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Nachbericht

22.10.19

„Für mich zählt, dass die Mannschaft eine Entwicklung nimmt“

Am Tag nach der Punkteteilung im Duell mit Arminia Bielefeld sprach HSV-Trainer Dieter Hecking in einer Presserunde über das gestrige Spiel, die Entwicklung seiner Mannschaft und die aus seiner Sicht überhöht dargestellte Bedeutung von Top-Spielen. 

Der Abschluss des 10. Spieltags in der 2. Bundesliga zwischen dem Tabellendritten Arminia Bielefeld und dem Tabellenführer Hamburger SV hielt, was er im Vorfeld versprochen hatte. Beide Teams duellierten sich von Beginn an mit offenem Visier und machten vor 26.515 Augenzeugen in der ausverkauften SchücoArena sowie den etlichen Zuschauern an den Fernsehbildschirmen beste Werbung für den Fußball. „Für mich war es ein richtig gutes Zweitliga-Spiel, vielleicht eines der besten der bisherigen Saison“, erklärte HSV-Trainer Dieter Hecking heute Mittag mit etwas Abstand in einer Presserunde. Die emotional geführte Partie hatte nach Treffern von Lukas Hinterseer (15.) und Fabian Klos (50.) aus Sicht des neutralen Fußballfans am Ende vielleicht keinen Verlierer verdient gehabt, so dass Hamburgs Linksverteidiger Tim Leibold treffend von einem „Punktgewinn für beide Mannschaften“ sprach. Fußballlehrer Hecking hob wiederum den nächsten Entwicklungsschritt seiner Mannschaft hervor, die der robusten Spielweise der Hausherren und dem Druck des Heimpublikums in der zweiten Hälfte erfolgreich trotzte und so noch einen Punkt aus Bielefeld mitnahm. Gleichzeitig betonte der 55-Jährige, das jener Entwicklungsstand sein vorrangiger Maßstab in der Beurteilung des Teams sei. Das kommende Heimspiel gegen den Tabellenzweiten aus Stuttgart am Sonnabend (ab 12:45 Uhr live im HSVnetradio) im Volksparkstadion sollte man für sich betrachtet deshalb nicht zu hoch hängen: „Das ist eine mediale Geschichte, die für mich am Thema vorbeigeht. Jedes Spiel hat seine Wichtigkeit. Für mich zählt, dass die Mannschaft eine Entwicklung nimmt. Wir haben gestern gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und so müssen wir weiterspielen.“     

Im Detail sprach Dieter Hecking in der Medienrunde über… 

... das gestrige Spiel: Wir haben es in der ersten Hälfte sehr, sehr gut gespielt. Das Stadion war weitestgehend ruhig und jeder hat gesehen, dass eine Spitzenmannschaft auf einem guten Weg war, drei Punkte aus Bielefeld mitzunehmen. Die eine Aktion mit dem Ausgleich hat dann das ganze Spiel kippen lassen. Wir haben dann gesehen, dass Bielefeld ebenfalls gut ist, die Atmosphäre hochkommt und wir zulegen müssen, wenn eine Mannschaft so robust in den persönlichen Zweikämpfen gegen uns agiert. Letztlich haben wir diesem Druck aber standgehalten und uns deutlich besser gewehrt als noch im Derby bei St. Pauli. Wir haben weniger Fußball gespielt, besonders in der Phase zwischen der 55. und 75. Minute, aber wir haben deutlich mehr Präsenz in den Zweikämpfen gezeigt. Letztlich haben wir mit einigen Tiefen ein richtig gutes Auswärtsspiel gezeigt.  

... die umstrittene Szene vor dem Ausgleich: Für mich ist der erste Schubser gegen Vagnoman ein klares Foul. Deshalb kommt er überhaupt erst in die Bredouille. Der Schiedsrichter hat es am Ende so entschieden und wir müssen auch lernen, trotzdem die Aufmerksamkeit weiterhin auf das Spiel zu lenken. Davon haben wir uns gestern etwas abbringen lassen. In der Regel finde ich es gut, wenn ein Schiedsrichter eine lange Leine gibt, aber gestern war sie zu lang. Das muss ich klar sagen und bei dieser Meinung bleibe ich auch.  

... die Bedeutung der Top-Spiele: Wir brauchen die Spiele gegen Bielefeld und Stuttgart nicht zu hoch zu hängen. Ich habe mich über die Berichterstattung zuletzt sogar etwas geärgert, weil ich es nicht in Ordnung finde, wenn man sagt: „Jetzt gucken wir mal, wie weit sie sind.“ Das kommt bei mir und auch der Mannschaft so an, als ob die Spiele davor gar nicht gezählt hätten. Wenn wir die Spiele gegen Bielefeld und Stuttgart verlieren würden, ist doch angesichts der ersten neun Spiele nicht alles sofort schlecht. Dann haben wir die vielfach zitierte Standortbestimmung nicht bestanden, aber das zählt für mich alles nicht. Das ist eine mediale Geschichte, die für mich am Thema vorbeigeht. Jedes Spiel hat seine Wichtigkeit. In jedem Spiel kannst du stolpern und etwas für dich herausziehen. Für mich zählt, dass die Mannschaft eine Entwicklung nimmt. Wir haben gestern gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind und so müssen wir weiterspielen.     

... die nächsten Entwicklungsschritte: Wir haben gestern in der 1. Halbzeit gesehen, welche Entwicklung wir genommen haben. Wir haben es fußballerisch sehr gut gelöst, obwohl uns der Gegner hoch angelaufen hat. Wir sind bei unserem Spiel geblieben, auch auf die Gefahr hin einen tiefen Ballverlust zu haben. "Ferro" war gestern richtig gut im Spielaufbau, hat richtige Entscheidungen getroffen und das Spiel stets schnell gemacht. Zudem hatten wir eine gute Bewegung im Mittelfeld, so dass Bielefeld auch im zweiten Durchgang mit der Einwechslung von Yabo reagiert hat. Wir haben dann zu viele lange Bälle gespielt und waren auch bei den zweiten Bällen nicht mehr präsent, so dass man eher das Gefühl hatte, das Bielefeld als nächstes Team ein Tor erzielt. Das wurde erst wieder besser, als wir auf ein 4-5-1 in der Deckung umgestellt haben und ein besseres Anlaufverhalten hatten. Solche Umstellungen müssen uns im Spiel noch schneller gelingen. Wir wissen, dass wir in puncto Spielaufbau, Arbeit gegen den Ball und Tempowechsel innerhalb des Spiels noch besser werden müssen.  

… die HSV-Fans: Die Atmosphäre unserer Fans ist einer der Gründe, warum ich hier bin. Ich habe diese Atmosphäre schon immer gemocht. Das ist ein Stück weit HSV. Auswärts ist jeder unserer Fanblocks ausverkauft, das beflügelt die Mannschaft. Wir haben gestern bereits den Bogen für das Spiel am Sonnabend und Dienstag gespannt. Wir brauchen die gleiche Atmosphäre, die das Heimpublikum gestern in Bielefeld im Anschluss an den Ausgleich erzeugt hat. Jeden Zweikampf bejubeln, jede gute Aktion beklatschen und unsere Mannschaft unterstützen, wenn es auch mal Längen im Spiel gibt. Unsere Fans haben ohnehin ein Gespür dafür, deshalb ist das Spiel gegen Stuttgart auch ausverkauft. Das ist eine Riesenwertschätzung für die Mannschaft und ihre Leistung in den ersten zehn Spielen. Wir wollen unsere Zuschauer zufriedenstellen. Das liegt jetzt an uns!      

... die Personallage: Gideon Jung ist noch nicht ganz wieder bei 100 Prozent. Timo Letschert hat seine Sache gegen Bielefeld gut gemacht und ist im Rhythmus. Uns gibt es generell ein gutes Gefühl, wenn wir Spieler gleichwertig ersetzen können und besonders im Hinblick auf die Englische Woche personell Alternativen haben. Bei Aaron Hunt sieht es gut aus. Er scharrt mit den Hufen. Da müssen wir nochmal mit der medizinischen Abteilung sprechen, inwieweit ein Einsatz am Sonnabend in Frage kommt. Wir werden bei ihm mit seiner Vorgeschichte kein Risiko eingehen.