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Interview

12.09.17

Matthias Ostrzolek: "Da wird die Freundschaft etwas ausgeklammert"

Im Interview mit HSV.de spricht Matthias Ostrzolek über das bevorstehende Duell gegen seinen Ex-Club, das Wiedersehen mit seinem Kumpel Dennis Diekmeier und seinen Neustart bei Aufsteiger Hannover 96. 

Drei Spielzeiten kickte Matthias Ostrzolek an der Elbe und bestritt insgesamt 89 Pflichtspiele für den Hamburger SV. Der heute 27-jährige Linksverteidiger erlebte dabei emotionale Jahre mit dem Bundesliga-Dino, stand sowohl bei der Last-Minute-Rettung in Karlsruhe als auch beim dramatischen Saisonfinale 2017 gegen Wolfsburg jede Spielminute auf dem Platz. In diesem Sommer entschloss sich Ostrzolek, dessen Vertrag beim HSV ausgelaufen war, dennoch für ein neues Kapitel in seiner Fußball-Karriere und wechselte zum Bundesliga-Aufsteiger Hannover 96. Mit den Niedersachsen startete der gebürtige Bochumer gut in die Saison und ist bei zwei Siegen (1:0 in Mainz und 1:0 gegen Schalke) und einem Unentschieden (1:1 in Wolfsburg) noch ungeschlagen. Nun kommt es am Freitagabend (Anstoß 20:30 Uhr) im Rahmen des 4. Bundesliga-Spieltags zum Wiedersehen mit den alten Kollegen aus Hamburg. Im Interview mit HSV.de sprach "Matze" über das bevorstehende Spiel gegen seinen Ex-Club, ein mögliches Duell mit seinem Kumpel Dennis Diekmeier und seinen Neustart in Hannover.

Matze, am Freitag kommt es zum Wiedersehen mit deinen alten HSV-Teamkollegen. Mit welchem Gefühl gehst du in das Spiel?

Es ist für mich natürlich ein besonderes Spiel, auf das ich mich sehr freue. Ich habe schließlich drei Jahre beim HSV gespielt und habe zu einigen Spielern noch Kontakt. Besonders zu Dennis Diekmeier, auch weil sich meine Freundin und seine Frau gut verstehen. Gemeinsam waren wir kürzlich in der Länderspielpause an dem Wochenende auch zusammen in Barcelona im Urlaub.  

Du sprichst deinen Kumpel Dennis an. Er spielt auf der rechten Abwehrseite, du auf der linken. Da ist es gut möglich, dass ihr euch am Freitag ab und an treffen werdet.

Ja, es ist schon möglich, dass wir uns über den Weg laufen und kurz hallo sagen (lacht). In den 90 Minuten darf alles sein und passieren, da wird die Freundschaft etwas ausgeklammert. Ich weiß, dass Dennis auf dem Platz anders ist als privat. Und er weiß, wie ich auf dem Platz ticke. Für mich ist er dann ein ganz normaler Gegenspieler und ich sehe da keine besondere Situation. Wir haben ja auch im Training oft genug gegeneinander gespielt.  

Bei einem Zweikampf wird also nicht zurückgeschreckt?

Nein, in den 90 Minuten spielt man für seinen Verein und seine Farben und möchte die drei Punkte behalten. Da kann es unter Umständen auch knallen. In solchen Spielen muss man die Freundschaft ausklammern und das ist mir auch schon in der Vergangenheit gelungen. Ich habe auch schon mehrfach gegen einen meiner besten Kumpels Kevin Voigt von 1899 Hoffenheim gespielt und da würde ich auch durchziehen.  

Blicken wir allgemein auf die Partie. Was erwartest du für ein Spiel? 

Wir haben uns eine gute Ausgangssituation erarbeitet und können komplett befreit in das Spiel reingehen. Freitagabend, Flutlicht, ausverkaufte Kulisse vor 50.000 Zuschauern - als Mannschaft freuen wir uns extrem auf das Spiel. Beim letzten Heimspiel gegen Schalke hat es mega Spaß gemacht, hier zu spielen. Die Fans haben uns gerade in der Schlussphase noch mal gepusht und so konnten wir das 1:0 über die Zeit retten. Ich glaube, dass wir gerade am Freitagabend wieder so eine Atmosphäre erzeugen können und dann am Ende hoffentlich auch feiern können.     

Ihr seid mit sieben Punkten aus drei Spielen noch ungeschlagen. Hat dich dieser Saisonstart als Aufsteiger selbst ein bisschen überrascht?

Natürlich hat kaum jemand damit gerechnet, dass wir als Aufsteiger nach drei Spielen sieben Punkte haben würden. Wir haben in der Vorbereitung darauf hingearbeitet und wollen den Lauf, den wir zurzeit haben, gerne weiter mitnehmen und auch am Freitagabend fortsetzen. Ein guter Auftakt gibt viel Rückenwind und Selbstbewusstsein für die weitere Saison. Das haben im vergangenen Jahr Teams wie Köln, Hertha und Leipzig gezeigt.

Was zeichnet eure Mannschaft denn aus? 

Vor allem, dass wir in jedem Spiel gut vorbereitet sind und unseren Plan durchziehen. Zudem habe ich es schon lange nicht mehr erlebt, dass man so eine gute Stimmung in der Mannschaft und in der Kabine so viel Spaß miteinander hat. Wir schaffen es, diese super Atmosphäre auf den Platz zu transportieren. Zudem haben wir sehr ehrgeizige Spieler. Alle wollen Erfolg haben und versuchen, sich täglich weiterzuentwickeln.

Im Umkehrschluss hast du dieses Gefühl zuletzt beim HSV nicht mehr gehabt? 

Nein, so kann man das nicht sagen, aber die drei Jahre waren insgesamt nicht so erfolgreich. Und wenn man keinen Erfolg hat, macht vieles natürlich auch nicht so viel Spaß.  Im Laufe der letzten Rückrunde ist in mir der Entschluss gewachsen, im Sommer etwas Neues machen zu wollen und woanders einen Neuanfang zu starten. Das habe ich jetzt gemacht.

Wie läuft es bei diesem Neuanfang abseits des Platzes, vermisst du etwas an Hamburg oder hast du dich schon gut in Hannover eingelebt?

Zunächst einmal kann man die beiden Städte nicht miteinander vergleichen. Hamburg ist eine Weltstadt mit tausend Sachen, die man dort machen kann. Hannover ist in vielen Bereichen eine Nummer kleiner, hat aber auch sehr viele schöne Ecken. Ich war sehr überrascht, wie grün die Stadt ist. Es gibt viele Parks und insgesamt fühle ich mich hier wohl. Das Einzige, was mir hier im Vergleich zu Hamburg etwas fehlt, sind mehr Cafés und Restaurants, die auf gesunde Ernährung ausgerichtet sind. Die Ernährung spielt ja bekannterweise eine zentrale Rolle bei mir (lacht).