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Nachbericht

22.10.17

Zwiespalt zwischen Leistung und Ergebnis

Der HSV zeigte gegen den FC Bayern München kämpferisch und fußballerisch eine sehr gute Leistung, doch die Punkte blieben leider erneut aus. Der Trainer ist nun mehr denn je gefragt, die richtigen Schlüsse aus beiden Erkenntnissen zu ziehen.

Zwei Dinge wurden auch am Tag nach dem 105. Nord-Süd-Klassiker zwischen dem HSV und dem FC Bayern München heiß diskutiert: Zum einen war es natürlich die Rote Karte gegen Gideon Jung, der in der 39. Spielminute nach einem Foul an Kingsley Coman des Feldes verwiesen wurde, und der damit verbundenen spielentscheidenden Unterzahl-Situation des HSV, zum anderen war es die grundsätzliche Einordnung der Leistung und des daraus resultierenden Ergebnisses. „Das ist der Zwiespalt, indem du dich befindest. Auf der einen Seite hast du als Trainer die Aufgabe, die Mannschaft für ihre Leistung zu bewerten, auf der anderen Seite ist es für uns wichtig, dass wir Ergebnisse einfahren und Punkte holen. Deshalb bin ich hin- und hergerissen. Ich hätte gestern gerne ein bisschen weniger Lob bekommen, stattdessen lieber einen oder sogar alle drei Punkte gemacht“, gab Markus Gisdol am Sonntag (22. Oktober) nach der Regenerationseinheit Einblicke in seine Analyse.

HSV.deschaut ebenfalls noch einmal auf die gestrige Partie und die 0:1-Niederlage gegen den deutschen Rekordmeister zurück, gibt einen Überblick über die Personallage und wagt einen Ausblick auf die kommenden Tage.

Zum Spiel: Der HSV bot dem Branchenprimus der Bundesliga, der unter Jupp Heynckes wieder auf dem Weg zu altbekannter Stärke zu sein scheint, im ausverkauften Volksparkstadion ordentlich Paroli. Darüber waren sich alle Beteiligten nach Abpfiff einig. „So lange es elf gegen elf war, haben wir nicht nur defensiv überzeugt, sondern auch offensiv. Wir hatten gute Balleroberungen, Bayern hat bis auf einen Schuss von Arjen Robben in der ersten Halbzeit nichts gehabt. Es war nicht nur kämpferisch eine gute Leistung, sondern auch fußballerisch“, betont Gisdol. Auch Jupp Heynckes hatte in der Pressekonferenz bereits lobende Worte für den Auftritt der Rothosen verteilt.

„Das kann man immer leicht sagen, wenn man trotzdem gewonnen hat. Gestern war es aber wirklich so, das hat, denke ich, jeder gesehen, speziell als es noch elf gegen elf war“, sagt Gisdol und spricht damit die Szene in der 39. Minute an, in der Gideon Jung seinen Gegenspieler Kingsley Coman kurz hinter der Mittellinie mit einem beherzten Einsteigen mit dem langen Bein zu Fall brachte. „Ich finde nach wie vor, dass man diese Rote Karte nicht geben muss. Mehr als eine Gelbe Karte hätte es nicht sein müssen. Und ich sehe auch, wie viele Leute jetzt darüber diskutieren. Das sagt eigentlich schon alles darüber aus“, ärgert sich der HSV-Trainer nicht nur darüber, dass er mit Jung auf einen der besten Spieler der letzten Wochen ab dieser Minute verzichten musste, sondern vor allem darüber, dass damit die Begegnung gegen Bayern München zu einem so frühen Zeitpunkt maßgeblich verändert wurde.

„Es war eine gravierende Entscheidung. Es wäre interessant geworden, wie das Spiel weitergelaufen wäre, weil wir auch auf der Bank noch ein paar gute Optionen hatten“, sagt Gisdol wohlwissend, dass dies natürlich alles hypothetisch ist. So bleibt ihm die Erkenntnis, dass seine Mannschaft auch in Unterzahl weiter dagegenhielt und zum Schluss, nachdem Bayern einige große Chancen fahrlässig liegengelassen hatte, sogar noch einmal drauf und dran war, für eine Überraschung zu sorgen. „Wir hatten es in den letzten Wochen gegen die Spitzenteams öfter, dass wir für eine gute Leistung überall gelobt werden. Entscheidend ist, dass wir die Leistung, die wir gestern gebracht haben, in Punkte ummünzen. Wir müssen daran arbeiten, daraus Punkte zu machen und nicht nur davon zu sprechen“, will sich der Trainer darauf nicht ausruhen und auch keine Ausreden suchen.

Zur Personalsituation: Gegen Bayern München musste Markus Gisdol kurzfristig auf Albin Ekdal (Rückenprobleme) und Sejad Salihovic (Sprunggelenk) verzichten. Beim Schweden werden die kommenden Tage darüber entscheiden, ob er gegen Hertha BSC wieder eine Alternative darstellen kann. „Wir werden wohl bis zum Winter mit diesen Problemen bei ihm kämpfen. Es ist aber möglich, dass er gegen Berlin dabei ist“, erklärte Gisdol. Salihovic mischte am Sonntag schon wieder auf dem Platz mit. Vasilije Janjicic durfte das Krankenhaus nach seiner Virus-Infektion verlassen, wird aber für das kommende Spiel noch keine Alternative sein. „Er darf in dieser Woche noch keinen Leistungssport betreiben“, berichtet Gisdol. 

Erfreuliches gab es gegen Bayern von zwei anderen HSVern zu berichten: Rick van Drongelen stand nach seinem Knochödem im Beckenbereich das erste Mal wieder in der Startelf und machte seine Sache sehr gut, genau wie Douglas Santos, der seit dem Spiel in Hannover mal wieder von Beginn an ran durfte. „Das System tat ihm ganz gut“, betont Gisdol und meint damit die Umstellung auf eine Dreierkette und den vorgerückten Außenverteidigern. Auch Gotoku Sakai konnte in dieser taktischen Ausrichtung auf der Sechserposition überzeugen. „Go ist immer eine Alternative auf der Sechs“, bestätigt der Trainer noch einmal.

Zu guter Letzt konnte auch Filip Kostic wieder ein paar Einsatzminuten nach seiner Muskelverletzung sammeln, so dass dem Trainer für das Auswärtsspiel in Berlin eigentlich genug Alternativen und Möglichkeiten offenstehen sollten. Gideon Jung wird nach seiner Roten Karte aber sicherlich für mindestens ein Spiel gesperrt werden.

Der Ausblick: In den letzten Jahren erwiesen sich die Herthaner stets als sehr heimstark. Für die Hamburger war in Berlin nicht viel zu holen. Der letzte Erfolg datiert aus der Saison 2011/12 (2:1), dennoch traut Gisdol der Mannschaft natürlich auch in der Hauptstadt etwas zu, will sich aber nicht auf die Leistung gegen Bayern ausruhen. „Von alleine wir dies sicher nicht kommen. Darauf dürfen wir uns nicht verlassen. Es ist eine schwierige Phase, aus der wir uns jetzt herausarbeiten müssen. Da geht nichts leicht oder es fällt dir von alleine zu. Das ist ein schwieriger Weg. Wir müssen sehr gut trainieren und uns top vorbereiten auf die nächsten Partien“, so der Trainer.

 

Die Presserunde mit Markus Gisdol seht ihr bei HSVtv!