
Interview
09.08.25
„Wir haben klar definiert, wer wir sind“
Im hsv.de-Interview spricht Cheftrainer Merlin Polzin über das Trainingslager in Spanien, seine Eindrücke von den jüngsten Neuzugängen sowie die gegenwärtige Personalsituation. Dabei gibt der 34-Jährige auch einen Einblick rund um die Torhüterposition.
Der Hamburger SV befindet sich in der finalen Phase der rund sechswöchigen Sommervorbereitung auf die Bundesliga-Saison 2025/26. Teil derer ist auch das laufende Trainingslager auf der Baleareninsel Mallorca, wo die Rothosen auf und abseits des Platzes wichtige Schwerpunkte im Hinblick auf die eigenen Spielprinzipien und den Teamgeist gelegt haben. Bevor am Abend das Testspiel und zugleich die Generalprobe vor dem Pflichtspielstart beim RCD Mallorca (Anstoß: 20 Uhr, live auf DAZN) den Abschluss dieses Trainingslagers markieren wird, sprach HSV-Cheftrainer Merlin Polzin im hsv.de-Interview über seine Eindrücke vom Training und der Mannschaft sowie über Gedankenspiele zum Personal.

hsv.de: Merlin, du hast vor dem Trainingslager gesagt, dass ihr als Team noch weiter zusammenwachsen wollt. Inwieweit ist euch das in den vergangenen Tagen auf und abseits des Platzes gelungen?
Merlin Polzin: Wir haben das Trainingslager auf Mallorca und die Zeit hier sehr gut nutzen können, um als Team weiter zusammenzuwachsen. Dabei konnten wir sowohl inhaltlich auf dem Platz als auch abseits davon die nächsten Schritte gehen. Es waren so gesehen ja "nur" zwei Trainingseinheiten, aber diese haben wir sehr intensiv genutzt, um die Themen, die unser Spiel ausmachen, weiter zu verbessern. Der Schwerpunkt lag darauf, die Tiefe zu bespielen, aber auch die Tiefe zu verteidigen und allgemein das Umschaltverhalten zu verfeinern. Außerhalb des Platzes ging es hauptsächlich darum, nochmal klar zu definieren, wer wir sind, was wir wollen und wofür wir stehen wollen. Dazu haben wir in Einzel- und Gruppengesprächen gearbeitet.
Wie gut haben die Jungs die Inhalte dabei angenommen und umgesetzt?
Wir sind sehr zufrieden mit der Arbeit, die wir auf und abseits des Platzes investiert haben. Es geht uns darum, dass wir den Prozess vorantreiben und eine Kultur entwickeln, die Bock aufs Arbeiten und Verbessern beinhaltet. Dieses Wachsen und Weiterentwickeln standen ganz klar im Fokus und dass wir dazu eine Einstellung und Haltung entwickeln.

Mit Warmed Omari und Giorgi Gocholeishvili sind auch zwei Neuzugänge im Laufe des Trainingslagers zur Mannschaft gestoßen. Welchen Eindruck machen die beiden auf dich?
Die beiden Jungs machen einen sehr positiven Eindruck. Mir ist bei neuen Spielern immer wichtig, wie sie von der bestehenden Mannschaft aufgenommen werden. Warmed und Giorgi wurden hier im Trainingslager sehr herzlich und warm aufgenommen. Sie haben sich zugleich sehr schnell integriert und ihre Qualitäten im Training bereits definitiv andeuten können, sodass wir die Überzeugung haben, dass beide Spieler uns auf unserem Weg in der Bundesliga verstärken können. Bei Giorgi ist es so, dass er vom Fitnesszustand schon sehr weit ist, deshalb wird er auch schon mehr Spielzeit bekommen.
Auch Yussuf Poulsen, Immanuel Pherai und Bakery Jatta arbeiten auf dem Platz, Jean-Luc Dompe ist ebenfalls im Reha-Training. Welche Fortschritte machen diese Spieler und wann erwartest du sie zurück im Teamtraining?
Die Jungs machen durch die gute Betreuung unserer medizinischen Abteilung Fortschritte. Wir müssen da aber weiterhin von Tag zu Tag schauen, wie sich das Ganze entwickelt, weil alle auf einem unterschiedlichen Stand sind. Deshalb kann und will ich da kein Versprechen abgeben, wann sie wieder ins Mannschaftstraining zurückkehren. Ich kann aber garantieren, dass wir bei allen Spielern maximal gewillt sind, dass sie zum Ligastart – und das gilt gerade für Yussi und Jean-Luc – wieder zur Verfügung stehen. Bei Baka und Manu wird es wohl noch etwas länger dauern, aber auch da geht es bei beiden voran.

Heute Abend steht das abschließende Testspiel der Vorbereitung und damit die Generalprobe vor dem Pflichtspielauftakt auf dem Programm. Inwiefern hast du dein Gerüst mit Blick auf die Startelf schon im Kopf?
Es wird sicherlich so sein, dass wir im Spiel gegen RCD Mallorca die Spielzeiten weniger verteilen, als es in den vergangenen Testspielen der Fall war. Auf manchen Positionen ist bei den Spielern, die aktuell die Nase vorne haben, mit deutlich mehr Spielminuten zu rechnen. Auf der anderen Seite lebt die Konkurrenzsituation davon, dass man sich gegenseitig zur Höchstleistung pusht. Das versuchen die Jungs tagtäglich im Training. Deshalb freue ich mich, dass ich Entscheidungen treffen darf, die uns am Ende alle weiterbringen, weil wir dadurch die eigene Leistung steigern und uns weiter verbessern.
Wie verhält es sich um die Positionierung im Tor?
Auf den Positionen, wo es einen Zweikampf zwischen zwei Spielern gibt, wird die Spielzeit so verteilt, dass sich beide Spieler nochmal anbieten können. So verhält sich die Situation auch im Tor. Da haben wir in einer klaren Kommunikation im Torwartteam besprochen, dass Daniel Peretz gegen RCD Mallorca und Daniel Heuer Fernandes im DFB-Pokal in Pirmasens im Tor stehen wird. Somit haben beide nochmal die Chance, sich über eine längere Spielzeit zu präsentieren. Danach werden wir es gemeinsam auswerten und eine Entscheidung treffen.
Was erwartest du für das Testspiel gegen Mallorca?
Das Testspiel gegen Mallorca ist unser Abschluss der Sommervorbereitung. Dementsprechend erwarte ich, dass wir die Dinge, die wir uns erarbeitet haben, bestmöglich auf dem Platz umsetzen. Das gilt sowohl im Spiel mit dem Ball als auch gegen den Ball - und in der Art und Weise, wie wir uns als Mannschaft auf dem Platz präsentieren wollen. Wir wollen das Spiel maximal intensiv bestreiten und uns selbst sowie unseren Fans ein richtig gutes Gefühl geben.
Nach dem Testspiel geht es am morgigen Sonntag zurück nach Hamburg, wo noch eine Trainingswoche vor dem Pflichtspielstart im DFB-Pokal beim FK 03 Pirmasens auf euch wartet. Auf welchem Stand siehst du deine Mannschaft bis hierhin und an welchen Inhalten soll noch gearbeitet werden?
Wir werden das Testspiel auswerten, um daraus die Rückschlüsse zu ziehen, wie weit wir sind und woran wir in den kommenden Tagen noch arbeiten müssen. In dem Plan, den wir uns im Trainerteam vor der Sommervorbereitung aufgestellt haben, gibt es noch viele Details, die nach und nach dazukommen. Unser Fokus liegt jetzt aber erstmal darauf, dass wir die Inhalte, die wir uns erarbeitet haben, unter Wettkampfbedingungen umsetzen. Das war gegen Freiburg in den ersten 70 Minuten schon richtig gut. Und das ist natürlich auch unser Anspruch für das heutige Spiel gegen einen starken Gegner.