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Nachbericht

02.09.19

„Erfolg ist immer ein Produkt des Ganzen!“

Am Tag nach dem 3:0-Heimsieg gegen Hannover 96 sprach HSV-Trainer Dieter Hecking in einer Presserunde unter anderem über den gestrigen Erfolg, die anvisierten Zu- und Abgänge am letzten Tag der Transferperiode und die wichtige Bedeutung des Konkurrenzkampfes.   

Auf die Frage, wie ihm die Formulierung „Heckings Höhenflug“ gefalle, konnte HSV-Trainer Dieter Hecking am heutigen Vormittag in einer Presserunde nur müde abwinken. „Das finde ich nicht gut. Ich bin nicht der Höhenflug, sondern Erfolg ist immer ein Produkt des Ganzen“, erklärte der 54-jährige Fußball-Lehrer und führte aus: „Wir haben einen sehr guten Stab zusammen - angefangen mit Jonas Boldt und Michael Mutzel, die die sportlichen Geschicke leiten, über den Staff, in dem wir sehr gute Kollegen vorgefunden und andere erfolgreich integriert haben, bis hin zu einer homogenen Mannschaft mit hungrigen Spielern, die alle den nächsten Schritt machen wollen. Natürlich bin ich als Cheftrainer verantwortlich, aber ich sehe es immer als Teamarbeit.“ Wie exzellente Teamarbeit am Spieltag aussieht, hatte der gesamte HSV keine 24 Stunden zuvor im Nordduell gegen Hannover 96 eindrucksvoll gezeigt. Angefangen mit einer atemberaubenden und das komplette Stadion füllenden Choreographie feierte der HSV einen überzeugenden Start-Ziel-Sieg gegen den Bundesliga-Absteiger, der mit Bakery Jattas späten Treffer zum 3:0-Endstand einen absoluten Gänsehautmoment als Krönung bereithielt.

„Freude über den Sieg und Euphorie von außen“ lässt Hecking angesichts dieses Auftritts selbstverständlich zu. Doch gleichzeitig weiß der erfahrene Trainer, dass trotz der bevorstehenden Länderspielpause, in der seine Schützlinge am Donnerstagnachmittag ein Testspiel beim Bundesligisten VfL Wolfsburg absolvieren, die nächsten schweren Aufgaben auf ihn warten. Darunter nicht nur das mit Spannung erwartete Stadtderby gegen den FC St. Pauli, sondern auch die Moderation des Konkurrenzkampfes innerhalb des Kaders, der mit dem heutigen letzten Tag der Sommertransferperiode nochmal an drei Stellen verändert werden soll. 

Im Detail sprach Dieter Hecking über… 

... das gestrige Spiel: Ich hatte vor dem Spiel schon meine Bedenken, da Hannover mit einer Reihe an erfahrenen Spielern weiß, wie es geht. Wenn dort das Führungstor fällt, platzt bei denen vielleicht der Knoten. Doch das haben wir gar nicht erst zugelassen. Wir haben nach einem kurzen Wackelstart gespürt, dass Hannover nichts dagegenhalten kann und wollten unbedingt auf das 2:0 spielen. Es war ein rundum perfekter Tag – beginnend mit der eindrucksvollen Choreographie der Fans. Wir haben eine total fußballbegeisterte Fanlandschaft und wollten ihnen einfach etwas zurückgeben. Das hat die Mannschaft in einer Form getan, die ich so nicht erwartet habe, die mich aber natürlich sehr zufrieden stimmt. Wir sind allerdings auch erst am 5. Spieltag. Euphorie von außen lasse ich gern zu, aber wir müssen auf dem Boden bleiben. Wir wissen, dass wir jetzt die Gejagten sind und jeder uns schlagen will.    

... den emotionalen Treffer von Bakery Jatta: Das ausgerechnet Baka das 3:0 erzielt, ist natürlich eine schöne Geschichte wie sie mal wieder nur der Fußball schreiben kann. Es war das Ereignis und darf in keinem Saisonrückblick fehlen. Wie das Stadion explodiert ist, diese Freude von Baka, den Mitspielern und Fans – das war ein toller Moment und zeigt, wie fest wir zu diesem Spieler stehen. Man hat gestern gespürt, dass diese Haltung seitens des Vereins auch bei den Fans gut ankommt, so dass diese volle Rückendeckung entsteht.             

... den anvisierten Transfer von Martin Harnik: Als gestern die ersten Nachrichten dazu aufploppten, gab es direkt die ersten Vorbehalte, obwohl der Spieler noch nicht einmal für uns gegen den Ball getreten hat. Das ist in meinen Augen unnötiges Schubladendenken. Denn wir haben uns im Vorfeld der bevorstehenden Verpflichtung sehr wohl Gedanken gemacht, was uns noch gut tun würde und den Erfolg hier weiter absichern kann. Wir sind dabei einstimmig zu dem Entschluss gekommen, auf einen erfahrenen Spieler zu setzen, der immer und in jeder Liga eine Quote in puncto Toren und Assists vorweisen konnte. Martin hat selbst sehr viel dazu beigetragen, dass dieser Wechsel zustande kommen kann. Er hat klar signalisiert, dass er aus Bremen nur weggeht, wenn es zum HSV geht. Ich habe in einem persönlichen Gespräch den Eindruck gewonnen, dass er zu Fuß nach Hamburg kommen würde, um hier in seiner Geburtsstadt mit dem HSV erfolgreichen Fußball zu spielen. 

… die geplanten Leihen von Berkay Özcan (zu Basaksehir Istanbul) und Manuel Wintzheimer (zum VfL Bochum): Wir reden über zwei ordentliche Spieler, auf dessen Positionen aktuell mehrere Konkurrenten spielen, die es sehr gut machen. Ich habe gestern zum Beispiel nochmal mit Manu gesprochen und versucht, ihm zu erklären, dass ich ihm keine Einsatzzeiten garantieren kann und er sich in einem Alter befindet, in dem er viel spielen muss. Nur über Einsatzzeiten wird er besser. Er bringt sehr viel mit, hat super Anlagen. Wir sind total von ihm überzeugt und werden Bochum deshalb auch keine Kaufoption geben. Wenn er sich dort entwickelt und rund 20 Einsätze absolviert, dann werden wir im Sommer einen besseren Spieler zurückkriegen.  

… die allgemeine Aktivität auf dem Transfermarkt: Ich habe gesagt, dass ich keine Ruhe geben werde. Vielleicht war es im letzten Jahr im Winter ein Fehler, nicht noch einmal auf dem Transfermarkt tätig zu werden. Ich möchte gern die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass wir erfolgreich sind. Wir haben jetzt zwölf Neuverpflichtungen getätigt. Das ist nicht selbstverständlich und dazu hat der Gesamtverein, sprich Vorstand und Aufsichtsrat entscheidend beigetragen. Wir haben dabei immer versucht, Überzeugungsarbeit zu leisten. In meinen Augen war es nötig, keinen halben, sondern einen 100-Prozent-Umbruch zu vollziehen. Es liegt an uns, die richtigen Spieler zu finden, die den Erfolg bringen können. Bisher hört sich alles gut an, aber wir haben erst fünf Spieltage absolviert.   

… den Konkurrenzkampf: Ich bin froh über jeden guten Spieler. Das gibt mir viele Variationsmöglichkeiten. Es ist meine Aufgabe, diesen Konkurrenzkampf jetzt zu moderieren. Es wird nicht nur zufriedene Gesichter geben. Das hat man gestern schon gesehen. Denn ich hätte natürlich auch anders wechseln können. Ich hätte zum Beispiel Jairo bringen können, der uns in Karlsruhe den Sieg klargemacht hat, oder Amaechi, der so zu seinem Debüt gekommen wäre. Jerry Dudziak sei nicht zu vergessen, der die ersten drei Spiele richtig gut gespielt hat und gestern gar nicht zum Einsatz kam. Man sieht: Die Konkurrenz ist groß. Wir haben aber vom ersten Tag an betont, dass jeder diese Situation verstehen muss. Wenn wir auf allen Positionen konkurrenzlos wären, dann schläft der ganze Laden ein. So kann sich jeder reiben, zeigen und beweisen. Das ist das Produkt, was man braucht, um erfolgreich zu sein.