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22.09.20
Moritz Heyer: Kalter Start, heißer Einstand
Rund 24 Stunden nach seiner Verpflichtung feierte Neuzugang Moritz Heyer zum Zweitliga-Auftakt gegen Fortuna Düsseldorf ein erfolgreiches HSV-Debüt. Der 25-Jährige deutete dabei seine Vielseitigkeit als Defensivspezialist mit zwei feinen und ebenbürtigen Füßen an.
Neuzugang Moritz Heyer hat beim HSV einen wahrhaftigen Kaltstart hingelegt: Am vergangenen Donnerstagnachmittag wechselte der 25-Jährige vom VfL Osnabrück an die Elbe und unterschrieb einen Tag vor dem Zweitliga-Start einen bis 2023 datierten Vertrag bei den Rothosen. Unmittelbar im Anschluss daran absolvierte der beidfüßige Defensivspezialist seine erste Trainingseinheit mit den neuen Teamkollegen und wiederum nur rund 24 Stunden später stand er bei seinem HSV-Debüt gegen Fortuna Düsseldorf (2:1) prompt in der Startelf. „Man wünscht sich als neuer Spieler immer einen schönen Einstand. Es freut mich immens, dass es so gekommen ist. Es hat ungemein Spaß gemacht, auf dem Platz zu stehen. Es ist doch für jeden Fußballer schön, wenn man gerade einmal 24 Stunden da ist und direkt ein Ligaspiel bestreiten darf“, erklärte der 25-Jährige am heutigen Dienstagvormittag (22. September) im Rahmen einer Medienrunde.
Zweikampfstark & torgefährlich
Der gebürtige Niedersachse überzeugte am vergangenen Freitag trotz des Kaltstarts auf ganzer Linie. „Moritz hat gespielt, als wäre er schon fünf Jahre hier“, lobte nicht zuletzt HSV-Sportdirektor Michael Mutzel den fünften Neuzugang der Rothosen, der vom Fachmagazin „kicker“ die Note 2 für seinen Premieren-Auftritt erhielt. Die 1.000 HSV-Fans im Volksparkstadion sowie die vielen Tausenden vor den Bildschirmen staunten nicht schlecht, mit welcher Abgeklärtheit der gebürtige Niedersachse in der neuformierten Innenverteidigung an der Seite von Youngster Stephan Ambrosius (21) zu Werke ging und jeden seiner 185 Zentimeter Körperlänge erfolgreich einzusetzen wusste. Nicht nur am Boden, sondern vor allem in der Luft hatte Düsseldorfs Top-Torjäger Rouwen Hennings, der in der Vorsaison 15-mal in der Bundesliga ins Schwarze traf, fast immer das Nachsehen. „Aufgrund meiner Größe versuche ich in solchen Duellen etwas in den Gegenspieler reinzuarbeiten, um besser zum Ball zu stehen. Ein wirkliches Kopfballgeheimnis habe ich aber nicht, sondern versuche einfach, das Duell zu gewinnen“, gibt sich Heyer bescheiden.
Dass er mittlerweile überhaupt als letzter Abräumer vor dem eigenen Torhüter agiert, war in seiner fußballerischen Laufbahn zunächst nicht vorgesehen. „Ich habe in der Jugend wie so viele Fußballer ganz vorn im Sturm angefangen. Über die Jahre bin ich dann immer weiter zurückgestuft worden“, verrät Heyer. Unweit seines Geburtsortes Ostercappeln im Nachwuchs des VfL Osnabrück als beidfüßiger Spieler ausgebildet, spielte er im Herrenbereich bei den ebenfalls benachbarten VfL Sportfreunde Lotte (2014-18) in der Regionalliga und 3. Liga vorrangig im zentralen oder defensiven Mittelfeld. Erst durch eine Leihe zum Drittligisten Hallescher FC zur Saison 2018/19 festigte sich seine Position als Innenverteidiger. „Ich hatte in Halle ein sehr gutes und lehrreiches Jahr. Für meine Entwicklung war es vielleicht eines der wichtigsten, da ich erstmals fest von der Sechser-Position in die Innenverteidigung gerutscht bin“, sagt er rückblickend. Zur Vorsaison wechselte Heyer nach dem von ihm bewusst gewählten „Jahr von zuhause weg“ zurück zum VfL Osnabrück und avancierte in seinem ersten Zweitliga-Jahr mit sechs Treffern prompt zum torgefährlichsten Innenverteidiger der Liga. Sehr zur Freude seines alten und neuen Cheftrainers Daniel Thioune, der über seinen Schützling sagt: „Moritz kann Innenverteidiger, Außenverteidiger, Sechser oder Achter spielen. Ihn zeichnet eine Polyvalenz aus, die uns variabler macht.“
Entwicklungsfähig & wissbegierig
Heyer selbst sagt, dass er am liebsten als Innenverteidiger agiert, doch im System von Daniel Thioune fand sich der 25-Jährige in der vergangenen Spielzeit überall erfolgreich zurecht. 33-mal stand er in der Startelf, ligaweit absolvierten nur fünf Feldspieler mehr Spielminuten. Keine Überraschung also, dass der Trainer auf seiner nächsten Station in der persönlichen Weiterentwicklungsreise eine Rolle gespielt hat. „Der HSV ist ein großer Verein, der nochmal ganz andere Bedingungen bietet als in Osnabrück. Das habe ich bereits während der ersten Tage hier erlebt. Zudem kenne ich das Trainerteam sehr gut und weiß, dass es aus guten Trainern besteht. Das waren die ausschlaggebenden Punkte für den Wechsel“, erklärt Heyer ganz rational.
Über einen Wechsel an die Elbe spekulierten Hamburger Medien bereits Anfang Juli im Zuge der Vorstellung von Trainer Daniel Thioune, als sich Heyer zufälligerweise aufgrund seines Fernstudiums zeitgleich in der Hansestadt aufhielt. „Das war damals reiner Zufall. Es gibt verschiedene Prüfungsorte, an denen ich die Klausuren schreiben kann. Damals hatte sich von der Strecke her Hamburg angeboten, weil es in Essen keinen freien Prüfungstermin mehr gab“, sagt der Niedersachse, der auch abseits des Platzes wissbegierig ist und im Bereich Sport- und Business-Management studiert. „Ich habe jetzt zweieinhalb Jahre des Studiums absolviert und benötigte noch rund zwei weitere Jahre. Für mich ist es wichtig, auch den Kopf zu schulen und neben den Fußball etwas zu machen“, erklärt Heyer. Nur am vergangenen Freitag im Zuge seines HSV-Kaltstarts war Heyer ganz froh, dass sich sein Kopf weniger einschaltete. „Am Ende ging alles unglaublich schnell. Da war es vielleicht ganz gut, dass ich gar keine Zeit hatte, um mir großartige Gedanken zu machen.“ Dafür bleibt in den kommenden Tagen und Wochen noch genug Zeit, in denen Moritz Heyer seine ihm noch eher unbekannten Teamkollegen besser kennenlernen und seinen heißen HSV-Einstand bestätigen möchte.