da stelle ich mal die Gegenfrage: Sind Wintertransfers eine Erfolgsgarantie? Trotzdem kann ich die Frage mit „Ja“ beantworten. Wie ich schon im vergangenen Jahr gesagt habe: Ein Stabilitäts- und Qualitätsmerkmal ist es, für Situationen und Herausforderungen gewappnet zu sein und die Mittel zu haben, bevor beispielsweise eine Notlage entsteht. Stefan Kuntz und ich als Vorstandskollegen, aber auch unser Direktor Sport Claus Costa und Chefcoach Merlin Polzin tauschen uns fast täglich aus. Wir bewerten die Lage, besprechen Notwendigkeiten und Möglichkeiten. Und wir sind handlungsfähig.
Können Sie einen kleinen Blick in die finanzielle und wirtschaftliche Entwicklung des aktuellen Geschäftsjahres geben?
Wir werden erneut eine deutliche Umsatzsteigerung erreichen – nicht nur bedingt durch Aufstiegseffekte. Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass unsere Aufwendungen steigen. An unseren Zielen hat sich nichts geändert. Wir wollen die Klasse erhalten und wachsen. Wir wollen nicht einfach Bundesliga spielen. Wir wollen im deutschen Fußball wieder ein stabiler Faktor werden. Das braucht Zeit, Ruhe, Disziplin und vor allem uns gemeinsam als sehr leistungsstarke Organisation.
Vielen Dank für das Gespräch.
