
Saison
22.08.25
Gegnercheck: Traditionsclub im Jubiläumsjahr
Borussia Mönchengladbach war der letzte Bundesliga-Gegner des HSV – und ist nun auch der erste nach der Rückkehr. Im Gegnercheck blickt hsv.de auf die Elf vom Niederrhein und deren Entwicklung.
17 Gegner warten in der Bundesliga-Saison 2025/26 auf den Hamburger SV. Einigen davon sind die Rothosen in den vergangenen sieben Jahren der Zweitklassigkeit nicht mehr begegnet, sodass hsv.de in Form eines "Gegnerchecks" ausgewählte Kontrahenten unter verschiedenen Gesichtspunkten näher vorstellt. Wie lief das letzte Duell mit dem HSV? Was hat sich in den vergangenen sieben Jahren im Club getan? Welcher Spieler steht besonders im Fokus? Und was gibt es noch Wissenswertes? Antworten auf all diese Fragen liefert in kompakten Info-Häppchen der "Gegnercheck". Den Auftakt macht Traditionsverein Borussia Mönchengladbach, bei dem der HSV am Sonntag im Rahmen des 1. Spieltags der Bundesliga-Saison 2025/26 zu Gast ist (ab 17.15 Uhr live im HSVnetradio).

Das letzte Mal: Die Spieltagsplaner der DFL wollten es wohl so: Der Hamburger SV kehrt nach sieben Jahren ausgerechnet gegen den Gegner in die Bundesliga zurück, gegen den er am 12. Mai 2018 auch die Bühne verließ: Borussia Mönchengladbach. Exakt 2660 Tage werden am Sonntag zwischen der besagten Partie und dem dann 101. Duell zwischen den beiden Traditionsclubs in der Bundesliga liegen.
Das letzte dieser Aufeinandertreffen gewannen die Rothosen trotz des ersten Abstiegs der Vereinshistorie mit 2:1 (1:1) durch Treffer von Aaron Hunt und Lewis Holtby. Den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 1:1 markierte mit Josip Drmic zudem ein Ex-HSVer. Von den damaligen Akteuren auf dem Platz sind übrigens nur noch zwei verblieben. Aufseiten des HSV ist es Bakery Jatta, der mit 180 Partien zugleich Zweitliga-Rekordspieler der Hamburger wurde, und beim VfL Nico Elvedi. Weiterer Funfact: An der Seitenlinie coachte für die Fohlen damals noch Dieter Hecking, der wenig später in der Saison 2019/20 vergeblich versuchte, den HSV zurück ins Oberhaus zu bringen.
Die vergangenen sieben Jahre: Apropos Hecking: Die Trainerlegende führte Borussia Mönchengladbach 2018/19 in der ersten Bundesliga-Saison ohne HSV-Beteiligung furios von Platz 9 auf Rang 5 und damit ins internationale Geschäft. Umso überraschender kam es, dass der damalige Sportdirektor Max Eberl im folgenden Sommer einen Trainerwechsel vollzog und fortan auf Marco Rose setzte. Dieser führte die Fohlen noch einen Platz höher und damit in die Champions League. Doch die Teilnahme an der Königsklasse bedeutete eine nachhaltige Abwärtsspirale. Insgesamt dreimal und so auch zuletzt Rang 10, sowie einmal Platz 8 und in der Saison 2023/24 sogar mit zwischenzeitlichen Abstiegsängsten verbunden nur Platz 14 standen in der Folge zu Buche. Auf Rose folgten Adi Hütter, Daniel Farke und der aktuelle Coach Gerardo Seoane.
Für die Fohlen steht nach fünf Jahren im Mittelfeld nun eine ganz besondere Spielzeit an, da der am 1. August 1990 gegründete Traditionsclub sein 125-jähriges Jubiläum feiert. In dieser Saison soll wieder in der oberen Tabellenhälfte angegriffen werden.

Der Spieler im Fokus: Tim Kleindienst ist den HSV-Fans noch aus der 2. Liga in leidvoller Erinnerung. Beim 1. FC Heidenheim avancierte er in der Saison 2022/23 mit 25 Saisontoren zum Aufstiegshelden. Dabei entriss er dem HSV am 34. Spieltag mit seinem Siegtreffer in der 9. Minute der Nachspielzeit zum 3:2 beim SSV Jahn Regensburg noch den Aufstieg. Das tat und tut noch immer weh, doch der sportlichen Entwicklung des 29-jährigen Mittelstürmers muss man fair Respekt zollen. Auch in der Bundesliga traf Kleindienst - zunächst zwölfmal für den FCH und dann in der Vorsaison nach seinem Wechsel auch satte 16-mal für den VfL. Dabei kam Kleindienst auch zu Nationalmannschaftsehren, absolvierte sechs Länderspiele (vier Tore) mit dem Adler auf der Brust. Zu dieser Saison wurde der beidfüßige Angreifer dann sogar zum VfL-Kapitän ernannt. Extrem steiler Aufstieg also, der jüngst aber einen Rückschlag erlitt. Aufgrund einer Meniskusverletzung verpasste Kleindienst das Saisonfinale, musste unter das Messer und fehlt seinem Team auch zum Start in die neue Saison.
Der Trainer: Gerardo Seoane Castro geht in Mönchengladbach in seine dritte Spielzeit und steht gegen den HSV vor seinem 76. Pflichtspiel für die Borussia. Länger war zuletzt nur besagter Dieter Hecking im Amt, der von 2016 bis 2019 für die Fohlen tätig war. Der Schweizer, Verfechter einer 4-2-3-1-Grundordnung sowie eines gegenpressenden und laufintensiven Spielstils, war auf den Trainerbänken der Bundesliga bereits zuvor ein bekanntes Gesicht. Von Juli 2021 bis Oktober 2022 coachte er Bayer 04 Leverkusen. Interessant: Seoane, der sowohl das Schweizer Bürgerrecht als auch die spanische Staatsbürgerschaft besitzt, ist sprachlich extrem versiert und gilt als kommunikationsstark. So spricht er sechs Sprachen fließend – darunter Deutsch, Spanisch, Englisch, Französisch, Italienisch und Portugiesisch.

Schon gewusst? Der Begriff „Fohlenelf“ für Borussia Mönchengladbach stammt aus den 1960er-Jahren. Als Geburtsstunde gilt die Saison 1964/65. Damals spielte die Mannschaft unter Trainer Hennes Weisweiler († 1983) einen extrem dynamischen, schnellen und unbekümmerten Offensivfußball. Die Gladbacher setzten zugleich stark auf junge Spieler wie Jupp Heynckes, hatten mit einem Durchschnittsalter von 21,5 Jahren die jüngste Regionalliga-Mannschaft. Damit wirkte die Mönchengladbacher im Vergleich zu den erfahrenen Teams der Liga fast wie „ungestüme Jungpferde“. Reporter Wilhelm August Hurtmanns griff diese Metapher in seinen Artikeln für die Rheinische Post auf und sprach bald von der „Fohlenelf“, weil die Mannschaft zwar manchmal noch ungestüm, aber zugleich voller Energie, Tempo und Spielfreude war. Am Ende stieg der VfL über die Aufstiegsrunde erstmals in die Bundesliga auf und zählte in den 1970er-Jahren mit weiteren Fußballgrößen wie Günter Netzer, Berti Vogts, Herbert Wimmer, Rainer Bonhof und Allan Simonsen zu den besten Mannschaften Europas. Das Etikett „Fohlenelf“ blieb haften und wurde zum festen Markenzeichen des Vereins.